Streifzüge, Heft 36

Medieninhaber und Herausgeber: Kritischer Kreis – Verein für gesellschaftliche Transformationskunde.
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Grundlegende Richtung: Kritik und Perspektive
Redaktion (zugleich Mitglieder des Leitungsorgans des Medieninhabers): Christoph Adam, Andreas Exner, Lorenz Glatz, Franz Schandl, Martin Scheuringer und Maria Wölflingseder
Druck: H. Schmitz, 1200 Wien

10 Jahre Streifzüge

Lernbub
von Martin Scheuringer
Auf die Idee, dass ich mich nicht unbedingt in die gängigen Denk- und Handlungsformen einpassen muss, kam ich erst, als mich während des Studiums die 68er-Nostalgie packte. Diese befällt einen Soziologie- und Philosophie-Studenten wohl fast zwangsläufig, wird doch in diesem Umfeld Kritik als die Mode der Alternativen inszeniert. Wir – die Kritischen – operierten mit analytisch hoch präzisen Begriffen, die die Realabstraktion mit der notwendigen Konkretisierung (...)

Beitræge

Abschaffung des Geldes

3

Als ich mit gut fünf Jahren erfuhr, ich würde später einmal – wie jeder – mein Geld selbst verdienen müssen, da durchzuckte mich als böse Gewissheit, erstens, das könne nicht gelingen, und zweitens, ich müsse deshalb zaubern lernen. Anders nämlich, so war mir bedrückend klar, würde ich es niemals zu all (...)


2000 Zeichen abwärts

Falls nicht korrekt

5

Manchmal erlebt man durchaus seine monetären Wunder. So etwa auf den Streifzüge-Konten. Da ist es im letzten Jahr einige Male vorgekommen, dass einfach abgebucht wurde, ohne dass wir eine Einzugsermächtigung erteilt hätten. Auf dem Auszug steht geschrieben: „Für das Konto wurde Erlaubnis um (...)


Wenn uns die Arbeit ausgeht …

11

Eine seltsame Sucht beherrscht die Arbeiterklasse aller Länder… Es ist dies die Liebe zur Arbeit, die rasende bis zur Erschöpfung der Individuen und ihrer Nachkommenschaft gehende Arbeitssucht. Statt gegen diese geistige Verirrung anzukämpfen, haben die Priester, die Ökonomen und die Moralisten die (...)


Dead Men Working

Virtualisierung der Ware Arbeitskraft

Kleine Politische Ökonomioe des Praktikumsbooms

15

Die Angehörigen meiner Generation lernten das Praktikum noch als Ergänzung und Abschluss einer schulischen oder universitären Ausbildung kennen. Für die Nachgeborenen wird das mehr und mehr zur Propagandalüge. Das Etikett ist geblieben, der Inhalt aber hat sich verändert. Aus einem Teil der (...)


Hans im Glück

Ein Anti-Märchen für Erwachsene

16

Hans hatte sieben Jahre bei seinem Herrn gedient, da sprach er zu ihm: „Herr, meine Zeit ist herum, nun wollte ich gerne wieder heim zu meiner Mutter, gebt mir meinen Lohn.“ Der Herr antwortete: „Du hast mir treu und ehrlich gedient, wie der Dienst war, so soll der Lohn sein“, und gab ihm ein Stück (...)


Caché

Oder Welcher Sinn wird durch Tausch denn gegeben?

20

Das Märchen Hans im Glück zeigt die Möglichkeit eines unsinnigen, nämlich ungleichen Tauschs. Das Äquivalenzprinzip behält seinen Sinn zwar bei, aber es wird nicht eingehalten. Weil Hans dessen Sinn entgegen handelt, stellen sich seine Tauschakte als unsinnig oder zumindest regressiv dar. Indes gibt (...)


In Acht nehmen

Materialien zum mentalen Kapitalismus anhand des neuen Bandes von Georg Franck

23

Manchmal gibt es Bücher, die sind empfehlenswert und ärgerlich in einem. Georg Francks Studie ist so eines. Da legt einer wirklich viele richtige Fährten. Die Schranken der einzelnen gesellschaftlichen Sphären und wissenschaftlichen Disziplinen werden konsequent durchbrochen. Auch die (...)


2000 Zeichen abwärts

Freigeister und ihre kreative Revolution

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Sind’s Fantasy- oder Gespenstergeschichten oder einfach Lügenmärchen, die uns in den Wirtschaftsblättern und den Karriere-Seiten der Tageszeitungen aufgetischt werden? „Die kreative Revolution. Es gibt wenige Dinge auf der Welt, die mich so sehr faszinieren wie die Revolution des Alltäglichen. Wenn (...)


2000 Zeichen abwärts

Unternehmen und ihre wahren Werte

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Wert ist Trumpf! „Sichern Sie Ihren Marktwert – mit 990 Euro fünf Jahre trainieren in den Oasis Health+Fitness Clubs.“ Heute geht es aber nicht mehr vorrangig um den schnöden Marktwert. „Egomanie und Shareholder-Value haben als Maß aller Dinge ausgedient“, schreibt die Unternehmensberaterin Elisabeth (...)


2000 Zeichen abwärts

Wir und unsere wohligen Gefühle

29

Gefühle sind in! Angenehme Gefühle und Wohlbefinden in der Arbeitswelt – zumindest am Papier, vor allem auf jenem der Printmedien, die die Agitation der Arbeitssekte freiwilllig übernehmen. Auch das hat sich bewährt – v. a. in der Esoterik-Bewegung der letzten 20 Jahre: Alles, was fehlt, wird einfach (...)


Rückkopplungen

Ist Pop noch Musik?

30

„Ist was Pop?“, fragte Diedrich Diederichsen am Ende der neunziger Jahre in Anspielung auf Peter Bogdanovichs Komödie, Is was, Doc?‚ (‚What’s Up, Doc?‘). In dem Film, der 1972 in die Kinos kam, geht es um den etwas zerstreuten und eigensinnigen Musikwissenschaftler Dr. Howard Bannister (Ryan (...)


Detroit Summer

Soziale Anomie und emanzipatorische Gegenbewegungen in einer dekapitalisierten US-Metropole – Teil 1

31

„The first domino to fall“, so charakterisierte 1990 die ABC-Reporterin Diane Sawyer Detroit in Hinblick auf die Zukunft der US-Städte. Detroit, das ist Mythos und Spiegel der US-Nation zugleich: Geburtsstätte der Automobilindustrie und heute immer noch im Bannkreis der „Big Three“ – Ford (Dearborn, (...)


Immaterial World

Wikipedia in der Krise

Freie Produktionsweise in einer unfreien Welt

35

Mittlerweile ist die freie Online-Enzyklopädie Wikipedia interessierten Menschen ein Begriff. Mit dazu beigetragen hat eine Kette von „Rückschlägen“, über die genüsslich bis hämisch in der Presse berichtet wurde. Auch un/kritische KritikerInnen fühlen sich bestätigt, kann doch in ihrem Weltbild unter (...)


Nebelschwaden und Gewitterwolken

Sechs Notizen anlässlich des Nahostkonflikts

36

1. Lechts und Rinks Mangelnde Bildung mag durchaus die mentale Stabilität fördern, wenn man ein Antisemit ist. Voraussetzung ist das jedoch keineswegs. Und beschönigen oder verharmlosen lässt sich damit auch kaum etwas. Die beschwichtigenden Hinweise auf eine gewisse intellektuelle Unbedarftheit (...)


Unumgänglich

Falsche Fronten

44

Je mehr man über die Lage der Welt nachdenkt, desto verzweifelter müsste man eigentlich werden. Vor allem die Entwicklungen im Nahen und Mittleren Osten lassen Schlimmstes befürchten. Man darf die Augen nicht verschließen. Was droht, ist eine Welt, wo Bombardements und Strafaktionen sich mit (...)

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