Realsozialismus
Beitræge
FORVM, No. 64

Warum wir nicht schweigen dürfen

April
1959

Mit Unterstützung des „Kongreß für die Freiheit der Kultur“ erschien vor kurzem im Verlag Plon, Paris, eine Dokumentensammlung über die Hinrichtung Imre Nagys („La Vérité sur l’Affaire Nagy“). Das Vorwort, das der Nobelpreisträger Albert Camus dem Buch mitgab, hat gute Aussicht, ein klassisches Zeugnis für (...)

FORVM, No. 171-172

Marx irrte — irrte Marx?

März
1968

Als zornige, wenngleich nicht mehr ganz junge Männer ihrer Parteien präsentierten sich Mitte September v. J. an der Goethe-Universität, Frankfurt, bei deren internationalem Kolloquium „Kritik der politischen Ökonomie heute — 100 Jahre ,Kapital‘“ Dr. Theodor Prager, vom ZK der KPÖ, und Prof. Predrag (...)

FORVM, Heft 173
Glossen zur Zeit

Keine Romantiker in Prag

Mai
1968

In den immer noch finsteren Zeiten, in denen wir leben, ist Prag der Schimmer einer großen Hoffnung. Ebenso tapfre wie besonnene Kommunisten sind am Werk, Irrtümer der Vergangenheit aufzudecken, Verbrechen gutzumachen, das Modell einer modernen, demokratischen, sozialistischen, Gesellschaft zu (...)

FORVM, Heft 173
Glossen zur Zeit

Studenten in Prag

Ein Erlebnis-Bericht
Mai
1968

Seit jenem nun schon historischen 2. Juni 1967 ist kaum eine Woche vergangen, in der die Hamburger „ZEIT“ nicht von der Revolte der deutschen Studenten berichtet hätte. In den letzten Wochen verdrängen mehr und mehr die Warschauer und Prager Kollegen die Dutschkes und Teufels von den Seiten der (...)

FORVM, No. 174-175

Die neue Revolution

Juni
1968

Die Internationale Redaktion des Neuen FORVM/DIALOG diskutiert mit 1000 Studenten im Hörsaal 1 der Universität Wien, 5. April 1968. Gesprächsteilnehmer: Giulio Girardi SDB, Prof. d. Päpstlichen Universität der Salesianer, Rom; Philosoph und Theologe. Lucien Goldmann, Prof. d. École Pratique des (...)

FORVM, No. 176-177

Enkel der Ochrana

August
1968

Bloch, der bedeutendste deutsche Philosoph der Gegenwart, Marxist, ist Gründungsmitglied unseres Internationalen Komitees für den Dialog. Gegen Demokraten helfen nur Soldaten. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, 1848 Das grauenvolle Prager Geschehen wird nie vergessen werden. Stalin war (...)

FORVM, No. 176-177

Konsequenzen aus der Aggression

August
1968

Eine außerordentliche Sitzung der österreichischen Mitherausgeber des NEUEN FORVM sowie der in Wien aus Anlaß des Philosophenkongresses anwesenden Mitglieder unseres Internationalen Komitees für den Dialog tagte am 4. September gemeinsam mit Vorstand und Wissenschaftlichem Beirat der (...)

FORVM, No. 176-177

Gemeinsames Unglück

August
1968

Hromádka, 79 Jahre, Professor in Prag, ist protestantischer Theologe von Weltruf; seit der Oktoberrevolution und auch während der Stalinzeit ergebener Freund der Sowjetunion, Präsident der sowjetfreundlichen Christlichen Friedenskonferenz, Gründungsmitglied unseres Internationalen Komitees für den (...)

FORVM, No. 176-177

Breschnjew, abtreten!

August
1968

Garaudy, an der Universität Moskau promoviert, Professor der Philosophie, Politbüromitglied der KPF, ist Gründungsmitglied unseres Internationalen Komitees für den Dialog, Initiator des Dialogs in Frankreich. Hier kann es keinerlei Kompromiß geben: die Standfestigkeit der tschechoslowakischen (...)

FORVM, No. 176-177

Panzersozialismus

August
1968

Machovec, Professor für Philosophie an der Karls-Universität, ist Gründungsmitglied unseres Internationalen Komitees für den Dialog, Initiator des Dialogs in der ČSSR. An meine Freunde, zugleich auch an alle anderen Universitätskollegen, Wissenschafter und Studenten der ganzen Welt. Meine Freunde, (...)

FORVM, No. 176-177

Schändung der Sowjetunion

August
1968

Unser Gewissen drängt uns, die unterzeichneten österreichischen Kommunisten, in aller Klarheit zum Moskauer Abkommen und der sogenannten „neuen Realität“ in der ČSSR Stellung zu nehmen. In Moskau wurde kein Vertrag zwischen gleichen Partnern abgeschlossen. Es war ein Diktat, eine Erpressung an den (...)

FORVM, No. 176-177

Lahme Sozialdemokratie

August
1968

„Selbst wenn uns ein Erdbeben verschlänge“, sagte Eduard Goldstücker noch vor wenigen Wochen, „würde unser Experiment für die ganze demokratische Linke seine Bedeutung behalten.“ Indessen ist das Erdbeben gekommen. Allenthalben atmen die Kalten Krieger auf. Was noch nie vereinigt war — Demokratie und (...)

FORVM, No. 178

Alle Macht ist verseucht

Oktober
1968

Zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Aufsatzes ist Ernst Fischer, Mitglied unseres Internationalen Komitees für den Dialog, noch Mitglied des ZK der KPÖ. Die Macht ist die Mutter des Krieges. Hinter dem Haben und Herrschen steht die Gewalt, hinter jeder Gewalt der Tod, häufig verhüllt, doch (...)

FORVM, No. 178

Sozialismus in der Phase der Selbstkritik

Oktober
1968

In den vergangenen 15 Jahren haben sich im Leben der sozialistischen Staaten Europas tiefreichende Veränderungen durchgesetzt — in fast allen Bereichen, von der Ökonomie bis zur Kultur. Bei aller Verschiedenheit haben diese neuen Züge — Anlaß zu so vielen Diskussionen und noch mehr Mißverständnissen (...)

FORVM, No. 184/I

Rosa Bär, roter Drache

April
1969

Kannst du eine Frage nicht lösen? Nun gut, dann untersuche doch ihren gegenwärtigen Stand und ihre Geschichte! ... dann findest du auch die Methode zur Lösung der Frage. Mao Tse-Tung Dieser Artikel basiert auf (kritisch gelesenen) Meldungen und Kommentaren der westdeutschen beziehungsweise (...)

FORVM, No. 185

Stalinismus mit menschlichem Gesicht

Reiseeindrücke aus Prag
Mai
1969

I. Eindruck: Russenhass Als ich in Prag ankam, feierte man gerade Lenins Geburtstag mit je einer tschechoslowakischen und sowjetischen Fahne auf den Laternenpfählen der Leninstraße. Außer auf Laternenpfählen sind die beiden Nationen heute in jeglicher Hinsicht getrennt. Mit der gleichen (...)

FORVM, No. 185

Kommunistische Ehrenrettung

Zur Absetzung Dubčeks
Mai
1969

An das Politbüro der KPÖ Höchstädtplatz 3 Wien z.Hd. Franz Muhri Wir haben mit der Absetzung Dubčeks in den letzten Tagen einen weiteren Höhepunkt der Entwicklung in der ČSSR erlebt. Voll Sorge und Bitterkeit verfolgen wir die schrittweise Vollendung jenes Werkes, welches am 21. August 1968 begonnen (...)

FORVM, No. 185

ČSSR: Moskaus Vietnam

Deklaration des Stockholmer Kriegsverbrechergerichtes, 1. und 2. Februar 1969
Mai
1969

Der Internationale Gerichtshof gegen Kriegsverbrechen wurde von Bertrand Russell ins Leben gerufen aus Anlaß des großen amerikanischen Verbrechens gegen das kleine vietnamesische Volk. Russell wandte sich an eine Reihe von Personen mit der Bitte, Mitglieder dieses Gerichtshofes zu werden; jene, (...)

FORVM, No. 185

Prognose: Militärdiktatur in Moskau

Mai
1969

Im Nachhang zu der vom NEUEN FORVM, Kritischer Klub, veranstalteten Diskussion mit Milovan Djilas im überfüllten Hörsaal 1 der Wiener Universität am 6. Mai lassen wir den Autor hier ein bißchen Orwell spielen: wie wird 1984 die Welt, speziell der Weltkommunismus, aussehen? Man möge diese Prognose (...)

FORVM, No. 186/187

Kommunofaschismus in Polen

Juni
1969

Ich habe mir oft Gedanken darüber gemacht, daß Sie sich aus einer Art Idealismus zu weit mit der polnischen Angelegenheit einlassen könnten. Bei aller Sympathie mit der gegenwärtigen dortigen Regierung kann ich nicht an der Labilität der Verhältnisse zweifeln. Nach einiger Zeit werden die (...)

Internationale Situationniste, Numéro 12

Reforme et contre-reforme dans le pouvoir bureaucratique

septembre
1969

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FORVM, No. 191/II

Schwanengesang im ZK

Letzte Rede nach Abhalfterung, 26. September 1969
November
1969

A. D.s nachfolgende Rede im ZK, samt Zwischenbemerkungen der nun führenden Neostalinisten Kolder und Bílek, steht in keiner Zeitung der ČSSR, zirkuliert aber in handgeschriebenen Kopien. Dubček: Ich akzeptiere meine Abberufung aus dem Parteipräsidium und aus dem Vorsitz der Nationalversammlung. Mit (...)

FORVM, No. 191/II

Gewissen contra Parteilinie

Wortlaut des Briefes an die Zentrale Schiedskommission der KPÖ
November
1969

3. August 1969 An die Zentrale Schiedskommission der KPÖ Werte Genossen, in Eurem Schreiben vom 15. Juli ist von „Normen“ der Partei die Rede; ich werde gefragt, wie ich mich „in Hinkunft zur Einhaltung der Statuten und Beschlüsse unserer Partei“ stelle. Zunächst also: Zum Kommunisten wird man (...)

FORVM, No. 192

Marx, reideologisiert

1. Teil des Essays „Dialektik des Materialismus“
Dezember
1969

R. H. nähert sich der Vollendung seines 60. Lebensjahres (geb. 11.3.10, München). Aus all seinen Ämtern verjagt (bis 1963 Mitgl. d. Volkskammer‚ bis 1964 Ordinarius u. Direktor d. Inst. f. phys. Chemie, Humboldt-Univ., bis 1966 Mitgl. d. Dtsch. Akad. d. Wiss.), lebt er nun von seiner Rente als (...)

FORVM, No. 194/I

Genosse Ausgeschlossener

Zu Ernst Fischers Memoiren
Februar
1970

Frei nach Hebbel ist die KPÖ eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält: Nach dem Ausschluß Ernst Fischers Ende Oktober 1969 begann die Säuberung in der KPTsch erst in voller Schönheit, säuberte die KPI — immer noch die liberalste — drei prominente Linksabweichler (Natoli, Pintor, Rossana (...)

FORVM, No. 194/I

Scheidebrief ans ZK

Februar
1970

Wien X, 21. Dezember 1969 An das Zentralkomitee der KPÖ zu Handen des Vorsitzenden Franz Muhri Höchstädtplatz 3 1200 Wien Werte Genossen, ich glaube, wir haben den Punkt erreicht, wo wir einander nichts mehr zu sagen haben. Immerhin will ich Euch mitteilen nicht nur, daß, sondern auch, warum ich (...)

FORVM, No. 194/II

Schwanengesang im ZK

Februar
1970

Ende Jänner löste Paradestalinist Lubomir Strougal den letzten Paradereformer Oldrich Cernik als Ministerpräsident der ČSSR ab. Unterdessen zirkulieren im Land die illegalen Blätter mit dem Schwanengesang Josef Smrkovskys, des härtesten aller Neokommunisten, Ende September 1969 im Plenum des ZK, in (...)

FORVM, No. 195/II

Erst Demokratie, dann Wirtschaftsreform

Gespräch (I. Teil: im vorigen Heft)
März
1970

Man meint oft, das System der Arbeiterselbstverwaltung sei eine speziell jugoslawische Entdeckung. Gehört sie nicht eher allgemein zum Begriff des Sozialismus? Die Selbstverwaltung der Produzenten ist jedenfalls eines der wichtigsten Probleme des Sozialismus. Selbstverwaltung steht im Gegensatz (...)

FORVM, No. 195/II

Brief an Husak

März
1970

O. S., Professor für Nationalökonomie in Prag, nun in Basel, stellv. Ministerpräsident neben Dubček, Reformerhaupt, Lieblingsziel Moskaus, im Oktober 1969 aus der Partei gesäubert. An das Präsidium der KPC: Sie sind nun die politischen Repräsentanten der Tschechoslowakischen Sozialistischen (...)

FORVM, No. 196/I

Polnischer Polizeisozialismus

April
1970

Wladyslaw Bienkowski war in den vierziger Jahren einer der Mitbegründer der PPR (Polnische Arbeiterpartei, das heißt, Kommunistische Partei), einer der nächsten Mitarbeiter und Chefideologe Gomulkas, Verantwortlicher für die illegale Parteipresse, Autor der Konzeption eines „polnischen Weges zum (...)

FORVM, No. 197/I

Sowjetdemokratisches Manifest

Mai
1970

M. A. Sacharow, Physiker, Mitglied der Sowjetischen Akademie der Wissenschaften, einer der Väter der sowjetischen H-Bombe, schrieb 1968 einen Text, der in der Sowjetunion von Hand zu Hand zirkulierte und im Westen veröffentlicht wurde („Wie ich mir die Zukunft vorstelle. Gedanken über Fortschritt, (...)

FORVM, No. 198/I

Polnischer Polizeisozialismus

Juni
1970

Im Anfang-April-Heft schilderte W. B. den Übergang von der Partei- zur Polizeiherrschaft in Polen. Hier exemplifiziert er seine Soziologie an Hand der jüngsten Geschichte, beginnend mit den Studentenunruhen im März 1968. B. ist Pole und Marxist (Biographie im Anfang-April-Heft). Er liefert in (...)

FORVM, No. 198/II/199

Kuba: Zucker mittels Militarisierung

Juli
1970

In Kuba wird heuer ein Fest stattfinden, wie es die Insel noch nie erlebt hat. Um den 15. Juli wird man das letzte Zuckerrohr schneiden, das für die Herstellung von 10 Millionen Tonnen Zucker notwendig ist. Auf der Trocha von Santiago, auf der Rampa von Havanna wird man Tag und Nacht nach dem (...)

FORVM, No. 198/II/199

Gespräche mit Alexander Dubček

Juli
1970

Zur Vorgeschichte dieses Dokuments vgl. Ernst Fischer in diesem Heft, S. 742. [((Von der „Humanité“ weggelassen) Das Protokoll der Gespräche zwischen Waldeck-Rochet und Alexander Dubček wurde im Zentralorgan der tschechischen KP mit folgendem Vorspann veröffentlicht: „Dieses Dokument trägt in (...)

FORVM, No. 200/201

Über Castro

August
1970

„Ihr in Europa neigt dazu, die Persönlichkeit in der Geschichte zu unterschätzen“, sagte mir Armando Hart, führendes Mitglied der kubanischen Regierung; ohne Castro hätte es in Kuba keine Revolution gegeben, ohne Castro hätte Kuba weder den amerikanischen Druck noch auch die sowjetischen (...)

FORVM, No. 200/201

Landleben in Kuba

August
1970

Der vorliegende Aufsatz entstand nach einer längeren Studienreise durch Kuba und wurde auch in der FAO-Zeitschrift „Ceres“ unter dem Titel „Cuba: The Agricultural Worker is the real Winner“ veröffentlicht. Erich H. Jacoby wird voraussichtlich im Herbst 1970 nach Österreich kommen, um auf Einladung (...)

FORVM, No. 203/II

Bürger der CSSR, kapituliert nicht!

Flugblatt zum 52. Jahrestag der Republik
November
1970

Ein geheimes Flugblatt, das für die Bevölkerung zum Kampf für die Ideen des Prager Frühlings aufruft, wurde anläßlich des 52. Jahrestages der Gründung der Tschechoslowakischen Republik am 28. Oktober 1970 in der ganzen Tschechoslowakei verteilt. Das Flugblatt war von einer „Sozialistischen Bewegung (...)

FORVM, No. 205/206

Stalin gegen Yves Montand

„Das Geständnis“ von Costa-Gavras
Januar
1971

Der westliche Antikommunismus lebt von der Gleichsetzung des Kommunismus mit dem Stalinismus, wobei dieser, im Rahmen einer abstrakten Kritik des Totalitarismus, wiederum faschistischen Formen angeglichen wird. Erstere Gleichsetzung übersieht die historische Situation der Sowjetunion nach der (...)

FORVM, No. 208/I/II

ČSSR: gute Linke böse Linke

März
1971

Als seinerzeit die im Prager Frühling eingesetzten Arbeiterräte von der neuen tschechoslowakischen Regierung wieder abgeschafft wurden, gab es bedauernd-empörte Kommentare in der gleichen Presse, die im eigenen Land sogar eine geringfügige Erweiterung des Betriebsrätegesetzes als ersten Schritt zum (...)

FORVM, No. 209/I/II

Breschnjews Commune

Notizen zum XXIV. Parteitag der KPdSU
April
1971

Auf dem XXIV. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion griff Breschnjew in seinem Bericht den Vorschlag de Gaulles für eine Fünferkonferenz über atomare Abrüstung auf. Wir wünschen, daß diese diplomatische Initiative Erfolg hat. Aber so wenig die Unterstützung dieses Vorschlags eine (...)

FORVM, No. 212/I-IV

Nixon statt ultralinks

Mao besiegt die „Gruppe vom 16. Mai“
August
1971

K. S. Karol hatte nun mehr als zwei Monate lang Gelegenheit, jene Fabriken, Kommunen, Schulen, Universitäten wiederzusehen, die er von seiner letzten Chinareise 1965 kannte. Er durfte in den Nordosten (die alte Mandschurei), in die Provinz Kiangsi, die normalerweise ausländischen Besuchern nicht (...)

FORVM, No. 214/I/II

Technokratensozialismus

Zum „Richta-Report“ (makol-Verlag Frankfurt)
Oktober
1971

der gegensatz zwischen produktions- und marktökonomie ist ein grundwiderspruch des monopolkapitalismus: er reflektiert die private aneignung des gesamtgesellschaftlich produzierten mehrwertes als konstitutiven faktor der kapitalistischen gesellschaft. die rational organisierte technologie der (...)

FORVM, No. 217

Zur Krise des Sowjetkommunismus

Januar
1972

I. Ausbleiben des Weltoktobers Die kommunistische Weltbewegung ist am Ende des Ersten Weltkrieges entstanden als Reaktion auf drei welthistorische Ereignisse: das Versagen der zweiten, sozialistischen Internationale, die am Anfang des Ersten Weltkrieges ins Lager des Imperialismus, ins Lager (...)

FORVM, No. 223

Verstaatlichung in der DDR

Juli
1972

Von Februar bis April dieses Jahres wurden zahlreiche private und halbstaatliche Industriebetriebe in der DDR in Volkseigentum übergeführt. Um diese Maßnahmen in ihrem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung der DDR sehen und einordnen zu können, muß der Aufbau der (...)

FORVM, No. 226/227

Sowjetunion: bürgerlicher Staat ohne Bourgeoisie

Probleme der Übergangsgesellschaft
Dezember
1972

Was sind Übergangsgesellschaften, welche Entwicklungslinien lassen sich nachzeichnen, von welchen Widersprüchen werden sie.geformt und was sind ihre Perspektiven? Die Frage nach dem Charakter der Übergangsgesellschaften: Gesellschaftsformationen auf dem Weg zum Sozialismus sind theoretisch und (...)

FORVM, No. 226/227

In Ungarn kommt’s wie in Polen

Dezember
1972

I. Der nationale Weg Die demokratische Diktatur ist auf der gegenwärtigen Entwicklungsstufe prinzipiell mit der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Macht der Bourgeoisie unvereinbar, obwohl der ausdrückliche Klasseninhalt ihrer konkreten Zielsetzung und ihrer unmittelbar zu verwirklichenden (...)

FORVM, No. 228

Diese Partei ruinierte den Sozialismus

NF-Gespräch über die CSSR — I. Teil
Januar
1973

Was geschah, als 1945 die Sowjetarmee die Tschechoslowakei befreite? Wie verhielt es sich mit den Arbeiterräten, die sich namentlich in Böhmen bildeten? In den letzten Kriegsjahren gab es den Versuch im Untergrund, „národní vyborý“ — Nationalausschüsse — als Organe einer künftigen Lokalverwaltung zu (...)

FORVM, No. 229

Für 2. Revolution im Ostblock

II. Teil des NF-Gespräches
Februar
1973

Das Ziel revolutionärer Marxisten in einer Übergangsgesellschaft müßte es sein, die moderne Form der Arbeitermacht zu entdecken, das Gegenstück zu den russischen Sowjets während und nach der Revolution von 1917. Glauben Sie, daß dies einer der Inhalte des Prager Frühlings war, oder war dieser nur ein (...)

FORVM, No. 233

Wie kapitalistisch ist Jugoslawien?

Mai
1973

Die jüngste Entwicklung in Jugoslawien wird von manchen Beobachtern als eine aufgefaßt, die politisch gegen die „Rechte“ sich wendet, ökonomisch gegen die „Rekapitalisierung“ des Landes. Wie weit insbesondere letztere schon gediehen ist, deutet der nachfolgende Text an, der sich auf die (...)

FORVM, No. 234

Der Stalinismus ist tot

Zum Buch von Roy Medwedew
Juni
1973

Stalinismus — das ist heute noch Schimpfwort, Mythos und gebrochene Moral. Für die Sozialdemokraten gilt Stalin als Paradigma des Kommunismus, als Versatzstück des vulgären Antikommunismus und Gegenstück des „demokratischen Sozialismus“ à la Kreisky oder Brandt. Die junge kommunistische Bewegung, aus (...)

FORVM, No. 249/250

Von der Kapitalbürokratie zur Sozialbürokratie

Bürokratie in Ost und West
September
1974

1 Die Ost-West-Links-Rechts-Verkehrung Die gegenwärtige Situation der Linken in den Industrieländern ist, offen gesagt, beklagenswert. Ein großer Teil dieser Linken ist schon etabliert oder ist gerade im Begriff, sich in das gesellschaftliche Establishment zu integrieren. Diesem Teil der Linken (...)

FORVM, No. 255

Wider die rote Bourgeoisie

In Verteidigung der Gruppe Praxis
März
1975

Mit der Außerdienststellung der acht Belgrader Professoren im Jänner 1975 hat die Verfolgung des Praxis-Kreises einen neuen Höhepunkt erreicht — wenn auch, wie man befürchten muß, keinen Endpunkt. Das NEUE FORVM war seit jeher mit der Praxis verbunden: die Professoren Rudi Supek/Zagreb und Mihailo (...)

FORVM, No. 255

Gefährlicher Sozialismus

Über die sokratische Existenz der jugoslawischen Intellektuellen
März
1975

Auszüge aus der Ansprache des bekannten jugoslawischen Schriftstellers Dobrica Cosić (Partisanenroman „Fern ist die Sonne“) auf dem Symposium der Serbischen Philosophischen Gesellschaft in Divčibara am 9. Februar 1974, veröffentlicht in der philosophischen Zeitschrift Praxis (Nummer 3-5/Mai-Oktober (...)

FORVM, No. 257/258

Kritik der Planwirtschaft

Bürokratie und Arbeiterwiderstand in der DDR
Mai
1975

Die Arbeitswirklichkeit in den sozialistischen Ländern Osteuropas unterscheidet sich kaum von der des kapitalistischen Westens, nur die Bezeichnungen sind anders. Das zeigt nicht nur der jüngste Erfahrungsbericht von Miklós Haraszti aus Budapest (siehe die Rezension in diesem Heft), sondern auch (...)

FORVM, No. 273/274

Mehr Wahrhaftigkeit, Herr Nenning!

Ein Russe antwortet dem FORVM-Herausgeber
September
1976

Ich bekam Antwort auf meinen Brief an sowjetische Freunde, der im NEUEN FORVM im Oktoberheft 1975 unter dem Titel „Mehr Demokratie, liebe Russen!“ abgedruckt wurde: „Mehr Wahrhaftigkeit, Herr Nenning!“ — nicht sehr freundlich‚ aber immerhin sehr aufschlußreich. Vitalij Wassin ist einer der (...)

FORVM, No. 276

Die Revolution frißt ihre Mandarine

Das Ende der Ideologen
Dezember
1976

China ist wild In der „Pekingologie“ übertrifft die Wirklichkeit immer die Phantasie. Die chinesische Politik ist immer spektakulärer, als der kühnste Kolumnist vorauszusagen wagt. In China bekennt man sich mit größerer Offenheit als in allen anderen kommunistischen Staaten zum Kampf um die Macht. (...)

FORVM, No. 305/306

In Ungarn ist es noch Gold

Interview
Mai
1979

Der ungarische Poet und Soziologe Miklos Haraszti wurde durch seine Industriereportage bekannt, die 1975 zuerst in deutscher Sprache erschien („Stücklohn“, Rotbuch Verlag, Berlin). Haraszti, Jahrgang 1945, bekam schon als Student Schwierigkeiten mit den ungarischen Behörden, und zwar ausgerechnet (...)

FORVM, No. 305/306

In 10 Jahren Sieg

Geheimtreffen polnischer und tschechischer Dissidenten
Mai
1979

Die Internationalisierung der osteuropäischen Dissidentenbewegung hatte ihren spektakulärsten Höhepunkt in den Treffen zwischen Vertretern der Charta 77 und des polnischen Arbeiterverteidigungskomitees (KOR), die im Sommer 1978 begannen. Beim zweiten Treffen interviewten die KOR-Mitglieder Jan (...)

FORVM, No. 305/306

Nach Normalisierung hervorgeragt

Personalien aus dem Schattenreich
Mai
1979

Jiri Grusa: Schriftsteller, im Frühsommer 1968 wegen seines Romans „Der Fragebogen“ verhaftet. Das Buch erscheint jetzt in Deutsch. Jiri Hajek: Jahrgang 1913, in den dreißiger Jahren Funktionär der Sozialdemokratie, 1939-45 im deutschen Konzentrationslager, 1945-48 Funktionär der (...)

FORVM, No. 307/308

Der Stern von Zwentendorf zog mich her

Von der DDR nach Österreich aus ökologischen Gründen
Juli
1979

Wie jetzt bekannt wurde, wird der Philosoph Wolfgang Harich, 55, von einer nach Spanien und Österreich unternommenen Reise vorerst nicht in die DDR zurückkehren, sondern sich in Wien niederlassen. Hier sprach mit ihm über seine Motive der Diplomchemiker und Wissenschaftspublizist Hans Werner (...)

FORVM, No. 311/312

Konsum frißt Arbeiter

Soziologie der Budapester Autobusfabrik Ikarus
November
1979

Der „reale Sozialismus“ in Osteuropa hat viel mit dem realen Kapitalismus des Westens gemein: Akkord, Leistungsstreben, Statusdenken, Nebenarbeit, Schrebergärtnerei, Fernsehabschlaffung. Die jüngeren Soziologen der Budapester Schule gehen in die Fabrik und entdecken dort diese Übereinstimmung, die (...)

FORVM, No. 313/314
Andras Hegedüs / Tamas Földvari / Zoltan Zsille

Krach im Osten?

Interview
Januar
1980

Der Wolf und die real existierende Großmutter Andras, du hast den Vorschlag gemacht, zwecks Ausbau der Wirtschaftsreform in Ungarn autonome Interessenvertretungen — auch der Arbeiter — zuzulassen. Die gab es hier während der letzten 22 Jahre nicht. Wie soll das gehen? HEGEDÜS: Ich hoffe nicht (...)

FORVM, No. 315/316

Freßwelle

Beobachtungen in Budapest, Mitte Februar 1980
März
1980

Nach dem weihnachtlichen Überfall von Väterchen Frost auf Afghanistan — offenbar ein Sieg der Falken im Kreml — erwarteten alle einen Schlag gegen die Opposition in Osteuropa. Er kam nicht. Obwohl die polnischen Zustände, das offene und organisierte Auftreten von Systemfeinden, hinterm (...)

FORVM, No. 315/316

Sagen Sie mir ein Ziel

„Der kleine Valentino“ und das Titanic-Prinzip
März
1980

Die Hand am Hintern. Die rasselnde Kehlkopfsprechmaschine des Schofförs. Die getragene Arbeiterstatue, Die flammende Mülltonne. Die irre Alte mit der brennenden Schleppe. Die zerfallende Familie in der alten Wohnung. Fettsteiß Neokonsum in den Plattenseelokalen ... Der junge ungarische Film hat (...)

FORVM, No. 315/316

Das Leben ist keine Sachertorte mit Schlag

Ein antistalinistischer Film aus Ungarn, nacherzählt
März
1980

Ich habe einen ungarischen Film gesehen, den hätte ich nicht für möglich gehalten. Mitte Februar lief er in der 36. Woche in einem Budapester Kino: „Der Zeuge“ (A tanu) von Peter Bacso, in Farbe. 1968 fertiggestellt, durfte er ein Jahrzehnt lang nicht gezeigt werden; immer noch ist er, soviel ich (...)

FORVM, No. 315/316

Lukács im Eck

Die letzten Jahre aus dem Nachlaß
März
1980

Nach seiner Beteiligung an den „ungarischen Ereignissen“ des Jahres 1956 auf der Seite der Regierung Nagy blühte Georg Lukács nur mehr im Verborgenen. 11 Jahre später wieder in die Partei aufgenommen, behielt er seine orthodoxmarxistische Position zwischen Stalinismus und Westlertum bei, bis zu (...)

FORVM, No. 317/318

Im Meer von Blut kein Grund

Afghanistan und die Konsequenzen
Mai
1980

Militär geht im Kreis Afghanistan ist ein Staat von 650.000 Quadratkilometern und mehr als 20 Millionen Einwohnern. Auf einen Quadratkilometer kommen also im Durchschnitt 31 Personen (in Österreich 90, in der BRD 247). Staatsreligion ist der sunnitische Islam (im Gegensatz zum schiitischen (...)

FORVM, No. 319/320

Prager Frühstück

Notizen einer Heimkehr
Juli
1980

Eine tschechische Emigrantin kehrt für einige Tage in ihre Heimat zurück. Unter der Bleidecke von Okkupation und Kollaboration regt sich geistiges und politisches Leben, ein zartes Pflänzchen. Wir haben die Namen geändert, um die Betreffenden nicht zu gefährden. M. S. Kakao am Wenzelsplatz Halb (...)

FORVM, No. 319/320

Darf ich Sie einladen, Herr Präsident?

Offener Brief Julius Tomins an Gustav Husak
Juli
1980

Prag, am 7. April 1980 Herr Präsident! Am Freitag, den 14. März 1980 habe ich Ihre Kanzlei besucht, um Sie über das Vorgehen der Staatssicherheit gegen die Vorlesung von William Newton Smith zu informieren; das Thema lautete: die Fragen der Rationalität in den Wissenschaften. Ich teilte dem (...)

FORVM, No. 319/320

Kriegel: Wie ein galizischer Jude

die Ehre der Nation rettete
Juli
1980

Frantisek Kriegel wurde am 10. April 1908 in Stanislaw (Galizien) geboren. Bereits während seines Medizinstudiums in Prag engagierte er sich in der kommunistischen Bewegung. 1936-39 beteiligte er sich als Truppenarzt auf seiten der Republikaner am spanischen Bürgerkrieg, ging dann nach China, um (...)

FORVM, No. 319/320

Russen hussen

Juli
1980

Michael S. Voslensky: Nomenklatura. Die herrschende Klasse. der Sowjetunion, Verlag Fritz Molden, München 1980, 550 Seiten, DM 48, öS 360 Er kommt aus Rußland, war dort einer der wenigen Parade-Nichtkommunisten, die das Regime sich für den Kontakt mit diversen internationalen Organisationen (...)

FORVM, No. 321/322

Rätepolen

Augenzeuge der polnischen Auguststreiks
September
1980

„Marihijaha hilf!“ Gepfercht in den engen Korridor hinterm Portal Nr.2 der Leninwerft in Danzig, umweht von stickigem Atem und religiöser Inbrunst, nach einer Stunde Messe und einer Dreiviertelstunde Marienlitanei, ich wollte durch, aber das Tor war zu, und da geschah’s, die Arbeiter hatten sich im (...)

FORVM, No. 321/322

Realsozialismus dankt ab

Wirtschafts- und Systemkrise in Polen
September
1980

Ausgelöst wurden die polnischen Streiks durch eine vergleichsweise geringfügige Preiserhöhung bei Fleisch: 2 Prozent per 1. Juli 1980. Hinzu kamen auch Normenerhöhungen in einigen Betrieben und Versorgungsengpässe in der betrieblichen Nahrungsmittelverteilung. Das war aber nur der Tropfen, der das (...)

FORVM, No. 321/322

Polnischer Weg für die Sowjetunion?

Kampf um freie Gewerkschaften in der UdSSR
September
1980

Auch in der Sowjetunion wird gestreikt. Die Versorgung ist dort noch schlechter als in Polen, nur ist die Information geringer. Heuer im Mai gab’s Streiks in Minsk sowie in den Autofabriken von Gorki und Togliattigrad. An letzterem Streik nahm eine Gruppe der freien Gewerkschaft „Smot“ teil (= (...)

FORVM, No. 321/322

Chocomelk & Stuyvesandt

Rede über die Freiheit
September
1980

Der ungarische Dichter György Dalos hielt beim Festival „Poetry 80 International“ im Juni 1989 in Rotterdam die folgende Rede. Zwischen Utrecht und Rotterdam, auf der zweiten Klasse, Chocomelk trinkend, Stuyvesant rauchend, meditierte ich darüber, was eigentlich Freiheit für mich bedeute. (...)

FORVM, No. 321/322

Polens Arbeiterräte

September
1980

Viktoria Grevemeyer-Korb: Die polnische Diskussion um die Arbeiterräte, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1978, 219 Seiten, DM 78, öS 600 In der Nachkriegsentwicklung der osteuropäischen Staaten trafen zwei gegensätzliche Tendenzen aufeinander: die führenden Kräfte im jeweiligen Land waren um die (...)

FORVM, No. 321/322

Zwölf Reformapostel

September
1980

Jan Osers: Sozialistische Wirtschaftsmodelle, Frankfurt 1980, Campus Verlag, 205 Seiten, DM 44, öS 338,80 Wir wissen heute besser als seinerzeit, daß die Organisation eines sozialistischen Wirtschaftssystems bei weitem keine so einfache Sache ist, wie es den Pionieren der Bewegung erschien: zu (...)

FORVM, No. 323/324

Polen noch in unserm Besitz

Augenzeugenbericht II
November
1980

Die üblichen Ingredienzien einer slawischen Tragödie brauen sich in und um Polen zusammen: hinhaltender Widerstand der Partei, die nichts gewähren will; funktionslos im leeren Raum schwebende freie Gewerkschaften; Reformunfähigkeit vor der Wirtschaftskatastrophe, was zur Erosion der Macht führt; (...)

FORVM, No. 325/326

Das Veto der Freunde

Kann Polen seinen Sozialvertrag institutionalisieren?
Januar
1981

Jeanne d’Arc auf dem Lande „Wenn sich Arbeiter, Bauern und Intellektuelle nicht gegen die da oben zusammentun, wird sich in diesem Land nie etwas ändern“, rief die junge Journalistin mit dem wehenden Blondhaar. Die dreißig Bauern in dem bitterkalten Feuerwehrspritzenhaus blickten sie erstaunt an. (...)

FORVM, No. 325/326
Dokumentation

Wo der Staat versagt

Randschichtenstrategie der ungarischen Opposition
Januar
1981

Die große Angst der Staatsgewerkschaft Bogdan Lis, dritter Mann der unabhängigen Gewerkschaft „Solidarität“ in Danzig, war als Delegierter für den ungarischen Gewerkschaftstag (12.-14. Dezember 1980 in Budapest) vorgesehen. Szot-Generalsekretär Sandor Gaspar bedauerte in seinem Referat, daß von (...)

FORVM, No. 325/326

Von 500 Forint im Monat leben

Rede zur Eröffnung der Szeta-Ausstellung in Budapest
Januar
1981

Meine lieben Freunde, die Gelegenheit, die uns hier zusammengeführt hat, ist eine Prüfung für uns, die wir besser bestanden haben, als zu erwarten war (...) Kaum je fand sich eine derart bedeutende Gruppe ungarischer Künstler und Kunsthandwerker zusammen, wie sie hier mit ihren Werken vertreten (...)

FORVM, No. 325/326
Dokumentation

Den Tschechen geht’s zu gut

Januar
1981

In Prag scheint sich nichts zu rühren. Die Opposition mach eine Umfrage, warum das so ist. Sie überlegt, wie etwas in Bewegung zu setzen sei. Schlupfloch Emigration Wollt ihr lieber eingesperrt werden oder auswandern, fragt das Prager Regime seine Gegner. In der letzten Zeit lautet die Antwort (...)

FORVM, No. 327/328

Generalisierung

März
1981

Milton Friedman triumphiert auf allen Linien. In West und Ost schwören immer mehr Regierungen dem Rezept des Lord Keynes ab und schwenken auf Friedmans Sparkurs ein. Pinochet, Thatcher, Reagan heißen die Vorreiter, aber auch Giscard und Schmidt, wiewohl anderen Philosophien verpflichtet, (...)

FORVM, No. 327/328

Polengrenze

Silvester in Warschau
März
1981

Die beschriebenen Situationen, Aussagen, Verhaltensweisen spielen im Polen von heute. Einige Namen wurden aus politischen, erotischen, neurotischen und sonstigen ernsten Gründen verändert oder weggelassen. Desgleichen Hinweise auf die Vergangenheit, Identität und den weiteren Verbleib der Frau und (...)

FORVM, No. 327/328

In die Ecke Trotzki, Lenin!

Danzig = Kronstadt
März
1981

Nach dem Bürgerkrieg waren einige der roten Armeen nicht demobilisiert, sondern in Arbeitsarmeen umgewandelt worden. Trotzki sah in dieser Militarisierung der Arbeit das beste Mittel zur Wiederbelebung der Produktion. Als Chef des Militärs hatte er die Idee, die Soldbücher in Arbeitsbücher zu (...)

FORVM, No. 329/330

Leben Trotzki & Lenin?

Diskussion über Danzig und Kronstadt
Mai
1981

Im FORVM vom März/April stellte Michael Siegert die Gleichung Danzig (1980) = Kronstadt (1921) auf. Lieber Michael, Deine Gleichung „Danzig = Kronstadt“ mag zwar als journalistischer Gag verlockend sein, als Beitrag zur politischen Interpretation der revolutionären antibürokratischen Bewegung in (...)

FORVM, No. 329/330

Lebend begraben

Briefe aus dem Gefängnis
Mai
1981

Am 23. Oktober 1979 wurde der tschechische Dramatiker Vaclav Havel wegen Staatsverleumdung zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Mit einer aufgeschobenen Strafe von früher macht das fünf Jahre und acht Monate Haft. Havel darf seinen Beruf als Schriftsteller nicht ausüben, er muß in der Zelle (...)

FORVM, No. 329/330

Polenspaltung

Frostaufbrüche
Mai
1981

Saxa loquuntur, die versteinerten Herzen beginnen zu sprechen. Im vergangenen Sommer waren’s Polens Arbeiter, dann die Intellektuellen, jetzt folgen die Parteimitglieder nach. Unter dem Druck der Basis geht die Parteiführung zaghaft die ersten Schritte auf dem Prager Reformweg. Paradoxerweise (...)

FORVM, No. 331/332
Olga Havlova

Nachruf zu Lebzeiten

Gespräch
Juli
1981

In Prag ist zu Beginn des Sommers die Eiszeit ausgebrochen. Ein Großteil der Aktivisten der Charta 77 wurde mit einem Schlag verhaftet, darunter solche, die schon zwei oder drei langjährige Haftstrafen hinter sich haben. Andere, die schon jahrelang sitzen, werden am Rande ihrer Lebensmöglichkeit (...)

FORVM, No. 331/332

Eiszeit im Sommer

Verhaftungen in Prag
Juli
1981

Am 28. April wurden zwei Franzosen bei der Einreise in die Tschechoslowakei festgenommen, Gilles Thonon und Françoise Anis. Sie hätten „subversive Dokumente“ und Geld für die tschechische Opposition mitgebracht, meldeten die CSSR-Behörden (4000 DM, wurde später bekannt). Im Gefolge dieser Festnahmen (...)

FORVM, No. 333/334

Warschauer Rührei

Polnisches Tagebuch
September
1981

Ein junger österreichischer Schriftsteller erlebt den Sommer in Polen. Persönliche Beziehungen, Streiks, nationalistische Ausbrüche, ekstatische Politik — was er sieht, hört, fühlt, wird zum aufregenden Panorama. Der Oberen Frevel haben Städte verheert ... Dienstag, 7. Juli 1981, Wien „Gib acht, (...)

FORVM, No. 333/334
Dokument

Wir wählen unseren Direktor

Solidarnosc zur Arbeiterselbstverwaltung
September
1981

Polens Arbeiter wollen die volle Souveränität in den Betrieben übernehmen. Die Partei duckt sich, und Moskau speit Feuer. Der revolutionäre Text eines Solidarnosc-Gesetzentwurfs über Arbeiterselbstverwaltung wird hier dokumentiert. Erstmals auf der Welt soll der Syndikalismus im vollen Sinn des (...)

FORVM, No. 333/334

Nix Nomenklatura

Machtkampf im Betrieb
September
1981

„In Polen wird eine Revolution vollzogen, deren Hauptkraft Solidarnosc ist“, heißt es mit Recht im Bericht des Landeskoordinierungsausschusses (KKP) von Solidarnosc an den ersten Kongreß der unabhängigen Gewerkschaft in Danzig, der am 6. September begann. Wenn der Gesetzentwurf verwirklicht wird, (...)

FORVM, No. 337/338

Kriegskommunismus!

Polen unterm Stiefel
Februar
1982

Am 13. Dezember 1981 wurde der Versuch der freien Gewerkschaft Solidarnosc, Polens erstarrte, durch Westgeschäfte und Korruption oberflächlich aufgeweichte Staatswirtschaft mit einem welthistorisch neuen Syndikalismus aufzubrechen und umzukrempeln (Jugoslawiens Selbstverwaltung ist von oben (...)

FORVM, No. 337/338

Wir wollen Wirtschaftsmacht

Gespräche
Februar
1982

Zbigniew Iwanow, 33, Nationalökonom, war bis zum November 1980 Parteimitglied, zunächst sogar Parteisekretär im Towimor-Betrieb in Torun. Er war Initiator der »horizontalen Strukturen«, Zusammenschlüssen von Basisorganisationen der Partei in den Betrieben, die sich sich nicht von den (...)

FORVM, No. 339-341

Optimist ohne Grund

Gespräch über Polen und Ungarn
Mai
1982

Seit dem Militärcoup in Polen am 13. Dezember 1981 ist Ungarn wieder die lustigste Baracke im sozialistischen Lager. Michael Siegert sprach mit dem Schriftsteller Miklos Haraszti, dem im Ausland bekanntesten ungarischen Oppositionellen‚ über die neue Lage für die Ostopposition. Miklos Haraszti, (...)

FORVM, No. 358/359

Sozialismus als radikale Kritik am Staat

31 Thesen zu einem verfehlten Thema, gestellt vom Bayerischen Seminar für Politik
November
1983

REMOTA IGITVR JVSTITIA QVID SUNT REGNA NISI MAGNA LATROCINIA Augustinus De civitate Dei IV/4 1) Spricht man über Sozialismus als radikale Kritik am Staat, kann man das Thema nur radikal verfehlen. Der traditionelle Sozialismus ist keine radikale Kritik am Staat. Der traditionelle Sozialismus (...)

FORVM, No. 360

Die Verwilderung der Geschichte als technische Veranstaltung*

Dezember
1983

a) Marxismus-Leninismus • b) offene Gesellschaft c) Nationalsozialismus • d) Kalter Krieg a) Marxismus — Leninismus In der Alternative von mechanistisch-utilitaristischer und romantisch-illusionärer Selbstbestimmung ist das Leben entfremdet. Dies wurde namentlich von den idealiistischen (...)

FORVM, No. 361/363

Übermensch a.D.

Albaniens Abschied von Enver Hoxha
März
1984

Orwells Jahr 1984 beschert Albanien, dem ersten deklariert atheistischen Staat der Welt, einem Land, in dem Nietzsches „Neuer Mensch“ mithilfe streng stalinscher Methoden hätte blutvolle Realität werden sollen, einen kleinen Hoffnungsschimmer humane Schwäche: der zitternd verehrte Parteichef Enver (...)

FORVM, No. 361/363

Sozialistische Volksrepublik Albanien

Verfassung vom 28.12.1976 (Auszug)
März
1984

Präambel Das albanische Volk hat gefunden und findet eine immerwährende Erleuchtung in der großen Doktrin des Marxismus-Leninismus, unter deren Banner es, geschart um die Partei der Arbeit und unter ihrer Führung, den Aufbau der sozialistischen Gesellschaft vorantreibt, um hernach schrittweise in (...)

FORVM, No. 361/363

Orwell nach dem Countdown

Obszöne Buchbesprechung*
März
1984

Orwell or not well

Wurzelwerk, Wurzelwerk 29

Polen — ein Volk ohne Chance?

Der Freiheit ein Denkmal setzen
April
1984

Freunde von mir organisierten eine private Polenhilfsaktion. Ich war eher lustlos und am Rande dabei. Bei aller Sympathie für Menschen, die sich gegen die Obrigkeit wehren, fand ich die Berichterstattung doch etwas aufgebauscht und überzogen und außerdem war (und bin) ich der Meinung, daß es auf (...)

FORVM, No. 395/396

Im Café Hungaria

Januar
1987

Einst traf sich Budapests Café-Intelligenz im schönen Hungaria am großen Ring. Heute parken dutzende Busse vor dem Lokal mit der intimsten K & K Hofzuckerbäcker-Atmosphäre: In den großen Sälen des Lokals werden ausländische Reisegruppen abgespeist. Aber im kleinen Vorraum trifft der Wiener (...)

MOZ, Nummer 42
Interview

Sozialdemokratisierung des Kommunismus?

Juni
1989

Walter Silbermayr, derzeit Sekretär des Zentralkomitees der KPÖ, ist designierter Parteivorsitzender. Christof Parnreiter sprach mit ihm über Perestroika und Marktwirtschaft, über die Entwicklung in Ungarn und das Image der KPÖ. MOZ: Die sowjetische Umgestaltung begeistert von den Kommentatoren (...)

MOZ, Nummer 42
Westliche Demokratie im Osten:

Keine Wahl für Ungarn

Juni
1989

Die politische Landschaft Ungarns bricht gänzlich um. Nach den bevorstehenden Wahlen, die spätestens Anfang 1990 stattfinden, werden mehrere Parteien ins Parlament an der Donau einziehen. Wie die aktuellen Kräfteverhältnisse aussehen, darüber gibt der folgende Bericht einen Überblick. Ein (...)

MOZ, Nummer 43
China:

Traum kaputt!

Juli
1989

„Wer Hoffnungen hegt, ist ein Verbrecher“, schrieb der chinesische Dichter Bei Dao. Aber warum es so gekommen ist, wie niemand von uns geglaubt hätte, danach wird man fragen müssen. Der 4. Juni 1989 wird einmal einen Wendepunkt in der Geschichte der Volksrepublik China und der KP China markieren. (...)

MOZ, Nummer 43

Das Massaker auf dem Tian’anmen-Platz

Juli
1989

Anklage eines Studenten, der mit dem Leben davon gekommen ist. Ich bin ein 20jähriger Student an der Qing-Hua Universität. Gestern abend saß ich die ganze Zeit auf dem „Denkmal für die Helden der Revolution“. Ich war Zeuge des ganzen Vorganges, als die Truppen sowohl die friedlich versammelten (...)

MOZ, Nummer 43
Ungarn:

Zwischen Euphorie und Hysterie

Juli
1989

Die Vorbereitungen zur österreichisch-ungarischen Weltausstellung sind auch in Budapest voll im Gang. Die einen hoffen, auf den europäischen Zug aufspringen zu können. Die anderen befürchten den Staatsbankrott. Politische Metaphern haben das Schicksal, von den Journalisten gnadenlos ausgebeutet zu (...)

FORVM, No. 428/429

Gesamtmenschliches Interesse — Klasseninteresse

August
1989

Wie hältst du’s mit dem Klassenkampf? Authentische Antwort auf die Gretchenfrage gibt G. S. — Direktor des Instituts für Marxismus und Leninismus beim ZK der KPdSU sowie Mitglied der Akademie der Wissenschaften der USSR — mit seinem zweiteiligen Artikel in der „Pravda“ (28. 2./1. 3.), den er hier (...)

FORVM, No. 430/431

Kapitalismus kommt sofort!

November
1989

FORVM, No. 430/431

Perestrojka in Ö

November
1989

„Keine Alternative zur ‚Reform-Alternative‘“?, fragt L.H.‚ Redakteur des Zentralorgans der KPÖ, „Volksstimme“, davor des FORVM, noch davorer des ORF, den er wegen seiner hier erschienenen Kritik an den politischen Sprachregelungen (Vietcong ist keine Befreiungsbewegung etc.) unter Bacher und Bock (...)

MOZ, Nummer 48

Kalter Frieden

Januar
1990

„Der Kalte Krieg ist vorbei!“ schlagzeilten westliche wie östliche Medien. Gorbatschow und Bush sind einer Meinung, nämlich der des letzteren. Nach dem Gipfel von Malta scheint die Kriegsgefahr gebannt. Wenn wir den Urteilen von Politikern, Ökonomen und Medienmännern folgen, dann liegen wahrlich (...)

MOZ, Nummer 48
Die Reichen und die Armen

Buntes Ungarn, graues Ungarn

Januar
1990

Von Gleichmacherei keine Spur mehr. Auf Schritt und Tritt lacht und weint einem Glück und Elend einer Gesellschaft entgegen, die sich im Umbruch befindet. Ungarn hat innerhalb von zwei Jahren sein Gesicht total verändert. Eine Sozialreportage. Auf der Überholspur des Autobahn teilstückes (...)

MOZ, Nummer 48

„Ungarn, das ist europäische Peripherie“

Interview
Januar
1990

MONATSZEITUNG: Das Zauberwort im Osten heißt Öffnung. Nun birgt aber wirtschaftliche Öffnung immer auch die Gefahr einer wirtschaftlichen Penetration in sich. Auf dem Niveau der Weltwirtschaft genauso wie im nationalen Rahmen bedienen sich die Starken der Schwachen. Wer sind die Schwachen in (...)

MOZ, Nummer 48
CSSR 1968:

Das Ende einer Illusion

Januar
1990

Vor 20 Jahren entstand dieser Essay, den autobiographischen Erinnerungen des österrreichischen Kommunisten vorangestellt. Ernst Fischer, nach der Niederschlagung des Prager Frühlings aus der KPÖ ausgeschlossen, war die Galionsfigur einer ganzen Generation von KommunistInnen und Linken. Er starb im (...)

MOZ, Nummer 48

Sozialismus mit weiblichem Antlitz?

Januar
1990

Ende November trafen im schwedischen Göteborg 120 Frauen zur alljährlichen Konferenz des Europäischen Forums Sozialistischer Feministinnen zusammen, um über „Frauen in sich verändernden Wirtschaften“ zu beraten. Das Interesse der linken Feministinnen aus mehr als 20 Ländern konzentrierte sich auf die (...)

FORVM, No. 433-435

Die Medien und ihr Auftrag*

März
1990

Zum Jahreswechsel 89/90 haben die „Ereignisse im Osten“ ihren Begriff gefunden: um „gewaltlose Revolutionen“ handelt es sich. Noch nie haben Massen sich so friedlich und diszipliniert verhalten. Wo noch vor kurzer Zeit totalitäre Regimes Akklamationsaufmärsche befahlen, da versammeln sich heute (...)

MOZ, Nummer 52
West-Ost-Süd: Die Erde ist rund

Galoppierender Kapitalismus

Mai
1990

Gescheitert ist der Osten letztlich an seiner Unfähigkeit, mit dem Weltmarkt konkurrieren zu können. Statt einem wirtschaftlichen Aufbruch steht allerdings ein Desaster ins Haus. Das entscheidende Manko des real existierenden (Non-)Sozialismus in Osteuropa war sein Unvermögen, mit dem Westen (...)

FORVM, No. 439-441

Wir Tschuschen der Piefkes?

Juli
1990

Des Autors satirische Glossen aus unsrer ehrwürdigen Tante im Geiste, der „Weltbühne“ in Berlin-Ost, wollten wir ursprünglich nachdrucken, solang deren geringe Verbreitung in westlichen Landen dies tunlich sein läßt. Vielleicht im Herbst — diesmal erhielten wir frisch seine zornigen Funksignale vom (...)

MOZ, Nummer 54
Revolutionen und wirtschaftliche Folgen

Bankrott

Juli
1990

Im Osten ist ein System zusammengebrochen, dessen ökonomische und politische Prämissen gänzlich falsch waren. Was ist da eigentlich schiefgelaufen? Wie nun wurde dies in die Praxis umgesetzt? Bekanntlich erreichte in der sozialistischen Bewegung nach langandauernden Diskussionen im 19. (...)

FORVM, No. 439-441

„Arbeit sühnt alles!“

Juli
1990

Der nachstehende Brief an Hans Thirring datiert vom 19. März 1949. E. F., unermüdlich, seine Zeitgenossen aufzuklären, wie alles wirklich ist, war höchst beeindruckend und hat seine stalinistischen Irrtümer später, in autobiographischen Geständnissen, selbst gegeisselt wie sonst kaum einer. Den höchst (...)

MOZ, Nummer 55
Geduldige PolInnen:

Dankbar für die neue Freiheit?

September
1990

So geduldig wie heute sind wir in Polen noch nie gewesen. Dies gilt jedenfalls für die aktuelle Situation im Sommer 1990. Wer weiß, wie lange das hält? Die letzten neun Monate, unter einer demokratischen Regierung, jedenfalls sind wir immer schön brav geblieben ... Was ist da eigentlich geschehen, (...)

MOZ, Nummer 58
Stasi-Ausstellung in Leipzig:

Der real existierende Nick Knatterton

Dezember
1990

Um das Volk vor sich selbst und anderen zu schützen, war den Mitarbeitern der Stasi nichts zu aufwendig, nichts zu schwierig und nichts zu dumm. Mit deutscher Gründlichkeit hielten sie ein Volk in Schach. Methoden und Ergebnisse dieser Arbeit sind bis auf weiteres in der „Heldenstadt“ Leipzig zu (...)

FORVM, No. 445-447

Die Geheimnisse von Gorbatschows „Charme“

März
1991

Anatolij Korjagin ist Psychiater, stammt aus Kansk/Krasnojarsk, wurde 1981 wegen Protests gegen politischen Mißbrauch der Psychiatrie zu 9 Jahren Straflager und 5 Jahren Verbannung verurteilt; nach Haft in Perm/Ural, Tschistopol/Tartarei, Kiew, Swerdlowsk und Charkow auf westliche Proteste (...)

FORVM, No. 448-450

Die große Revolution der kleinen Leute ist tot

Eine Geschichte
Mai
1991

Zu den wichtigsten Errungenschaften einer Revolution zählen ihre Rituale; von besonderer Bedeutung sind dabei Jahrestags- und Geburtstagsfeiern, und werden gar Todestage verstorbener Persönlichkeiten begangen, steht einem gelungenen Abend nichts im Wege, kann doch vom Jubilar keine Störung mehr (...)

FORVM, No. 448-450

Krise oder Krankheit zum Tode des Kommunismus?

Mai
1991

Enttäuschung über die Massen ist stets das blamabelste Zeugnis für den politischen Führer. Rosa Luxemburg (1917) Mit Blick auf die Sozialkonflikte seiner Epoche vertraute Friedrich Hebbel siebzig Jahre vor der Oktoberrevolution in Wien seinem „Tagebuch“ an: «Der Kommunismus kann momentan siegen». Er (...)

FORVM, No. 456

Tschistka auf demokratisch

Dezember
1991

Als slowakischer Starjournalist beim Eichmann-Prozeß, protestierte L. M. 1967 von Israel aus gegen Antisemitismus in der ČSSR und wurde prompt ausgebürgert. Schon vorher zählte er, wiewohl Mitglied der Kommunistischen Partei, zu deren schärfsten Kritikern. Von Dubček 1968 zurückgeholt, emigrierte er (...)

FORVM, No. 460/461

Verbrennt alle Akten!

Mai
1992

Dieser Tage erschien — als aktuelles Statement zur heutigen Situation — in der Slowakei der nachstehende, leicht gekürzte Diskussionsbeitrag unseres Autors vom »II. Kongreß der tschechoslowakischen Schriftsteller 1956«. »Radio Free Europe« verbreitete bereits eine Stunde nach dem Statement, L. M. sei (...)

FORVM, No. 462-464

Von Ende und Anfang

Juli
1992

„1989 wählten die Völker Osteuropas ein Jahrhundert ab“, lautet auch heute noch ein beliebter Stehsatz westlicher Kommentatoren. „Der Sozialismus ist nach beinahe eineinhalb Jahrhunderten von der politischen Bühne abgetreten“, meinen selbst viele Linke, und Resignation herrscht aller Orten. Was von (...)

FORVM, No. 462-464

Herr Groll meets Herrn Tritt in Ostberlin

Juli
1992

Die Personen und ihre Darsteller: Herr Groll — Berufsunfähigkeitspensionist aus Wien XXI., Rollstuhlfahrer. Herr Tritt — Universitätslektor für Soziologie aus Wien XIII. Zeit: Im Jänner 1992, spätabends Ort: Berlin, Alexanderplatz. Eine Bierkneipe Herr Groll sitzt, zwei Glas Bier und ein Glas Korn (...)

FORVM, No. 465-467

Des Denkers Flucht

Plädoyer für eine Remigration der Intellektuellen in die reale Welt
November
1992

Über Nacht hat der Umsturz im Osten die latente Affinität der westlichen Intellektualität zu real existierendem Sozialismus zerbrochen. In einem wundersamen Augenblick passierte die vorbehaltlose Aufgabe sämtlicher moralischer Relativierungen zugunsten einer völligen Verdammung der kommunistischen (...)

FORVM, No. 473-477

Über Nationalismus und Staatsgründungen

in der Umgebung von Österreich und überhaupt
Juli
1993

Eine Erscheinung beunruhigt die Gemüter, die angeblich als „überwunden“ galt, geistesgeschichtlich im vorigen Jahrhundert und politisch bei Extremisten und Querulanten angesiedelt wurde: „Nationalismus“ macht sich breit in Europa, wird mit Lichterketten und frommen Wünschen bzw. ernsten Warnungen (...)

FORVM, No. 473-477

Dutschke, Dubček und was davon geblieben ist

Ganz nebenbei: eine Replik auf G.H.O.
Juli
1993

BARTHOLO: Denk daran, daß ein kluger Mann sich nicht mit großen Herren anlegt! FIGARO: Daran denke ich. BARTHOLO: Daß sie durch ihren Stand immer die Trümpfe in der Hand haben. FIGARO: Ganz abgesehen von ihrer Gerissenheit. Aber denken Sie auch daran, daß jeder Schindluder treibt mit dem, der (...)

EuropaKardioGramm, EKG 5-6/1995
Rezension

Der vergessene Archipel

Oktober
1995

Wie sein sowjetisches Gegenstück ist der chinesische Gulag ein immenser und ungleichförmiger politischer Raum, dicht bevölkert, in die Wirtschaft eingebunden, im Sozialgefüge verankert und dabei straff organisiert. Er gemahnt an eine isolierte Inselwelt, die den Winden und Strömungen der (...)

Weg und Ziel, Heft 4/1997

Demokratische Revolution oder Restauration?

Über den Zusammenbruch des „realen Sozialismus“ in Osteuropa
Oktober
1997

Man muß sich auf die inneren Ursachen des Zusammenbruchs des „realen Sozialismus“ konzentrie­ren. Wo liegen sie? Die Anhänger der Theorie des „Kollapses“ bestehen vor allem auf der wirtschaftlichen Dimension dieses angeblichen Kollapses. Um die Gültigkeit dieser These zu überprüfen, werfen wir einen (...)

Weg und Ziel, Heft 4/1997

Hugo und die Oktoberrevolution

Eine überfällige Abrechnung
Oktober
1997

Die Dummköpfe nennen ihn dumm, und die Schmutzigen nennen ihn schmutzig. (Bertolt Brecht, Lob des Kommunismus) Was jetzt kommt, ist natürlich keine wissenschaftliche Auseinandersetzung. Wissenschaftliche Kritik und Debatte verdienen nur wissenschaftlich Be­mühte. Es ist eine polemische Attacke, (...)

Streifzüge, Heft 1/1998

Einerlei

Europas Historiker erforschen den Kommunismus
März
1998

„Wenn es die Sowjetunion nicht gegeben hätte, die Vereinigten Staaten hätten sie erfinden müssen“ — schrieb Günther Anders 1980 (Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 2, S. 18) und war wieder einmal insofern seiner Zeit voraus, als er die Existenz der Sowjetunion in die Vergangenheit setzte. (...)

Context XXI, Radiosendungen 2003

Stell dir vor es ist Sozialismus und keiner geht weg

1989: Der Zusammenbruch der staatssozialistischen Gesellschaft in der DDR — Teil 1
Januar
2003

Dreiteilige Sendereihe mit Augenzeugenberichten über Vorgeschichte und Folgen der Öffnung der Mauer am 9.11.1989.

Context XXI, Radiosendungen 2003

Stell dir vor es ist Sozialismus und keiner geht weg

1989: Der Zusammenbruch der staatssozialistischen Gesellschaft in der DDR — Teil 2
März
2003

Dreiteilige Sendereihe mit Augenzeugenberichten über Vorgeschichte und Folgen der Öffnung der Mauer am 9.11.1989.

Context XXI, Radiosendungen 2003

Stell dir vor es ist Sozialismus und keiner geht weg

1989: Der Zusammenbruch der staatssozialistischen Gesellschaft in der DDR — Teil 3
April
2003

Dreiteilige Sendereihe mit Augenzeugenberichten über Vorgeschichte und Folgen der Öffnung der Mauer am 9.11.1989.

Context XXI, Heft 2-3/2004

Kritik des Stalinismus — Kritik der Stalinismuskritik

März
2004

1. „Stalinismus“ war lange Zeit ein Schlagwort im Kalten Krieg der bürgerlichen Ideologen mit dem autoritären Staatsso­zialismus, welches dem Anti­kommunismus einen morali­schen Anstrich verlieh. In den postnazistischen Gesellschaf­ten Österreich und Deutsch­land war der Hass auf den Sta­linismus auch (...)

Grundrisse, Nummer 13

Kriegskommunismus in Russland und China: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

März
2005

Gleicher Arbeitszwang für alle Mitglieder der Gesellschaft bis zur vollständigen Aufhebung des Privateigentums. Bildung industrieller Armeen, besonders für die Agrikultur. Friedrich Engels in „Die Grundsätze des Kommunismus“ 1847 (Marx/Engels, Band 1, 1972: S.347f) Zwei Mal wurde in der Geschichte (...)

Grundrisse, Nummer 21

Von Brillen und Schlangen: Der Diskurs über die Roten Khmer

Ein Streifzug durch die politische Pol Pot-Kritik
März
2007

„Pol Pot crazy“. Den Satz hört jede TouristIn, die es nach Kambodscha verschlägt gleich mehrmals am Tag auch ohne danach zu fragen. „Oral History for Tourists“ könnte man das Projekt nennen, an dem heute scheinbar die ganze kambodschanische Tourismusindustrie hängt: „Taxi? Killing Fields?“ fragen (...)

Grundrisse, Nummer 22

Ein ganz normaler Kapitalismus

&Uelig;bersetzungen
Juni
2007

Die symbolische und historische Bedeutung Osteuropas für die Linke steht außer Zweifel. Es war ja Osteuropa, wo das sozialistische Experiment angeblich unternommen worden war. Der Zusammenbruch der Ostblockregime 1989 bedeutete für die meisten Menschen, dass es jenseits des Horizonts eines (...)

Grundrisse, Nummer 26
Mit Nachdruck:

Taylor in Russland

Mai
2008

Vorbemerkung Der vorliegende Aufsatz ist im Rahmen einer noch nicht abgeschlossenen Dissertation mit dem Arbeitstitel „Eine historisch-kritische Darstellung der Arbeits- und Betriebspsychologie“ entstanden. So setzt dieser Aufsatz zum Teil Inhalte und Begriffe, die im Gesamttext vorher (...)

Grundrisse, Nummer 27

Vom Kriegskommunismus zum Kommunismus im Krieg: Thesen über die Khmer Rouge

September
2008

Wie „real“ ist der „reale Sozialismus“? Kritik der großen Worte Wie verbindet man geschichtswissenschaftliche Forschung zum so genannten real existierenden Sozialismus mit linken Debatten über dessen Charakter – und wozu? Fakt ist, dass beide nicht unbedingt zueinander passen und nicht oft und gern (...)

Grundrisse, Nummer 40

Ontologie der Revolution

Elf Thesen zum PRAXIS-Zirkel — heute
Dezember
2011

Der folgende Text basiert auf einem Vortrag für die Konferenz zur jugoslawischen PRAXIS-Philosophie, zu der die Rosa Luxemburg Stiftung in diesem Oktober nach Korcula geladen hatte. Auf dieser Insel vor der kroatischen Küste fanden zwischen 1963 und 1974 die berühmten „Sommerschulen“ der (...)

Grundrisse, Nummer 45
Gruppe INEX (Hg.):

Nie wieder Kommunismus?

Zur Linken Kritik an Stalinismus und Realsozialismus
März
2013

Münster: Unrast Verlag 2012, 232 Seiten, Euro 14,80 Erst seit relativ kurzer Zeit scheint es wieder opportun zu sein, innerhalb der Linken über den Charakter „des Kommunismus“ im 20. Jahrhundert zu debattieren. Herrschte in den 1990er-Jahre in dieser Hinsicht noch allgemeines Schweigen, so zwang (...)

Amelie Lanier, Nachtrag: Histomat
Überlegungen zur Schrift Stalins:

„Über dialektischen und historischen Materialismus“

(1938)
Januar
2014

Diese Schrift gibt erstmals eine Art Definition, was der Histomat ist und leistet, und beruft sich dabei natürlich auf die Klassiker. Aber diese Theorie, oder Weltanschuung tritt hier erstmals unter der Bezeichnung „Historischer Materialismus“ auf. Gesellschafts- und Naturwissenschaften – warum (...)

Streifzüge, Jahrgang 2016

Kommunismus nach 1989: Die Transformation der Klassenfrage

August
2016

mit G. M. Tamás 3. Mai 2016, 19 Uhr Institut für Wissenschaft und Kunst Berggasse 17, 1090 Wien G.M. Tamás liefert für das traditionelle westlich-marxistische Verständnis neue Ansätze und bereichert die Diskussion nicht nur im Hinblick auf die Geschichte des »real existierenden Sozialismus« und (...)

Die Begriffe Realsozialismus, realer Sozialismus oder real existierender Sozialismus wurden ausgehend von der Deutschen Demokratischen Republik ab den 1970er Jahren als Fremd- und Selbstbezeichnung verschiedener Gesellschaftssysteme in Europa, Asien und auf Kuba eingeführt und verwendet. Gemeinsam war ihnen die Vorherrschaft einer kommunistischen Partei bzw. sozialistischen Partei und das Selbstverständnis als sozialistische Gesellschaftsordnung zumeist im Einflussbereich der Sowjetunion.[1]

Die Staatsform vieler Staaten des real existierenden Sozialismus war „Volksrepublik“ bzw. „Volksdemokratie“; das politische System war durch eine autokratische Ein-Parteien-Herrschaft gekennzeichnet, das Wirtschaftssystem durch Zentralverwaltungswirtschaft oder deutliche planwirtschaftliche Elemente.

Begriffsbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff „real existierender Sozialismus“ wurde von Erich Honecker auf der 9. Tagung des ZK der SED im Mai 1973 zum ersten Mal verwendet und tauchte danach immer wieder in offiziellen Verlautbarungen zur Charakterisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR auf.[2] Er bringt zum Ausdruck, dass in den entsprechenden Staaten marxistischer Anspruch und empirische Realität auseinanderfallen. Insbesondere von Anhängern linker Strömungen, die einen demokratischen Sozialismus anstrebten, wurden die Staaten unter sowjetischer Hegemonie wegen mangelnder Demokratie oder der bloßen Verstaatlichung statt einer geforderten „Vergesellschaftung“ der Produktionsmittel kritisiert. Sie sollten mit dem Begriff in die Nähe utopischer Sozialisten gerückt werden.[3][1] Später wurde der Begriff auch außerhalb der realsozialistischen Staatenwelt benutzt, um ebendiese Diskrepanz zu kritisieren.[1] Insbesondere der totalitäre Stalinismus gilt als Synonym für diese Diskrepanz.

Rudolf Bahros Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus erkannte das Vorgehen von Lenin und Stalin beim Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion als richtig an. Er unterstellte aber den realsozialistischen Staaten in einer Art „Protoform“ des theoretischen Modells steckengeblieben zu sein.[4] Laut Manfred Hildermeier wurde der Begriff bereits Ende der 1960er Jahre verwendet, er sei für die sozialistischen Staaten der gesamten Ära Breschnew angemessen. Statt einer chaotischen Diktatur habe man halbwegs geregelte Machtstrukturen eingerichtet. Parallel lief in den westlichen Staaten der Aufstieg der Politologie als Wissenschaft.[5]

Stefan Wolle zufolge seien mit dem Begriff mehrere spezifische Probleme der DDR verbunden. Zunächst sei diese nicht als Nationalstaat begründet gewesen und mangels historischer Basis besonders auf ideologische Kategorien angewiesen gewesen. Der Hinweis auf die „reale Existenz“ sei nur dort sinnvoll, wo dieselbe bestritten werde oder komplett in Frage gestellt sei. Der Begriff passe in ein parteiamtliches Vokabular, welches mehr an pietistische Innerlichkeit als an politischen Diskurs erinnere. Er verrate eine permanente Verteidigungshaltung gegenüber dem Verlust der Utopie wie den eigenen theoretischen Ansprüchen.[6]

Benedikt Sarnov sieht in dem Begriff Realsozialismus nicht einen Euphemismus, sondern eine Form des Neusprech, über die man sich schon früh lustig gemacht habe.[7]

Der Germanist Carsten Gansel stellte verschiedene spezielle Wechselwirkungen des DDR-Realsozialismus auf Literatur wie das kollektive Gedächtnis fest. Der Begriff wurde demnach vor allem genutzt, Ansätze zu Reformen des „realen“ Sozialismus als konterrevolutionär oder utopisch zu brandmarken, insbesondere in Zusammenhang mit dem Prager Frühling.[8]

Kennzeichen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kennzeichen der Gesellschaftssysteme, die als real existierender Sozialismus beschrieben werden, waren eine zentral gesteuerte Staats- und Wirtschaftsordnung: Dazu gehörten zumeist Zentralverwaltungswirtschaft, Einparteienherrschaft sowie Verstaatlichung bzw. Kollektivierung der Produktionsmittel.[9] Sie wurden nach dem Prinzip des „Demokratischen Zentralismus“ regiert und waren somit Diktaturen, in denen einige Spitzenfunktionäre über die Bevölkerung einschließlich des Proletariats und seiner Partei herrschten. Ihr Selbstverständnis als Diktatur des Proletariats hatte somit keine Entsprechung in der Wirklichkeit.[10] Wenn diese Regime Blockparteien aufwiesen, die der herrschenden kommunistischen Partei unterstellt waren, aber zum Anschein eines politischen Pluralismus beitrugen, spricht man von Volksrepubliken.[11]

Internationales Umfeld[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine wesentliche Rolle bei der Diskussion um den Realsozialismus spielte das chinesisch-sowjetische Zerwürfnis, welches von Ende der 1950er bis weit in die 1980er Jahre hin andauerte. In der Zeit dieses Schismas der kommunistischen Bewegungen sprachen beide einander das Recht ab, für den Sozialismus zu sprechen. Der Realsozialismus wurde von Trotzkisten und Rätekommunisten auch als „Staatskapitalismus“ kritisiert. Im Umfeld der K-Gruppen wurden die verschiedenen Zuordnungen zu verschiedenen Sonderwegen, neben der Volksrepublik China auch Albanien, Jugoslawien oder Nordkorea teilweise erbittert diskutiert.[12] Nach dem Ende der Kulturrevolution zogen sich im Ausland Angehörige und Vordenker insbesondere maoistischer Gruppierungen wie Charles Bettelheim enttäuscht zurück.

Sonderrolle Chinas[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

John Kenneth Galbraith hielt den Einfluss des politischen Systems auf die Wirtschaft für begrenzt. Historische relative Unterschiede, wie etwa in Osteuropa, zwischen einzelnen Staaten seien nie durch den Sozialismus auszuräumen gewesen. Das grundsätzliche Scheitern realsozialistischer Systeme in Entwicklungsländern liege insbesondere am Mangel an Planungs- und Verwaltungskapazität in den entsprechenden Ländern, China bestätige als Ausnahme mit jahrtausendelanger Verwaltungshistorie die Regel.[13]

Ein zentraler interner Unterschied war der Umgang mit der Landwirtschaft. In der Sowjetunion wurde die wirtschaftlich erfolgreiche, aber ideologisch unpassende Neue Ökonomische Politik als „Brest-Litowsk gegenüber den Kulaken“ apostrophiert, die Bauern wurden ab Ende der 1920er Jahre brutal kollektiviert.[14]

Im Gegensatz dazu war in China selbst die Mobilisierung der Bauern wie die wirtschaftlich erfolgreiche Versorgung der Armee auf dem Langen Marsch ein wesentliches und prägendes Element der Revolution in China.[14] Die Volksbefreiungsarmee (PLA) war lange nach dem Bürgerkrieg als wirtschaftlicher Akteur – sowohl hinsichtlich Grundbesitz wie auch mit verschiedenen Firmen innerhalb und jenseits des Rüstungsbereiches – erfolgreich und präsent. Die PLA war seit Beginn gezwungen, die Soldaten mit Nahrungsmitteln aus eigener Regie zu versorgen.[15] Die Armee ist für die chinesische Gesellschaft von zentraler Bedeutung, auch wenn Anfang der 1980er Jahre damit begonnen wurde, die zivile Produktion der PLA aus dem Gesamtverband zu lösen.[15][16]

Bestehende realsozialistische Gesellschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Realsozialismus in den Staaten des europäischen Ostblocks ist seit 1989 komplett zusammengebrochen. Demgegenüber bestehen realsozialistische Gesellschaften in Lateinamerika und Asien bis in die Gegenwart weiter oder wurden weiterentwickelt. Bekannt wurde unter anderem der Sozialismus chinesischer Prägung unter dem Motto Deng Xiaopings „Es spielt keine Rolle, ob die Katze schwarz oder weiß ist; solange sie Mäuse fängt, ist sie bereits eine gute Katze“. Dort sah man in der „Entfachung der Produktivkräfte“ kein Problem, solange die politische Vorherrschaft der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) zu sichern war. Mit dem ähnlichen Konzept des Đổi mới in Vietnam wurde dort eine erhebliche Ausweitung der wirtschaftlichen Produktion, insbesondere auch von Cash Crops wie Kaffee erzielt. Für die Lösung realsozialistischer Versorgungsprobleme mit Konsumgütern in der DDR kam dies allerdings zu spät.

Bestehende realsozialistische Staaten sind u. a.:

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rudolf Bahro: Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus, Tribüne Verlag 1977, Neuauflage: Bund-Verlag 1990.
  • Antonio Carlo: Politische und ökonomische Struktur der UdSSR (1917–1975). Diktatur des Proletariats oder bürokratischer Kollektivismus, Wagenbach, Berlin 1972.
  • Klaus Steinitz: Das Scheitern des Realsozialismus. Schlussfolgerungen für die Linke im 21. Jahrhundert, VSA, Hamburg 2007. ISBN 978-3-89965-235-2.
  • Mathias Wiards: Krise im Realsozialismus. Die Politische Ökonomie der DDR in den 80er Jahren, Argument, Hamburg 2001.
  • Martin Blumentritt, Eberhard Braun, Wolfram Burisch: Kritische Philosophie gesellschaftlicher Praxis. Auseinandersetzungen mit der Marxschen Theorie nach dem Zusammenbruch des Realsozialismus. ISBN 3-8260-1011-6.
  • Hartmut Elsenhans: Aufstieg und Niedergang des realen Sozialismus. Einige politökonomische Anmerkungen. In: COMPARATIV. Leipziger Beiträge zur Universalgeschichte und vergleichenden Gesellschaftsforschung, Universitätsverlag Leipzig, Heft 1 (1998), S. 122–132.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Klaus Ziemer, Real existierender Sozialismus, in: Dieter Nohlen (Hrsg.): Lexikon der Politik, Bd. 7, directmedia, Berlin 2004, S. 535 f.
  2. Peter Borowsky, Die DDR in den siebziger Jahren, Informationen zur politischen Bildung 258, online; abgerufen am 7. Juni 2010.
  3. Everhard Holtmann (Hrsg.), Politik Lexikon, 3. Auflage 2000, S. 635.
  4. Die Alternative. Zur Kritik des real existierenden Sozialismus. Europäische Verlagsanstalt (EVA), Köln/Frankfurt 1977, ISBN 3-434-00353-3.
  5. Manfred Hildermeier, Die Sowjetunion 1917–1991, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2007, S. 147 ff.
  6. Stefan Wolle, Die heile Welt der Diktatur, Ch. Links Verlag, 1998, S. 237 ff.
  7. Benedikt Sarnov, Our Soviet Newspeak: A Short Encyclopedia of Real Socialism. Moskau 2002, ISBN 5-85646-059-6 (Наш советский новояз. Маленькая энциклопедия реального социализма.), Real Socialism, S. 472–474.
  8. Carsten Gansel, Gedächtnis und Literatur in den „geschlossenen Gesellschaften“ des Real-Sozialismus zwischen 1945 und 1989, V&R unipress GmbH, 2007.
  9. Carsten Lenz, Nicole Ruchlak: Kleines Politik-Lexikon (= Lehr- und Handbücher der Politikwissenschaft). Oldenbourg, München 2001, S. 201.
  10. Richard Faber: Volk. In: Hubert Cancik et al. (Hrsg.): Handbuch religionswissenschaftlicher Grundbegriffe. Bd. 5, Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-010531-0, S. 344 – 350, hier S. 345.
  11. Rainer-Olaf Schultze: Volksdemokratie. In: Dieter Nohlen (Hrsg.): Lexikon der Politik, Bd. 7, S. 695.
  12. So z. B. in Charles Bettelheim u. a., China 1972. Ökonomie, Betrieb und Erziehung seit der Kulturrevolution, hrsg. gemeinsam mit Maria Antonietta Macciochi, Wagenbach, Berlin 1975.
  13. John Kenneth Galbraith, The nature of mass poverty. Dt.: Die Arroganz der Satten. Strategien für die Überwindung der weltweiten Massenarmut. Scherz, Bern/München 1980.
  14. a b Robert W. Cox, “Real Socialism” in historical perspective, in: Ralph Miliband und Leo Panitch (eds.): Communist Regimes: The Aftermath. Socialist Register, Merlin Press, London 1991 (online).
  15. a b A Country Study: China – Library of Congress Call Number DS706 .C489 1988
  16. „Chinas Volksbefreiungsarmee feiert ihren 80. Geburtstag mit einer großen Ausstellung im Pekinger Militärmuseum. Sie ist immer noch ein mächtiger Staat im Staate. Alle Reaktionäre sind Papiertiger“, von Andreas Schlieker, TAZ 12. August 2007.