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Die Demokratie herrscht mit großer Selbstverständlichkeit in den Köpfen der westlichen Menschen. So sehr, dass es kaum noch jemanden gibt, der es für nötig hält, sie zu legitimieren. Die Zeiten, in denen sie sich im Kampf befand, sind lange vorbei. Es gibt keine politischen Ordnungsvorstellungen (...)
„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“*
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Das Ende des fossilen Zeitalters ist inzwischen endgültig eingeläutet. Das hat sich heute bis in die Chefetagen der Mineralölkonzerne herumgesprochen. Der „Peak“ der Erdölförderung dürfte inzwischen erreicht worden sein. Dass das Wegbrechen der fossilen Energiebasis die Grundfesten unserer (...)
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Mit der Ökologie stehen viele Linke auf Kriegsfuß. Sie gilt ihnen als rein technische Frage, im Unterschied zum gesellschaftlichen Anliegen der Emanzipation. Davon abgesehen, so können wir hören, laufe das alles auf Verzichtsethik hinaus – und damit „lässt sich doch kein Hund hinterm Ofen vorlocken“, (...)
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Im Laufe der letzten Dekade deutet sich eine Richtungsänderung in der weltweiten Ernährungssituation an, und zwar eine äußerst unangenehme. Während nämlich der Anteil Unterernährter an der Bevölkerung der Entwicklungsländer bis zu Beginn unseres Millenniums zurückging (zwischen 1991 und 2004 von 20 auf (...)
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Dank sei Buddha, Dank sei Brahma! Wenn nicht Butter, nun dann Rama, Wenn nicht Rama, nun dann Butter, die Natur ist unsere Mutter. I Dieser von Christa Reinig mit Ranküne ersonnene „kultische Spruch“ bescheidet sich nicht damit, „ein schönes Zeugnis … von der religiösen Toleranz der alten Inder (zu (...)
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Auf Reisen tu ich manchmal so, als wäre es anderswo besser. Also bin ich am Rand der Ausgrabungen von Ostia Antica ausgestiegen, um zum Ort hinaufzugehen statt an den Lido weiterzufahren und dann mit der Bahn wieder zurück. Öffentlich geht es nur so. Ist gut fünf Kilometer Umweg für einen. Ich gehe (...)
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Was haben wir uns da nur eingebrockt. Wir sind Entäußerungen eines Widerspruchs, zweigeteilt und doch in einem einzelnen Menschen drin. Dabei ist die Frage, um die es geht, überlebenswichtig – nicht nur, weil der Klimawandel die Existenz der Menschheit in Frage stellt, sondern weil wir bis dahin (...)
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Ökologen thematisieren die Grenzen des Wachstums ebenso wie viele Linke. Doch während die einen bloß stofflich-energetische Grenzen sehen, wollen die anderen nur Grenzen des Werts und Mehrwerts erkennen. Tatsächlich sind beide Positionen integriert zu betrachten, um die Perspektiven des (...)
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Fahrrad fahren ist rundum gut. Wenn der Radler seinen Körper durch die erfrischende Luft bewegt, passiert viel Erbauliches: Seine Muskeln werden bei Gelenke schonender Anstrengung mit frischem Sauerstoff zu kräftigenden Lebenszeichen animiert und erinnern sich ihres Daseinszwecks, sein Kreislauf (...)
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Ist der Umschlag des Klimawandels in eine Klimakatastrophe noch vermeidbar? Zumindest im Umfeld der US-Regierung werden inzwischen auch radikale Maßnahmen zur Bekämpfung der rasant fortschreitenden globalen Erwärmung diskutiert. Barack Obamas wissenschaftlicher Berater John Holdren wollte in (...)
Trinkbares Wasser, atembare Luft
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„Die Menschheit als Ganzes ist tötbar“, schreibt Günther Anders im 1956 veröffentlichten ersten Band der „Antiquiertheit des Menschen“. (AI, S. 243) Zeitlebens ist das „apokalyptische Monstrum der Atomgefahr“ (P, S. 6) sein Thema gewesen. Seit 1945 bestimmte es sein Fühlen, Denken und Handeln. Was er (...)
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Der weltweite Handy-Verkauf ist krisenbedingt zum ersten Mal geschrumpft. Im ersten Quartal um 8,6 Prozent. Hochgerechnet auf ein Jahr wären das immer noch 1,076 Milliarden verkaufte Handys. Während in Europa die Penetrationsrate vielerorts bereits über 100 Prozent liegt – in Litauen ist sie mit (...)
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Den Charakter der politischen Partei prägt ihre Orientierung auf den Staat. Sie nimmt die Interessen, die der Kapitalismus setzt, in sich auf, formiert sie, tariert Antagonismen wie jenen zwischen Kapital und Arbeit aus und setzt den resultierenden Kräftevektor in Staatshandeln um. Die von einer (...)
Reichtum und Ressource
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Richtig Reich … … war A. Onassis bedauerlicherweise nicht. Vielmehr ein armer Mann mit viel Geld, gemäß eigener Einschätzung. Hierin ist die heikle Ambivalenz von Reichtum auf den Punkt gebracht. Denn Geld und Ware sind nur in einer Welt der Knappheit denkbar. Sie gründen auf Mangel und treiben (...)
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Nach dem Logischen (Streifzüge Nr. 43/2008) und dem Allgemeinen (Nr. 44/2008) soll es nun in der kleinen Serie über Grundbegriffe der „immaterial world“ um die Information gehen. Man sollte annehmen, dass die Informatik die berufene Disziplin ist, eine genaue Fassung des Begriffes zu liefern, (...)
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1 Kein Zufall: Die flachste Zeitung des Landes ist Bild betitelt. 2 Berlin-Mitte, U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße, aschgrauer Tag und Regenhimmel, wenige Schritte vom U-Bahnhof-Ausgang hinüber nach einem Wohnblock, dabei auch Plattenbauten, gehst du auf einen begrünten stillen Hof. Es ist (...)
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Manchmal sind es die seltsamsten Umstände, die einem mal wieder verdeutlichen, was man ist oder/und sein will und was nicht. Unlängst war Elternabend, meine beiden Töchter sind in der ersten Klasse. Umzingelt von eigentlich doch erwachsenen Leuten, die ihr ewiges Angestelltenverhältnis, aus dem (...)
Geschmacks- und Herrschaftsfragen
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Als ich im Juli 2008, also ziemlich direkt während der Fußball-Europameisterschaft, die Streifzüge aufschlug, da war ich zunächst recht begeistert. „Endlich schreiben die mal was über die Hintergründe der elendigen Fahnenschwenkerei!“, dachte ich bei mir, als ich Martin Scheuringers „Rausch ohne (...)
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Vor vierzig Jahren, am 25. Juli 1969, erschien das erste Album der ein Jahr zuvor gegründeten Band Yes. Zusammen mit dem im Oktober desselben Jahres veröffentlichten Album „In the Court of the Crimson King“ von King Crimson gilt es als genre- und stilprägend für Progressiven Rock, also Musik, die – (...)
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Worte sind schneller als Gedanken. Bevor wir den Inhalt rezensieren, besprechen wir doch Titel und Untertitel. Kauf, Politik und Demokratie, drei Schlüsselbegriffe werden hier genannt und in Beziehung gesetzt. Verwendet werden sie als plakative Postulate. Katja Kipping, 31 Jahre jung, (...)
