Heft 2/2002
Mai
2002

26 Jahre: Von Zivildienst bis Context XXI

Bereits ein Jahr vor Gründung der Arge Zivildienst erschien im Mai 1976 die erste Ausgabe der Zeitschrift Zivildienst. Nach sechs Jahren erfolgte die erste Umbenennung in Gewaltfreier Widerstand und 1989 die erste Fusionierung mit dem Friedolin, der Zeitschrift der Grazer Arge für Zivildienst zur Zeitschrift für Antimilitarismus — ZAM.

Parallel zur ZAM gab die in den selben Räumlichkeiten angesiedelte EG-Opposition ab 1990 die Zeitschrift EuropaKardioGramm — EKG heraus. Nachdem sich die beiden Redaktionen im Lauf der Zeit immer stärker überschnitten, die finanziellen Ressourcen damals schon immer schmäler wurden und beide Medien eine inhaltliche Ausweitung anstrebten, folgte 1996 konsequenterweise die nächste Fusionierung zur Zeitschrift ZOOM. Der Inhalt der ZOOM ging mit allgemein herrschaftskritischen Themen und solchen der internationalen Politik über die Schnittmenge aus EKG und ZAM deutlich hinaus.

Mit dem Namen ZOOM nicht sonderlich glücklich und unter Klagsdrohung eines Kindermuseums gleichen Namens beschlossen wir 1999 die nächste Umbenennung in Context XXI und nutzten die Gelegenheit zu einer weiteren Fusionierung mit dem unter Ressourcenmangel leidenden Internetprojekt gleichen Namens. 2000 „schluckten“ wir ein weiteres Medium, die von der Ökoli herausgegebene radiX. Nach so vielen Namensänderungen und Fusionierungen blieb noch eine Erweiterung der HerausgeberInnenschaft: Letztes Jahr kam zur (zwischenzeitig ebenfalls umbenannten) Arge für Wehrdienstverweigerung, Gewaltfreiheit und Flüchtlingsbetreuung die österreichische Sektion der Internationalen Liga gegen Rassismus und Antisemitismus LICRA hinzu.

Die Illustrationen dieser Nummer bieten einen Streifzug durch ein Viertel Jahrhundert Zeitschriftengeschichte.

Bilder
ZOOM 6/96

Zunächst die 2. Seite , ab 1997 auch das Cover wird von den Künstlern diEn0t gestaltet. — Bildtext: „Und das ist eine Basis, meine lieben Freunde, die auch an uns Junge weitergegeben wird, von der wir letztendlich auch leben. Und daher haben wir gemeinsam mit Euch die Aufgabe, etwa dafür zu sorgen, daß Ausstellungen, wie sie heute von Deutschland nach Österreich hereinkommen, um über die Wehrmacht aufzuklären, wo also plötzlich die Wehrmacht, die Teilnehmer und Angehörigen der Deutschen Wehrmacht als Verbrecher dargestellt werden. Es istjetzt üblich! Auch bei uns in Österreich läuft eine Ausstellung mit derartigen Unterstützungen von seiten der öffentlichen Hand, denn dafür haben wirja das Geld. Wir geben Geld fürTerroristen, wir geben Geld für gewalttätige Zeitungen, wir geben Geld für arbeitsscheues Gesindel, aber wir haben kein Geld für anständige Menschen!“

Zitiert nach: Schnell-Info der FPÖ, 5. Jg., Folge: 30/96, Protokoll einer Vernaderung. Am Beispiel der Waffen-SS Diskussion.

Gewaltfreier Widerstand 3/83

Erste und bislang letzte ausschließlich von Frauen produzierte Nummer: „Das ging allerdings nicht so ohne Schwierigkeiten, denn so mancher Mann wollte nicht einsehen, daß frau so viel auf einmal fordert und überhaupt, was ist dann mit dem Zivildienst ...“

ZAM 6/92

Im September 1992 fand ein Widerstandscamp an der ungarischen Grenze gegen die im Jahr zuvor begonnene und bis heute andauernde Flüchtlingsjagd des Bundesheers statt. An der Organisation beteiligten sich Österreich ohne Heer und die Redaktionen von EKG und ZAM.

Context XXI 1/2000

Widerstände am Cover und Regierungsbunker auf der 2. Umschlagseite (diEn0t).

Die Themenvielfalt von Context XXI findet sich nicht nur gedruckt und im Internet, sondern seit zwei Jahren auch im Äther, auf Radio Orange (Wien), Fro (Linz), Agora (Klagenfurt), Helsinki (Graz) und anderen freien Radios.

ZAM 6/93

Während die UN-Menschenrechtskonferenz in Wien tagte, ließen wir ein 80 m2-Transparent vom Hauptportal des Stephansdoms (noch eine verspätete Entschuldigung an den von uns so schändlich hintergangenen Domkurator): „Gegen Kriegsdienst / Für totale Kriegsdienstverweigerung / Freiheit für Totalverweigerer / Asyl für Deserteure / Für eine menschenwürdigere Welt / Gruppe für Totalverweigerung“.
Fotos von antimilitaristischen Aktionen wie dieser fanden sich immer wieder auf Covers.

ZAM 3/93

Immer wieder am Cover: Österreichs bekannteste Totalverweigerer, die Musiker Heimut Heijtmanek und Christof Kurzmann. Die Protest- und Solidaritätsgruppen, die sich für die Totalverweigerer einsetzten, brachten immer wieder neue AktivistInnen in die Arge Wehrdienstverweigerung.

Context XXI 7-8/01; 1/02 Siegfrieds Köpfe

Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus an der Universität
Die bislang letzte Nummer für 9,— Euro über die Redaktion zu bestellen.

ZOOM 4+5/96 — Es muß nicht immer Gladio sein

Seit der Fusion von EKG und ZAM erscheint die Zeitschrift in unregelmäßigen Abständen als Broschüre. Aus Anlass der Entdeckung von 79 von der CIA in Österreich angelegten Waffenlagern arbeiteten wir die Rolle von Gladio in Österreich auf. Fritz Molden und der Grazer Historiker Siegfried Beer stritten sich noch einige Nummern über Moldens Rolle im Widerstand.

EKG Spezial 1994

Kurz vor der Volksabstimmung über den EU-Beitritt versuchten wir der auf Vor- und Nachteile konzentrierten Diskussion zwischen BeitrittsgegnerInnen und -befürworterInnen inhaltliche Argumente beizusteuern. Die Sondernummer erschien in einerAuflage von 100.000 Stück, parallel dazu erschien ein halbes Jahr lang ein wöchentliches Informationsblatt der Euro Watch Agency. Die Weihnachtsmänner haben ihre Geschenke mittlerweile ausgetragen.

GewaitfreierWiderstand 5-6/88

Die letzte Nummer. Die antimiiitaristische Medienkonzentration zur ZAM führte zu größerer Themenvielfalt, die in der Nummer kritisierte Konzentration der Tageszeitungen kaum.

Eine nichtbezahite Anzeige des Bundesheeres zu seinem neuentdeckten Bedrohungsbild der „Subversion“ brachte uns einen Prozess ein.

Zitat aus der Anzeige: „Das Jahr 1989 trennt uns bereits exakt ein halbes Jahrhundert vom Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. In gewissen Kreisen destabiiisierender Randgruppen wird man sich hierbei die Gelegenheit sicher nicht entgehen lassen, die Soldaten von einst wieder unfairerweise und völlig zu unrecht als Verbrecher, Angehöriger einer Tötungsmaschinerie, somit als Täter und nicht als Opfer darzustellen. Wir werden uns zu wehren wissen.“ Der Kamerad 1-2/89 (Zeitung des Österreichischen Kameradschaftsbundes)

Das Bundesheer klagte wegen der Verwendung seines offiziellen Briefpapiers auf Urheberschutzverletzung — und verlor den Prozess nach drei Jahren in letzter lnstanz, weil es sich bei Logo und rot-weiß-roter Umrahmung um eine „reine Gebrauchsgraphik ohne ästhetischen Überschuß“ handelt: "Das gilt auch für das Hoheitszeichen für Militärluftfahrzeuge selbst, weil die Wahl der Kreisfläche mit einem ihr eingeschriebenen, auf die Spitze gestellten gleichseitigen Dreieck für die Anerkennung als Werk der bildenden Künste nicht ausreicht. Die konkrete Kombination dieser beiden geometrischen Formen mag zwar einen gewissen Auffälligkeitswert haben; sie ist aber doch so naheliegend und bekannt, daß sie sogar in der Stammfassung der StVO 1060 BGBl Nr. 159 beim Vorschriftszeichen nach § 52 Ziffer 11 ‚Halt vor Kreuzung‘ Eingang gefunden hatte.“

ZAM 5/90

Sondernummer zur lnitiative „Österreich ohne Heer“, die nach dem Muster der „Schweiz ohne Armee“ eine Volksabstimmung zur Abschaffung des österreichischen Bundesheeres anstrebte. Die etwa 40.000 gesammelten Unterschriften wurden leider nie dem Parlament übergeben — obwohl sie nicht wie beim Volksbegehren gegen das Bundesheer von 1972 klammheimlich von Günther Nenning entsorgt wurden.

Zivildienst Nr. 1, Mai 1976

Die erste Nummer, damals noch, wie es im Untertitel hieß, eine Zeitschrift für Zivildiener und Zivildienstinteressenten: 12 Seiten dünn, mit Schreibmaschine und auf einem Eigenbau-Computer der Marke Commodore produziert sowie in mühsamer Schnipselarbeit auf einem ebenfalls selbst gebautem Layouttisch zusammengebastelt — und das ging noch bis in ZAM-Zeiten so.

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