Streifzüge, Heft 76
August
2019

Dialektik der Motorsäge

Kaum ein Gerät, das solch einen Höllenlärm erzeugt. Motorsägen minimieren die Anstrengung und maximieren deren Ertrag. So zumindest die gemeine Sicht des Fortschritts. Es ist auch nicht schlicht von der Hand zu weisen. Wollen wir Bäume fällen wie früher? War die Arbeit der Holzknechte im Forst denn wirklich eine Idylle, war sie nicht vielmehr eine Schufterei sondergleichen? Tja.

Tatsächlich ist die Holzarbeit von einer der ruhigsten zu einer der lautesten geworden. Nichts stört die Ruhe des Waldes so wie die Motorsäge. Der oft besungene Frieden des Waldes wird damit konterkariert, ja völlig auf den Kopf gestellt. Auf jeden Fall gilt nicht mehr, was man mir in jungen Jahren sagte: „Franzi, im Wald ist man leise.“ Derlei merkt man sich. Eine Nervensäge war ich wohl, eine Motorsäge nie.

Im Lärmkegel einiger Kettensägen ist es zweifellos lauter als auf einer stark befahrenen Autobahn. In unseren Wäldern herrscht gegenwärtig ein Triumvirat aus Klimaerwärmung, Borkenkäfer und Motorsäge. Wir leben in der Ära der Eliminierung der Fichten. Es heulen die Sägen und erledigen ihren Teil.

Stören sie wirklich? Haben wir uns nicht inzwischen auch daran gewöhnt wie an so vieles? Haben die Sägen nicht längst unseren Segen? Wahrscheinlich. Und ist nicht gerade der Lärm auch Schutz, eine profane Warnung, die Nähe des Schlags zu meiden? Mit der Motorsäge kann man sich verletzen, auch schwer, doch fällt einem ein Baum auf Kopf oder Rücken, dann spielt es das Horvath’sche Lied vom Tod.

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