ZOOM 1/1996
Januar
1996

Bei den Großen protzen — bei den Kritischen sparen

257 Kleinmedien haben sich 1995 um die „Publizi­stikförderung“ beworben. Die Förderungswürdigkeit wird von einem aus Parteien- und In­teressenvertreterInnen zusam­mengesetzten Beirat geprüft. Mit Ausnahme einiger weniger Publikationen, bei denen dem Beirat formale Fehler unterlie­fen, hat sich die Regierung bis­lang in jedem Fall an dessen Empfehlung gehalten. Eine Förderung ist neben formalen Kriterien an den Nachweis der Medien gebunden, daß diese „Fragen der Politik, Kultur oder Weltanschauung auf ho­hem Niveau abhandeln und da­durch der staatsbürgerlichen Bildung dienen“.

Der gesamte Forderungsbetrag von knapp acht Millionen Schil­ling ist vergleichsweise margi­nal, er liegt unter jenem Betrag, die manch einzelne Tages- oder Wochenzeitung aus der regulären bzw. der „besonderen Presseförderung“ requiriert — „zum Erhalt der Medienviel­falt“ (so der Gesetzestext). Die einzelnen Kleinmedien erhalten zwischen 42.000,— und 211.000,— Schilling. Daß sich unter den drei höchstgeförder­ten Zeitschriften für 1995 auch eine Parteizeitung befindet, die sozialdemokratische Zu­kunft, dessen Chefredakteur gleichzeitig Beiratsmitglied ist, ist selbstverständlich reiner Zu­fall.

Nach dem Wirbel um die abge­lehnte Publizistikförderung für das TATblatt im Jahr 1994 hat letztes Jahr bereits der Beirat fast die Hälfte aller Publikatio­nen (120) ausgesiebt. Betroffen waren vorwiegend, wenn auch nicht ausschließlich, kritische Zeitschriften wie die akin, der Bericht des Vereins „Bürger beobachten die Polizei“ oder der Uhudla. Bei ihnen, weiß Uhudla-Redakteur Walter Eckhart auf mögliche Gründe für die Ablehnung angespro­chen zu berichten, sei eines Tages der Verfassungsdienst vor der Tür gestanden. Die Herren aus dem Bundeskanzleramt interessierten sich für den Autor eines Artikels, der nach den Morden von Oberwart entstan­den und vom TATblatt nachge­druckt worden war. Wesentlich härter als der Verlust der Publi­zistikförderung trifft den Uhudla aber laut Eckhart die im selben Klima erfolgte Ver­tragskündigung eines potenten Inserenten. Von solchen und ähnlichen Schwierigkeiten wis­sen viele alternative Medien­macherInnen zu berichten.

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