
Wer uns will, muss uns ermöglichen
3
Repariert nicht, was euch kaputt macht!
4
6
Die stets wieder begegnende Aussage, Wilde, Schwarze, Japaner glichen Tieren, etwa Affen, enthält bereits den Schlüssel zum Pogrom. Über dessen Möglichkeit wird entschieden in dem Augenblick, in dem das Auge eines tödlich verwundeten Tiers den Mensch trifft. Der Trotz, mit dem er dieses Bild von (...)
7
Hätte die Mücke Bewusstsein, was wäre dann? Nun, sie unterschiede kaum in Menschen und Menschenaffen, geschweige denn meinte sie, mit letzteren gehöre sie in die Kategorie Tier, während der Mensch eine gesonderte Spezies darstelle. In den Mückenakademien würde man auf solch abstruse Theorien nie (...)
8
Im Grunde bleiben uns nur zwei Sichtweisen im Umgang mit dem, was wir „Tier“ nennen: Die eine, die uns erlaubt, die Welt als tauben Gesteinsklumpen zu betrachten, aus dem sich kleinere Klümpchen gesondert haben, welche sich nach und nach immer komplexer ordneten und irgendwann begannen, (...)
10
Das berühmte Fragment „Mensch und Tier“ von Horkheimer und Adorno, das ins Textkompendium aufgenommen worden ist, welches ihr epochales Werk „Dialektik der Aufklärung“ beschließt, beginnt mit einem Paukenschlag von aphoristischer Prägnanz: „Die Idee des Menschen in der europäischen Geschichte drückt (...)
13
„Gegenseitig ausrotten“ lautet das Betreff der Mail von meiner Freundin Edith. Ohne weiteren Kommentar schickt sie mir den Link zu einem Artikel mit der Überschrift „Jäger erschießt Jäger“: Ersterer hatte ein Wildtier erlegt und Zweiterem bedeutet, er möge das Auto holen – dieser tat es, näherte sich (...)
14
Die Solidarität mit Tieren und der Gedanke, dass als Voraussetzung zur Verwirklichung einer wahrhaft emanzipierten Gesellschaft auch sie aus den Ausbeutungsverhältnissen zu befreien sind, in denen sie zu leben gezwungen werden, hat eine gewisse Tradition, die viel weiter zurückreicht als gemeinhin (...)
Hohe Menschen und niedrige Tiere
16
Die linksneoliberale Partei Die Grünen versuchte im deutschen Bundestagswahlkampf mit der nicht neuen Idee der Einführung eines „Veggie-Days“ pro Woche in öffentlichen Großküchen und Kantinen zu punkten. Dieses Vorhaben scheiterte kläglich. Gegen die drohende „Öko-Diktatur“ übte ein wutschäumender (...)
18
Ich war nie eine große Fleischesserin. Am Großfamilientisch gab’s eher wenig Fleisch und Wurst. Es schmeckte mir aber alles, was Muttern uns kredenzte. Ein Großteil der Nahrung bestand aus Roggenbrot und aus Weizengerichten: Nudeln, Nockerl, Knödel, Buchteln, Palatschinken, Kaiserschmarrn, (...)
19
Derjenige, der nicht nachdenken will, verzichtet auf die Eigenschaft eines Menschen und soll wie ein entartetes Tier behandelt werden. (D. Diderot) In der Bibel sagt Christus: ,Seid denn ihr nicht besser als die Sperlinge?‘ Wir sind es als Denkende – als Sinnliche so gut oder so schlecht wie (...)
20
Ein Blick etwa in die Reihe „Tierrechte – Menschenpflichten“ des Erlanger Verlags Harald Fischer, belehrt darüber, dass über Tiere, in einem zeitgenössischen, auch einem zeitgenössischen historischen Interesse, bereits intensiv nachgedacht wird. Wer sich dem Thema stellen will, kann hier etwas (...)
22
Tierschützer sind mir immer kräftig auf den Zeiger gegangen. Vor allem, wenn sie sich penetrant vor mir aufpflanzten und sinngemäß die Frage stellten, ob ich Tiere mag. Da pflegte ich dann leicht genervt zu antworten: Ja, ich esse sie gerne! Damit war die Sache erledigt. Heute antworte ich nicht (...)
23
Wilde Tiere leiden hinter Gittern. Könnte das der Grund sein, warum wir sie einfangen und einsperren? Um so unsere Andersartigkeit bestaunen zu können? Denn wilde Tiere springen gegen die Zäune ihrer Gefängnisse, laufen mit ihren Schädeln gegen die Glasscheiben der Terrarien, und so sie nicht anders (...)
27
Der Konsens, der für das reibungslose Funktionieren des kapitalistischen Systems erforderlich ist, stellt sich bekanntlich hinter dem Rücken der Beteiligten her. Indem sie die vormodernen Bindungen an die Religion, den Stand, das lokale Brauchtum und Herkommen, schließlich auch die (...)
30
Geschieht etwas, so wurde das Geschehene durch etwas bewirkt, angestoßen, ausgelöst. Der Aufstieg des Kapitalismus und mit ihm der von Natur- und Ingenieurwissenschaften hat den göttlichen Beweger entmachtet und Wirkungen fortan auf Ursachen zurückgeführt. Auf Ursachen, die fortan gezielt (...)
31
1. Demokratie – Das Volk herrscht. Im Staat. Was wir heute unter den Namen Staat und Volk kennen, ist aber so alt gar nicht. Dieses Amalgam wurde in die Welt gesetzt und wuchs heran als Kampfmaschine der Fürsten in der Zeit der frühen Feuerwaffen. Kanonenrüstung und Festungsbau sowie (...)
Der unsichtbare Tropenhelm
32
Friederike Habermann: Der unsichtbare Tropenhelm. Wie koloniales Denken noch immer unsere Köpfe beherrscht. ThinkOya 2013, 111 Seiten, ca. 10 Euro Von der „Schwierigkeit, nicht rassistisch zu sein“ handelt schon ein Buch aus dem Jahr 1986. Sonst hätte es durchaus auch der Titel dieses Bändchens (...)
33
Die Kindererziehung findet im modernen Kapitalismus unter besonderen äußeren Bedingungen statt. In Städten verschwinden unspezifische Freiflächen als für Kinder und Jugendliche attraktive Orte. Der Autoverkehr macht das Spielen von Kindern in der Umgebung der Wohnung oft problematisch. Die (...)
36
Es ist doch wirklich auffällig, dass bei besonderen Anlässen die kirchlichen Würdenträger, die staatlichen Repräsentanten und die Heeresspitzen stets gemeinsam abgebildet sind. Und es scheint kein Zufall zu sein, dass sich Kleriker, Politiker und Militärs da recht friedlich und freundschaftlich in (...)
37
Die Haltung des Bildungsbürgers – also des prototypischen etablierten Vertreters der Industriegesellschaft – gegenüber Politik ist von einer eigentümlichen Ambivalenz gekennzeichnet. Politik erscheint ihm als „notwendiges Übel“ – er glaubt zwar emphatisch an Politik als Prinzip, verachtet sie jedoch (...)
42
Die Popmusik in ihren profitablen Segmenten der Kulturindustrie: in den Vereinigten Staaten waren das Soul und Rock’n’Roll, in Großbritannien der Beat und in Deutschland der Schlager. Wie das englische „Beat“ oder „Hit“ verweist das Wort Schlager auf die Konvergenz von musikalischer Eingängigkeit und (...)
