Heft 3-4/2000

Medieninhaber: Bureau № 2 — Agentur für Kommunikation und Information
Herausgeberin: Arbeitsgemeinschaft für Wehrdienstverweigerung, Gewaltfreiheit und Flüchtlingsbetreuung
Redaktion: diE nOt, Manfred Gmeiner, Stephan Grigat (koordinierender Redakteur), Elfriede Hufnagl, Markus Kemmerling, Robert Kogler, Marianne Kreutzer, Markus Pinter, Thomas Schmidinger, Alexander Schürmann-Emanuely (Hereingeber der Internet-Ausgabe) und Robert Zöchling (geschäftsführender Redakteur)
Titelgraphik: diE nOt
Layout: Kemmerling Zöchling & Partner Medien- und Informationsdienste KEG
Hersteller: resch & vana, 1150 Wien
Context XXI ist Mitglied der VAZ — Vereinigung alternativer Zeitungen und Zeitschriften.

Liebe Leserin, lieber Leser!

Manchmal könnte alles ganz einfach sein. Man bräuchte sich nur an die Gesellschaftskritikerin Ulrike Meinhof zu erinnern und wüßte, daß Protest bedeutet, zu sagen, daß einem dieses und jenes nicht paßt, Widerstand jedoch meint, dafür Sorge zu tragen, daß das, was einem nicht paßt, auch nicht mehr stattfindet. Und schon wüßte man, womit wir es momentan in Österreich zu tun haben. Da sich aber heute kaum noch jemand für Meinhof interessiert, sind wir mit Bürgern und Bürgerinnen konfrontiert, die meinen, (...)

Beitræge

Von kleinen und großen Brüdern

Überwachung in der Informationsgesellschaft

4

Die polizeistaatliche Kontrolle der BürgerInnen wird sowohl in Österreich als auch in der restlichen EU immer mehr verschärft. Neue Informations- und Kommunikationstechnologien werden zumeist als Mittel zur Schaffung einer grenzenlosen Wissensgesellschaft propagiert. Sie sind jedoch nicht nur (...)


Der Mythos der Repression

8

Polizisten benehmen sich wie Polizisten. Repression bedeutet jedoch etwas anderes als Übergriffe von Staatsorganen. „Repression“, das ist Kultur, Identität und Show. Nicht des Staates, nein, einer sich oppositionell wähnenden Strömung ubiquitärer Jugendlichkeit. „Repression“, das ist der Götze eines (...)


Adorno statt Protest

11

Ein Plädoyer für radikale Kritik, kritischen Pessimismus und allgemeine Emanzipation I. In der derzeitigen Protestbewegung gegen die Regierungsbeteiligung der FPÖ, die sich selbst gerne als Widerstandsbewegung mißversteht, scheint sich alles zu wiederholen, was die Linke nach 1945 in den (...)


Alltagspraxis statt Adorno

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Das Rennen ist heute besonders spannend, brumbrum, nachdem drei der Postmodernen in der Haarnadelkurve aus der Bahn geflogen sind, sehen sie hier den unerwarteten Boxenstop einer heute eher enttäuschenden Werttheorie. Brumm, brumm. Werttheorie schafft es bis in die Endrunden, muß sich auf jeden (...)


Zivilgesellschaft — Bekenntnis, Blase, Begriff

16

Der Begriff Zivilgesellschaft ist bei der (Selbst-)beschreibung der Widerstandsbewegung gegen die blau-schwarze Regierung zum zentralen diskursiven Knotenpunkt geworden. Um ihn organisieren und polarisieren sich die Auseinandersetzungen zum strategischen Selbstverständnis der Opposition mit dem (...)


Öffentlichkeit statt „Zivilgesellschaft“

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Für so etwas wie Widerstand gegen die Widerlichkeit der Verhältnisse brauchen wir keine Marke zur Identitätsstiftung, sondern Öffentlichkeit als Möglichkeitsbedingung und Modus. Im aktuellen Sprachgebrauch vieler Unzufriedener eines Landes, das es nie zu einer halbwegigen Zivilisation brachte, ist (...)


Widerstand im Spektakel

Die Situationistische Internationale

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Finden sich bei der S.I. Anknüpfungspunkte für aktuelle Protestbewegungen? Als ich 1997/98 für das Museum moderner Kunst in Wien eine Ausstellung über die Situationistische Internationale 1957-1972 vorbereitete, machte ich die Erfahrung, daß in Österreich nur wenige die S.I. kannten. Dabei gab es (...)


ATTAC — Protest gegen die neo-liberale Globalisierung

31

Ausgehend von Frankreich formiert sich eine weltweite Initiative zur Besteuerung internationaler Finanztransaktionen. Daß der internationale Markt immer unübersichtlichere, undurchschaubarere Strukturen entwickelt, wird von vielen als Ursache für die inhumanen Zustände weltweit gesehen, in denen (...)


Kritik der reinen Projektion

Über die deutsche Notwendigkeit, in Jugoslawien Krieg zu führen

32

Überarbeitete Fassung des zweiten Teils eines Vortrags, der im Februar in Hamburg als Veranstaltung der Jugoslawien-Filmgruppe gehalten wurde. Die ganze Entwicklung in Jugoslawien vom Anfang der neunziger Jahre bis zum Kosovo-Krieg läßt sich — wie in den Arbeiten von Jürgen Elsässer und Matthias (...)


Neues aus Nahost

36

In Israel und seinen Nachbarstaaten überschlagen sich in den letzten Monaten die Ereignisse. In Österreich ist ein Sammelband zum Thema erschienen. Innerhalb weniger Tage zog sich die israelische Armee Ende Mai überraschend früh aus dem Libanon zurück. Gleichzeitig mit dem Rückzug der Israelis (...)


Der Diskurs des Krieges

38

Kann politische Macht als Krieg analysiert werden? Und wer hat Clausewitz verdreht? Für all jene SudentInnen, die während des Semesters 1975-76 aufgrund der frühen Vorlesung um halb zehn Uhr morgens — Foucault entschuldigt sich dafür in seiner ersten Stunde höflichst — „nicht aus den Federn gekommen (...)


Kant und Hegel vor dem Sexshop

40

Zeitversetztes Zerwürfnis zweier Zufrühgekommener. Zusammengestückelt von Königsberg, Mai 1799. Der junge Hegel besucht den alten Kant. Beim Spazierengehen stoßen der abgehende und der angehende Philosoph zufällig auf ein temporär irrtümlich um viele Jahre zu früh plaziertes Pornogeschäft. Mehr als (...)


Freie Medien! Nutzt sie — ermöglicht sie!

Aufruf der Medienkonferenz* an und für Öffentlichkeit

44

Die Freiheit des Medienmarktes ist die Freiheit zur einfältigen Vielfalt, zur Ausdifferenzierung des Konsum- und Abstim­mungsverhaltens, auf das ein- und zu dem abgestimmt werden soll. Keine Zielgruppe, der sich gemeinsame Konsumneigun­gen anhängen lassen, soll ohne ihr eigenes Lifestyle-, (...)

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