Heft 6-7/2004

Medieninhaber: Bureau № 2 — Agentur für Kommunikation und Information
Herausgeberin: LICRA-Österreich (Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus)
Redaktion: Katrin Auer (koordinierende Redakteurin, Lektorat), Hannah Fröhlich, Manfred Gmeiner, Judith Götz, Alex Gruber (Layout), Heide Hammer (Radio), Günter Hefler, Markus Kemmerling, Mary Kreutzer, Eva Krivanec, Karin Lederer (Lektorat), Stella Puig-Waldmüller (Internet), Heribert Schiedel, Alexander Schürmann-Emanuely (geschäftsführender Redakteur), Thomas Schmidinger, Jutta Sommerbauer, Markus Zingerle (Radio)
Titelgraphik: no*signal
Hersteller: Resch druck & grafik, 1150 Wien
Context XXI ist Mitglied der VAZ — Vereinigung alternativer Zeitungen und Zeitschriften

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Diese Ausgabe der Context XXI ist dem Sudan gewidmet. Der Krieg in Darfur, die systematische Vertreibung der Zivilbevölkerung und die Bilder aus den Flüchtlingslagern sind bekannt. Die Situation in Darfur musste sich erst zur Katastrophe entwickeln, bis westliche Regierungen und Medien den Ursachen und Umständen mehr Aufmerksamkeit schenkten. Bei der Berichterstattung wie auch bei der Nachbar in Not-Spendenaktion überwiegt jedoch die oberflächliche Betrachtung der Situation. Context XXI will (...)

Beitræge

Zuschauen beim Massenmorden

4

Seit Beginn dieses Jahres hat sich der Krieg im Westen des Sudan zu einer systematischen Vertreibung und Ermordung der lokalen Bevölkerung ausgeweitet. Die internationale Öffentlichkeit beschränkt sich dabei bisher auf substanzlose Ankündigungspolitik während die Linke schweigt oder bereits vor (...)


Der Konflikt im Westsudan aus der Geschlechterperspektive

7

Frauen sind durch Vertreibung und Vergewaltigungen besonders von der Krise im Sudan betroffen. Krieg wird von der Ar­beitsgemeinschaft Kriegs­ursachenforschung an der Universität Hamburg wie folgt beschrieben: „Ein Cha­rakteristikum des weltweiten Kriegsgeschehens ist, dass es ‚den Krieg‘ (...)


Rape as a weapon of mass destruction

9

Mehr als eine Million Menschen wurden durch die syste­matischen Vertreibungen im Westsudan zu Flüchtlingen. 170.000 flohen in den benachbarten Tschad, fast eine Million Menschen leben als Binnenflüchtlinge auf sudanesischem Gebiet. V.a. Frauen und Kinder sind in den ländlichen Ge­bieten Darfurs von (...)


Blinde Solidarität

10

Die Reaktion der Arabischen Liga auf die Massenmorde sudanesischer Milizen in Darfur ist von ideologischer Starrheit geprägt. Nur vereinzelt regt sich Widerstand gegen die vorherrschende Suche nach den Ursachen. Jede Krise in einem arabischen Land, die dann in der Regel, wenn nicht in Krieg, so (...)


Islamismus und Militärherrschaft im Sudan

12

Nirgendwo zeigt sich zurzeit deutlicher der Bankrott des realexistierenden Islamismus als im Sudan. Nach 15 Jahren islamistischer Militärdiktatur haben die ideologischen Nachkommen der Muslim-Brüder das Land an den Abgrund geführt. Die sudanesische Organisation der von Ägypten ausgegangenen (...)


Konsequente Entgrenzung

Die ideologische Vielfalt der Globalisierungskritik

18

Hauptsache anti-irgendwas könnte man annehmen, wenn man genauer schaut, welche Anti-Haltungen auf Anti-Globalisie­rungsveranstaltungen zu finden sind. Beirut und London sind in diesem Herbst zwei Or­te, an denen jede/r antisemi­tisch und anti-amerikanisch motivierte Anti-GlobalisierungsaktivistIn, (...)


Offener Brief an den Wiener Bürgermeister Michael Häupl

27. September 2004

19

Nachdem der Berliner Senat den für Anfang Oktober geplanten Arabisch-Islamischen Kongress verboten hatte, da in den Aufrufen der Widerstand gegen „amerikanischen zionistischen Terror“ bejaht wurde, gab es Bestrebungen – mit Unterstützung der Anitiimperialistischen Koordination (AIK) – diesen (...)


Antiemanzipatorisches Ressentiment

Der Antizionismus als Kampf gegen die „künstliche Zivilisation“

21

Es gilt, einen kriti­schen Begriff von Antisemitismus und Antizionismus zu erarbeiten, also den linken Allgemeinplatz zu widerlegen, welcher behauptet der Anti­semitismus sei das eine, der Antizionis­mus dagegen das ganz andere. Wie schon der Untertitel des Marxschen Haupt­werks — Kritik der (...)


„Brecht mit eurem Vater“

Bruch und falsche Versöhnung in der postnazistischen Familie

26

Es ist eine Hommage an einen der außergewöhnlichsten Nachkommen eines deutschen NS-Verbrechers: Hinter dem realen Vorbild Konrad Sachs, eine der zentralen Figuren in Robert Schindels Roman Gebürtig, verbirgt sich niemand anderer als Niklas Frank, Sohn von Hans Frank, Generalgouverneur von Polen, (...)


Brief an Claudia Brunner

27

Liebe Claudia Brunner, Vor etwas mehr als einem Jahr sind wir uns bei der psychoanalytischen Großgruppe begegnet. Woche für Woche sind wir abends im grünen Haus gesessen, ein halbes Jahr lang, ich an der Seite mit möglichst viel Distanz zum Gruppengeschehen, Du fast immer mittendrin. Irgendwann (...)


Deutsche Geschichtsarbeit

32

Nicolas Berg macht die deutsche historische Forschung zur Shoah zum Gegenstand seiner historischen Forschung. Manchmal kann die Historiographie die Philosophie einholen. 1962 schrieb Max Horkheimer, dass „das Schuldbekenntnis der Deutschen nach der Niederlage des Nationalsozialismus 1945 (…) (...)


„Es wird das Aussprechen von Erkenntnissen sabotiert ...“

Der 11. September und die Linke

35

Die Anschläge des 11. September 2001 zerstörten mit dem World Trade Center gleichzeitig auch den gemeinsamen Nenner, der das unter dem Label „antideutsch“ firmierende Lager der deutschsprachigen Linken bis dahin noch zusammenhielt. In Österreich brach die Re­daktion der Zeitschrift Streifzüge (...)


Chronologie eines Motivationsproblems

Zum Todestag von Michel Foucault

39

Genealogie Juni: Michel Foucault ist seit zwanzig Jahren tot, das wird vielerorts beschrieben, aber Context XXI erscheint nicht zum passenden Zeitpunkt und zudem sind die theore­tischen Vorlieben der Redak­tion nicht gerade zu Gunsten des Theoretikers der Macht verteilt. August: Ich warte am (...)


Jenö war mein Freund

Unterrichtsthema: deutsche Toleranz und Vernichtung

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Und dann haben sie sie eines Tages doch abgeholt: die ganze Bande; auch Jenö war dabei. (...) Ich war nur traurig, daß Jenö jetzt weg war. Denn Jenö war mein Freund. Was erfahren SchülerInnen in deutschen Schulen über die nationalsozialistische Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma und die (...)


Durch Pulverfass und Kugelregen

Die Geburt der deutschen Filmindustrie aus dem Geist des ersten Weltkriegs

45

Die frühe Geschichte des Mediums Film in Deutschland während des folgenreichsten Ereignisses seit seiner Entstehung, also während des Ersten Weltkriegs, umfassend aufzuarbeiten und darzustellen ist mehr als nur Programm in Vom Augusterlebnis zur UFA-Gründung. Der deutsche Film im Ersten Weltkrieg (...)


Mary Kreutzer, Thomas Schmidinger:

Irak. Von der Republik der Angst zur bürgerlichen Demokratie?

47

Der vielfach lediglich proklamierte Anspruch einer Unterstützung des „Für sich selber Sprechens“ durch europäische BeobachterInnen, ExpertInnen oder AktivistInnen findet im vorliegenden Sammelband eine gelungene und differenzierte Entsprechung. Dass in der Wahl der AutorInnen kein beliebig breites (...)


An unnecessary necessity

48

Letztes Jahr erschienen zwei Sammelbände mit unterschiedlichen Intentionen zum Thema Amerika und Amerikakritik. Während das eine Buch seinen Schwerpunkt auf die antiamerikanischen Ressentiments innerhalb der Linken setzt, versucht das andere die internationale Situation, mit der die USA (...)


Deutsche Gegen-Aufklärung

49

Für den 20. November 2004 planen deutschvölkische Korporierte einen Konrad-Lorenz Kommers in Wien. In dessen Vorfeld wollen die Schmissgermanomanen auf einem Symposium mit der Frankfurter Schule als der „9. Todsünde“ abrechnen. Die rechtsextreme Begeisterung für Konrad Lorenz ist nicht neu: 1973 (...)

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