FORVM, No. 485/486
Juni
1994

Die letzten (demokratischen!) Wahlen in Italien!

Die grossen Feste des Vorteils

Non si deve mai lasciar seguiré un disordine per fuggire una guerra, perché la non si fugge, ma si differisce a tuo disavvantaggio.

Niccolò Machiavelli, Il principe [1]

Das ist also nun der Dank! Nun beschimpft man uns in Europa schon wieder als Faschisten! Wieder nichts aus der Geschichte gelernt! Aus unserer gemeinsamen europäischen Vergangenheit! Wer hätte das nur für möglich gehalten? Soweit hat die europäische Rest-Linke es also schon wieder gebracht! Sogar das Europa-Parlament verdammt uns, und wenn es wirklich wahr ist (was bezweifelt werden muß), was gewisse Propagandaorgane gewisser Neo-Stalinisten uns glauben machen wollen, sogar der Deutsche Bundeskanzler Kohl! Nun sollen wir uns also schämen! Schämen für all die Opfer, die wir für Europa gebracht haben!

Doch wer das verlangt, der hat sich ganz gründlich verrechnet, denn wir haben uns da gar nichts vorzuwerfen, denn wir haben uns ganz eindeutig und in freien, gleichen und geheimen Wahlen nach dem Mehrheitswahlrecht für den »Pol der Freiheiten« entschieden! Für Freiheit und Liberalismus, gegen Etatismus und Korruption. Für »ein neues italienisches Wunder«! Dafür brauchen wir uns wirklich nicht zu schämen, im Gegenteil!

Hören wir jetzt doch, bitte, endlich damit auf, uns über alberne Begriffe zu streiten, ja? Das führt doch zu nichts! »Faschismus«! Und selbst wenn wir es so nennen würden? Faschismus ist doch auch nur wieder so ein völlig abgegriffenes Reiz-und Modewort! Wie oft haben wir uns in der letzten Zeit diesen Vorwurf anhören müssen! Tausende von Malen! Manchmal machte er ja wenigstens noch einen politischen Sinn, wenn ihn etwa der Leader der Lega-Nord Umberto Bossi aussprach, um die Postkommunisten damit anzugreifen. Aber jetzt soll man uns, bitte, eine Weile damit in Ruhe lassen! Wir sind es müde, dieses Wort in diffamierendem Zusammenhang zu hören! Wir haben wahrlich Wichtigeres zu tun. Wir haben alle Hände voll zu tun mit dem Aufkrempeln unsrer Ärmel, damit wir endlich an den Wiederaufbau der abgewirtschafteten stalinistischen Zwangswirtschaft gehen können.

Aber bitte sehr, offenbar ist heute mehr denn je dringend Aufklärung geboten. Damit Europa uns endlich wieder richtig versteht. Damit endlich der vereinte europäische Himmel von den dunklen Wolken der Zwietracht und der Boden darunter von den Mauerresten der Vergangenheit befreit werden kann, damit wir wieder alle geschlossen zusammenstehen können. Damit auch das übrige Europa sich endlich unbeschwert und ausgelassen mit uns Italienern freuen kann! »Freude schöner Götterfunken«, wir haben »ein neues italienisches Wunder« gewählt!

Aber doch nicht, um uns mit Europa zu entzweien, sondern nur: »Um in Europa mehr zu zählen!«

Buongiorno! Darf ich mich nochmals vorstellen? Si? Mein Name ist Cattani, und ich bin nicht, wie Sie vielleicht denken mögen, der Kommissar aus der beliebten Fernsehserie »Allein gegen die Mafia«, sondern ich mache critica all’informazione, d.h. ich arbeite — bisher noch weitgehend gratis — als free-lance-Informationskritiker für ein giornale europeista, eine völlig neuartige europäistische Zeitung mit Redaktionssitz in Norditalien, die möglichst bald überall in Europa — in aller Herren Sprachen übersetzt — verbreitet werden und den europäischen Binnenmarkt mitbeleben soll. Und nun bin ich, aufgrund der »Wende«, zusätzlich noch mit einer äußerst dringlichen Aufgaben betraut:

Ich arbeite jetzt in der Abteilung drei, »P3«, wie der capo, d.h. unser Chefredakteur scherzt, »PR- oder Propagandaabteilung 3«, gesponsert von irgend jemandem, man weiß nicht genau von wem, wie, noch warum. Aber »Hauptsache, der Rubel rollt«, wie man so schön auf deutsch sagt. Und er rollt, es geht wieder aufwärts — auch mit uns: Das »neue italienische Wunder« ist bereits in vollem Gange. Und ich, Cattani, bin aufgrund besonderer Verdienste seit neuestem betraut mit der »organizzazione del consenso estero« (»Auslandskonsensveranstaltung«, schönes deutsches Wort, Übers. von mir, C.C.), und wenn ich außer Chef bisher auch nur der einzige Mitarbeiter meines Ressorts bin, kann ich mich nicht beklagen. Im Gegenteil: es geht, wie gesagt, wieder aufwärts mit uns. Der capo hat mir zu Weihnachten einen quasi neuwertigen Hewlett-Packard-Drucker geschenkt!

Liebe Austro-Europäisten, Sie können sich gar nicht vorstellen, was sich hier bei uns in Italien zum Jahresende alles an Erschreckendem abgespielt hat! In welcher Gefahr wir Italiener geschwebt sind!

Wirklich, wenn man sich die Propaganda-Titel von gestern heute wieder vor Augen führt, kann einem immer noch angst und bange werden:

»VITTORIA!«

Sieg! — So zu titeln hatte tatsächlich die postkommunistische »Unita« noch am 6. Dezember vergangenen Jahres gewagt, anläßlich der vorletzten Wahlen in Italien — Kommunal- und Regionalwahlen — fast so, könnte man sagen, als hätte sie endlich wieder einen Partisanenkrieg oder gar alle Redakteure an ein und demselben Tag jeder hundert Millionen und der capo das Dreifache im Fußballtoto gewonnen, in nahezu sektglashohen Lettern! Auch bei den »Genossen« vom kommunistischen »manifesto« hatte man offenbar einiges getrunken — oder, man kann es sich nur allzuleicht vorstellen, eine mehr oder weniger große Dosis an sogenannten »leichten Drogen« konsumiert:

Die linken Parteien haben zusammen die Wahlen vom Sonntag gewonnen. Und das Ereignis hat, den zahlreichen Unheilspropheten zum Trotz, weder die Devisenmärkte noch die Börse geschreckt. [2]

O-Ton von damals, aus: »il manifesto«, »kommunistische Tageszeitung«!

Tja, so gewitzt waren sie schon geworden, die »compagni«: die Kommunisten versuchten sich in unserem Land inzwischen (fast durch die Bank, könnte man sagen) schon als marktkompatible »Kapitalisten« zu tarnen!

Aber was sie in Wahrheit wollten, nämlich ein neo-bolschewistisches Terror-Regime, haben sie dann doch wieder nicht verhehlen können:

Es ist allerdings keine einfache Kommunalwahl, sondern die Generalprobe für die nächsten, für den Frühling vorgesehenen Parlamentswahlen gewesen. Wenn die unterschiedlichen Kräfte der Linken, ein gemeinsames Feld zu finden und alle drängenden Aufforderungen zur Verwässerung im Moderaten und im Run aufs Zentrum zurückzuweisen vermögen werden, werden sie vernünftigerweise auf eine erneute Behauptung bei Wahlen zählen können, die die Tür zum Zimmer mit den Schaltknöpfen öffnen würde.

Stalinistische Wölfe im marktfreundlichen Schafspelz im Anmarsch auf die Schalthebel der politischen Macht! Volksfront! So weit war es hier schon wieder gekommen!

Elisabeth Kmölnigers Tierlieben

Verstehen Sie uns nun vielleicht etwas besser? Hätten Sie etwa etwas Derartiges gewollt: Rote Fahnen am Strand von Rimini, Lenin-Mausoleen in sämtlichen wichtigen italienischen Kulturstädten, Lebensmittellieferungen nach Serbien, politisches Asyl für kroatische und bosnische Kriegsdienstverweigerer? Geschändete Madonnen in den Gotteshäusern und an jeder Straßenecke, der Papst im Hochsicherheitstrakt? Damals der Raub des Kirchenstaats und am Ende dieses Jahrhunderts nun das! Und dazu womöglich noch ein Tempolimit 80 auf den italienischen Autobahnen, dank der grünen Mafia in der »fortschrittlichen Regierung«.

Man mag vielleicht einwenden: »War denn die Gefahr wirklich so groß, daß Ihr Italiener und Italienerinnen zu ihrer Abwehr gleich die »Faschisten« wählen mußtet? Wäre es nicht auch ein wenig moderater gegangen?« — Gute Frage! Obwohl sie völlig naiv an der Realität unseres Landes vorbeigeht!

Wir möchten Ihnen, die Sie schließlich keine Schuld daran tragen, das Geschehen nicht am eigenen Leibe miterlebt zu haben, trotzdem antworten: Die Antwort ist:

  1. Wir haben nicht wirklich alle durch die Bank die »Faschisten« gewählt, wie die linken Medien es gern darstellen möchten.
  2. sind nicht alle in der neuen Regierung »Faschisten«, sondern viele sind auch Neoliberale, wie der Regierungschef selbst, der gerade (am 18. Mai) vor dem Senat versichert hat, daß er in der Wirtschaftspolitik nicht in die Epoche vor Adam Smith zurückkehren möchte, viele überzeugte Katholiken sind dabei, und auch die Lega Nord ist sehr stark vertreten, und
  3. gibt es trotz Mehrheitswahlrecht immer noch eine Opposition in der Abgeordnetenkammer, die nahezu so stark ist wie die Regierungsfraktion selbst. Man muß nämlich dazusagen, daß wir zu 25% leider noch ein Verhältniswahlrecht haben. Das soll aber nun auch, da sind sich alle wahren capi einig, möglichst bald eliminiert werden.

Aber seien Sie sich einer Sache gewiß: Auch wenn wir hier jetzt selbst anfangs einstweilen noch ein bißchen gescherzt haben (Fußballtoto, Sektgläser, Partisanenkrieg, Alkohol, Drogen) — die Lage war damals, zur Jahreswende, todernst und überhaupt nicht zum Spaßen. Nur ein weiteres Beispiel hierzu: Der »Postkommunist« Achille Occhetto, der Anführer jenes zusammengewürfelten heruntergekommenen Haufens politischer Abenteurer, der den schon ansatzweise ad hoc zur besagten »Generalproben«-Wahl aufgestellten sog. »fortschrittlichen Pol« bildet(e), war sogar schon in unerschütterlicher Siegesgewißheit zum Sich-Anbiedern zum deutschen Wehrmachtsbewunderer und NATO-Führer Wörner geeilt, um den ihm immer noch anhaftenden Kommunistengeruch endlich vollends loszuwerden und seine »NATO-Bündnis-Treue« zu beweisen! Haben Ihnen das Ihre Medien etwa verschwiegen? Sind Sie da nicht auch endlich hellhörig geworden? Er tat so, als wollte er allen Ernstes im moderaten europäistischen Zusammenspiel Serben und Neger mitbombardieren lassen, während man auf dem Lega-Kongreß in Bologna im Februar doch klipp und klar festgestellt hatte, daß die »Ex«-Kommunisten vom Pds wie Achille Occhetto und Vitali, der Bürgermeister von Bologna, eindeutige Serbenkomplizen sind. [3] Daß also, wenn schon überhaupt jemand, diese die wahren »Faschisten« sind, wie der Lega-Führer Bossi sagt. Woraufhin die progressisti sich natürlich fürchterlich aufgeregt hatten, mehr als über den Vorwurf des Faschismus allerdings über den der Serbenfreundlichkeit. Was aber nur umso mehr ihre wahren Sympathien verrät! — Wer sich verteidigt, klagt sich an! — Und uns unsere Gewißheit bestätigt: Es handelt sich um Wölfe in Schafspelzen! ... Die vor kurzem nahe dran waren, die Zügel in die Hand zu nehmen, das Oberkommando über Streitkräfte, Polizei und Geheimdienste an sich zu reißen und überall in Italien ihre Lenin-Mausoleen zu errichten ... Wären Sie unter diesen Umständen wohl noch zu uns auf Urlaub gekommen?

Unser ganz großes, schier unlösbar scheinendes Dilemma bestand in Folgendem: Woher sollten wir Demokraten angesichts eines derartigen Notstands so ganz auf die Schnelle eine sichere, glaubwürdige, positive Alternative nehmen, zumal die Parlamentswahlen nun plötzlich so bedrohlich nah — 27. März — gerückt waren?! Mit einer derartig hartnäckigen Renitenz und Resistenz der jahrelang kommunistisch indoktrinierten Bevölkerung hatte doch keiner mehr ernsthaft gerechnet! Daß der Kommunismus noch so tief in den Menschen drin sitzt, war für uns alle unfaßbar!

Ausgerechnet jetzt, wo wir zusammen mit dem capo sicher waren, daß es endlich kein rechts und kein links mehr gab, wie etwa in den USA, sondern nur noch Europäer und Nicht-Europäer, Inner- und Außergemeinschaftliche, Männer und Putzhilfen, schien unsere gesamte seit dem Fall der Mauer fleißig betriebene Aufklärungsarbeit auf einen Schlag zunichte gemacht und ein Rückfall in den Kalten Krieg, ja in die Barbarei bevorzustehen.

Verstehen Sie uns denn wirklich nicht?

Die Lage schien schier aussichtslos, die Kapitulation ad portas! Und wenn dann am Ende wirklich die Serben bei uns einmarschiert wären? Was mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit geschehen wäre! Wären Sie dann wohl noch zu uns auf Urlaub gekommen? Mit dem Bewußtsein, auf der Speisekarte weder Pizza Napoletana noch Quattro Stagioni noch Spaghetti alla carbonara noch Coca-Cola mehr auffinden zu können, sondern nur noch Cevapcici, je nach »Wahl« aus Muselmanen-, Kroaten-, CNN-Reporter- oder gar aus europäischem Fleisch, und zu trinken nur die Wahl zwischen Wasser, Wodka und serbischem Bier? Natürlich, es wäre Ihnen wahrscheinlich alles etwas billiger geworden. Aber: Pfui Teufel! Hätten Sie das etwa gewollt? (Wenn man Sie überhaupt ins Land hineingelassen hätte! Gerade Sie als Österreicher oder Deutsche!)

Und bedenken die europäischen »Antifaschisten« eigentlich, daß Italien zur Zeit praktisch der wichtigste, der größte Flugzeugträger Europas ist, von unschätzbarem Wert für die Vorneverteidigung, und obendrein noch unversenkbar! Tag und Nacht für Europa im Einsatz! Genau wie wir italienischen Journalisten!

Wir hatten einfach keine Wahl, keine Alternative: Was sollten wir schließlich tun, wir hatten uns nun mal verrechnet: die altkorrupten Parteien waren alle durch Tangenten- und Mafiaskandale, auch und vor allem dank der Arbeit von uns Journalisten, völlig desavouiert und kamen für kaum jemanden noch für eine Wahl in Betracht, während wir den Kommunisten dagegen leider immer noch nichts Großartiges in jener Richtung haben anhängen können! Wie hätten wir denn in einer solchen Situation anders handeln sollen, als wir es nun einmal getan haben? Wo kaum noch vertrauenswürdige Moderate verfügbar waren, abgesehen von Tausenden von recycleten Christdemokraten und Sozialisten, von denen wir schließlich aber doch bis über die Haare genug hatten, wie wir Italiener zu sagen gewöhnt sind. Und nun werden wir »Faschisten« oder »Faschistenfreunde« zum Dank dafür von offenbar kommunistisch unterwanderten europäischen Medien auch noch öffentlich geohrfeigt! Soweit sind wir schon wieder gekommen! Dabei haben wir es in erster Linie für Europa getan! Sind wir Europa denn überhaupt noch etwas wert?

Wir befanden uns in einem nationalen Notstand! Der beste Beweis dafür ist doch wohl, daß selbst Bossi, der im vorigen Jahr noch kompromißlos mit Sezessionismus gedroht hatte, wenn man dem Norden keine weitgehende Autonomie vom korrupten Rest-Italien geben wollte, angesichts der drohenden Gefahr zu Tode erschrocken war: In einem Interview mit dem »Giornale« sagte Umberto Bossi, daß man, um zu vermeiden, angesichts des Wahltermins und der »roten Gefahr« allein zu bleiben, um eine Vermittlung zwischen den Föderalisten, d.h. den leghisti, und den Zentristen zu finden, den Föderalismus in Klammern setzen kann: »Wir brauchen Regionalismus, und so blockieren wir den Etatismus.« Der leader fürchte keine »Revolten« der Basis, weil, so sagt er, es keinen anderen Weg gebe, »Occhettos Faschisten« zu schlagen:

Es ist besser, ein Ziel nach dem anderen zu treffen. Besser erst eine Schlacht, dann noch eine undsoweiter gewinnen, als gleich einen Krieg zu verlieren. [4]

Das zeigt doch ganz überdeutlich, daß Bossi im Gegensatz zu bestimmten deutschen Scheineuropäisten seinen von Krausewitz aufmerksam gelesen hat,

hat übrigens der capo dazu kommentiert, der belesener ist als ich.

Er hat seinen Krieg gegen Italien eingestellt, damit wir die Front gegen Serbien weiter halten können — für Europa!

Dann haben alle, Bossi eingeschlossen, alle möglichen und unmöglichen Zweck-Allianzen mit »Zentristen« und »Moderaten«, noch einmal durchgerechnet, aber dann haben alle miteinander feststellen müssen, daß gar nicht genügend moderates, korruptionsunverdächtiges Zentrum mehr vorhanden war.

So daß sogar er, der gar von einem »faschistischen Schweinestall« spricht, sich am Ende dazu überwunden hat, sich für ein Zweckbündnis mit den »Faschistenschweinen« vom Msi-Alleanza nazionale zu entscheiden.

So ernst war die Lage!

Aber das ganze zusammen reichte — trotz Mehrheitswahlrecht! — immer noch nicht hin, um dem kommunistischen Rollback der italienischen Serbenfreunde begegnen zu können. Unser Nachholbedarf zur Festigung des gesamteuropäischen Sicherheits-Standards war damit immer noch nicht gedeckt, wir mußten schnell noch einen neuen Hoffnungsträger am sturmwolkenverhangenen italienischen Horizont auffinden, und zwar möglichst einen schon bekannten, der aber kein offensichtlich schmiergeldbefleckter sein durfte und ein leicht und schnell vermarktbarer sein mußte! Und zwar subito! Für Europa!

Aber wie? Ein totaler Zusammenbruch der Front stand bevor! Die Zeit drängte! Die Wahlen rückten unaufhaltsam näher! Und uns Journalisten fiel nichts ein!

Wir suchten orientierungslos weiter, fieberhaft, Tag und Nacht, nach einer Rettung. Wir begannen in unserer Verzweiflung schon, auf ein Wunder zu hoffen! Einige von uns konsultierten Kartenlegerinnen, Weissagerinnen. Andere wiederum besuchten zahlreiche Gottesdienste, um in Erfahrung zu bringen, auf welches Pferd die Kirche setzen würde. Wir brauchten irgendeine Hoffnung für die Wähler, eine greifbare, glaubwürdige, konstruktive, verkaufsträchtige, echte, starke Alternative zur bolschewistischen Gefahr, ein konkretes, möglichst rasch vermarktbares Zusatz-Sonder-Angebot zur antipatriotischen Lega Bossis und zu den »Faschistenschweinen Finis«, eine Klammer in Form eines Leaders, der die beiden Feinde irgendwie zu-sammenzufügen, aneinander zu binden vermochte.

Kurz vor Weihnachten standen wir dann alle vor einer Nervenkrise und begannen ernsthaft, auch an unseren journalistischen Fähigkeiten zu zweifeln. Wir hatten tendenziell allen Lesern, Sehern und Hörern tendenziell alle italienischen Politiker madig, widerwärtig, ja brechreizerregend gemacht. Wir brauchten nun unbedingt einen, der gar nicht wie ein Politiker aussah, der nichts, aber auch gar nichts mit jenem korrupten Schweinestall zu tun zu haben schien, aber so einer hätte schon von einem fremden Stern, aus einer unserer italienischen Realität völlig fremden Welt kommen müssen. Er hätte eine völlig neue Sprache sprechen müssen. Und viel freundlich lächeln hätte er müssen.

Dann wurde wohl der eine oder andere von uns, mir jedenfalls ist es so ergangen, eher zufällig auf eine ganz bestimmte Publikation aufmerksam, die vielleicht sogar als Reaktion auf die zynischen Siegesfeiern der Linken entstanden war, auf eine Publikation, die den Geist der Zeit, die wirklichen Wunschträume der Bürger/Konsumenten phantastisch gut traf:

Die grossen Feste des Vorteils. Der Euromarkt platzt vor/zu Weihnachten!

So etwas, etwas konsequent Europäistischen, etwas irgendwie auch Märchenhaften, einer solchen nach dem reichen Deutschland schmeckenden Vision schien es in jener Schicksalsstunde zu bedürfen, um uns Italienern wieder Mut zu machen, weiter zu machen mit der Umwandlung unserer marktwirtschaftlichen Demokratie in europäistischer Perspektive, um nicht in die Klauen der Serben zu geraten und von ihnen ausgehungert zu werden! Ich bin mir sicher, daß uns gerade diese so unscheinbare, gratis an alle Haushaltungen verteilte und namentlich auf die Hausfrauen abzielende Publikation eine wichtige Botschaft vermitteln wollte.

Ich fühlte das intuitiv. Ich denke, viele von uns Journalisten werden diese hoffnungsvolle Botschaft damals als ein Zeichen aufgenommen haben, sei es aufgrund persönlicher Lektüre der Schrift, sei es aufgrund der positiven Schwingungen, die meinen Kollegen durch ihre Kinder, Ehefrauen oder Mütter übertragen wurden. Auch wenn keiner von uns mit den anderen in aller Offenheit darüber gesprochen haben mag, denke ich, daß alle sich zu jener Zeit in einer Art Trance-Zustand befunden haben.

Wir hatten, ihn wahrscheinlich alle schon gefunden, unseren Mann! Ohne daß es uns bislang bewußt geworden war!

Aufgrund dieser meiner noch sehr vagen Ahnung habe ich sogleich damit begonnen, mit jener magischen Publikation eine Experimentenreihe durchzuführen, wobei mein kleiner mutterloser Sohn Pierino die Testperson gespielt hat.

Nun haben wir es lange nicht mehr gemacht. Aber ich werde es Ihnen trotzdem noch einmal vorführen. Ich rufe ihn mal, und dann frage ich ihn noch einmal folgendes:

  • »Pierino! Ascolta! Cosa vuol dire E-U-R-O-P-A?«
  • »Edumeccatto! «
  • »Ueh! Bravissimo, Piero! Sei grande, sei fortissimo!«

Wundervoll! Laut, klar und deutlich! Grandioso! Es hat erneut geklappt, und das obwohl »Euromercato« mindestens dreimal so schwer auszusprechen ist wie mamma oder papà! Er macht ihn also immer noch heiß — wer, darauf kommen wir gleich —, obwohl die Vorweihnachtszeit, da wir mit dem Experiment begonnen hatten, nun schon viele Monate zurück liegt und schon Frühling (obwohl noch für die Jahreszeit entschieden zu kalt und regnerisch) ist!

Ich habe ihn ein bißchen »konditioniert«. Ich habe Piero nämlich »klargemacht«, daß es den — wen, darauf kommen wir gleich noch — im Euromercato gibt, und das Wort »Euromercato« mußte er mir vorher sagen, früher habe ich die betreffende Seite nicht aufgeschlagen, und zuvor habe ich stets noch eine Zeitlang gewartet, während welcher er wie jetzt wieder gezappelt hat wie ein Besessener und nicht länger Ruhe gegeben, bis ich ihm endlich wieder die Seite 3 der bereits zitierten, hier auf meinem Schreibtisch liegenden gratis an alle Haushalte verteilten wegweisenden europäistischen Publikation aufgeschlagen habe, und dann hat er wie jetzt wieder vor Vorfreude (schönes deutsches Wort, gibt es im Italienischen so gar nicht) gejauchzt, als er nämlich den blonden, blauäugigen »Mister Muscolo«, den »unglaublichen verlängerbaren« (»bis auf 2 Meter«) Mann mit dem überdimensionalen Oberkörper und den Plastik-Elfenbeinzähnen, der geballten linken Faust (he-he!) wiedererkannt hat, Preis 33.500 Lire (incl. MwSt.). Dann habe ich immer gesagt, »da fahren wir morgen mal hin, um uns den anzuschauen, das ist ein ganz ganz grooßer Supermarkt, der Euromercato«, nur habe ich bis zum jetzigen Zeitpunkt leider noch keine Zeit dazu gehabt, weil ich einfach zu viel an meinen Artikeln feilen mußte. Aber bald soll er ihn endlich wirklich bekommen, den Muskelmister! Obwohl er die linke Faust ballt, da wollen wir dieses Mal mal nicht so ideologisch sein, denn die Zeiten der Ideologien sind ja ohnehin vorbei. Und mein mutterloser Pierino hat ihn sich wirklich redlich verdient. Auch weil er sich nun endlich nicht mehr ständig vollkackt.

Durch die begrüßenswerte Namensgebung der neuen Warenhaus-Supermarktkette »Euromercato« hat Pierino also schon etwas ganz Fundamentales erkannt, was nämlich die Frage betrifft, was uns Europäer verbindet, nämlich zunächst einmal natürlich: unser gemeinsamer Markt.

Zweitens meine ich mit meinem Experiment gezeigt zu haben, daß der Euromarkt, wenn man sonst auch gar nichts mehr zum Festhalten haben mag, geeignet ist, die Bedürfnisse eines affektiv desorientierten Menschen an sich zu binden, oder einfacher ausgedrückt, er macht uns immer noch Appetit. Drittens läßt er sich mit bestimmten Idealbildern verknüpfen und ist wahrscheinlich auch schon seit längerem mit solchen verknüpft. Was z.B. Pieros Fall betrifft, so wird er dank meines Experiments, wenn er »Europa« oder »Euromercato« sagen hören wird, zeitlebens einen blonden, blauäugigen, bis auf zwei Meter verlängerbaren Mister Muscolo in einem großen Supermarkt damit assoziieren und sich viertens einbilden, daß er ihn bald bekommen wird, womit er auf dem besten Wege ist, einmal ein europä(ist)isch denkender Mann zu werden.

Seinerseits belehrt Pierino uns dagegen schon auf seine kindliche Art, daß wir für den Euro markt keineswegs nur manchmal kleine und/oder etwas größere Opfer zu bringen (z.B., wie in seinem Fall, schon früh auf eine primäre Bezugsperson zu verzichten und sich einstweilen mit der Vorfreude auf etwas Erwünschtes zufrieden zu geben) lernen müssen, sondern daß wir, wie es bei jedem Marktgeschäft der Fall ist, auch etwas dafür retour erhalten, und zwar oft unvergleichlich mehr! In Pieros konkretem Fall nämlich eben:

  1. Vorfreude (Die »schönste Freude«! Sie sollten wirklich mal sehen, wie der Pierino zappelt!), und zwar auf:
  2. Kraft und
  3. Größe.

Sowie zusätzlich und last not least, wie die Eröffnung des Euromercato-Shopville-Komplexes in Casalecchio di Reno (Bologna) beweist:

  1. (Sichere) Arbeitsplätze und damit in ultima analisi
  2. Wohlstand.

So etwas hatte uns italienischen Wählern nämlich eigentlich (schönes deutsches Wort) immer schon irgendwie als Alternative zum Bolschewismus vorgeschwebt: europäische, d.h. deutsche, Verhältnisse, nach so etwas hatten wir immer schon immer gestrebt! Also etwas ganz anderes als das, was man etwa im Falle der linken »Unità« der Postkommunisten hinter jedem ihrer schwarzmalerischen Titel erwarten mußte: Bomben und Granaten. Im Vergleich dazu bestand die neuartige »Bombennachricht« der »Euromercato«-lnformationsschrift mit dem uns italienischen Bürgern und Fernsehzuschauern so lange vertrauten Symbol im Titelbild, der Schreibmaschine, der eine Blume entwächst, etwas gänzlich anderes, und wenn man dann ohne falsche Scheuklappen hinschaute, konnte man die frohe Botschaft erkennen, daß das, was dort beinahe platzte, keineswegs eine Bombe war, sondern der dort aufgemalte fette Bauch des Weihnachtsmannes. Dessen Gürtel und Mantel, so mußte man meinen, könnten jeden Moment ob des in seinem Bauche angestauten Drucks aufreißen, und dann müßte man schnell eine Putzkolonne herbeirufen. Das ist doch schon einmal viel lustiger!

Wir müssen noch kurz ergänzen, daß das, was wir alternativ mit »vor/zu« übersetzt haben, im Italienischen das Wörtchen »di« (»von«) ist und in meiner Muttersprache den mit eben jenen zwei deutschen Wörtchen behelfsmäßig ausgedrückten Doppelsinn erhält: »Die grossen Feste des Vorteils, der Euromarkt platzt vor oder eben: zu Weihnachten!«

Genau hierin lag der Trick, der natürlich von den am Werke gewesenen hervorragenden Werbespezialisten bzw. Journalisten (die Grenzen dazwischen sind ja fließend), beabsichtigt gewesen war: Jenes Bild mochte uns also vielleicht genau wie der zweideutige Titel oder ein x-beliebiger Titel der »Unità« zunächst ein wenig Angst einjagen, da ja manche von uns bereits als Kinder eine gewisse Ehrfurcht vor dem Weihnachtsmann verspürt hatten. Mit dem »kleinen«, aber folgenreichen Unterschied allerdings, daß es andererseits auch gleich Ruhe, ja Freude, Vorfreude ausstrahlte, und erst recht, wenn man den Titel einmal Titel sein ließ und die Werbeschrift endlich aufblätterte. Dann verspürte man wie Pierino Vorfreude, z.B. auf Kraft, Freude, Muskeln, Wohlstand undsoweiter. Auf Arbeitsplätze etc.

Mit einer solchen Taktik also, deren Wirksamkeit das Beispiel des »Pierino-Euromercato-Experiments« Ihnen wohl deutlich vor Augen geführt haben sollte, hätten wir vielleicht also noch eine Chance haben können, gegen dem Ansturm des Neo-Kommunismus standzuhalten. Mit einem Angebot nämlich, das im positiven Gegensatz stehen würde zu dem, was die Christdemokraten, Sozialisten und, zugegebenermaßen, auch viele Journalisten zu Beginn der großen Krise noch behauptet hatten: daß das Fest nämlich vorbei sei und nun, nachdem man jahrelang von denselben Leuten beklaut worden war, wohl oder übel, auch noch gehungert werden müsse.

Warum also nicht einfach ein neues Fest organisieren oder es zumindest in Aussicht stellen, als Kontrastprogramm zu den Bolschewisten Occhettos, die, so phantasielos wie sie sind, den italienischen Lesern und Fernsehzuschauern lieber Zwangskollektivierung mit Hungerkur und Überstunden servieren wollten. Denn was sonst stand hinter Occhettos dummem Vorschlag, eine Regierung zu bilden, die »in der Lage ist, ›Ordnung und Sicherheit im Tausch gegen Arbeit und Solidarität‹ zu geben«. [5] Occhetto meinte wohl dadurch Interesse beim Publikum erwecken zu können, daß er ernstliche Anstalten vortäuschte, den Wählerinnen und Wählern endlich auch einmal ein reelles marktmäßiges Tauschangebot zu machen: wir Progressiven geben euch Ordnung und Sicherheit (vor den Serben), und ihr, Bürger, Volk und Postkommunisten, gebt uns dafür eure Arbeit und Solidarität. Na immerhin! Angestrengt hat er sich schon immer sehr. Nur leider immer schon immer zu spät.

In der Tat wäre aber das Volk ja auch um ein Haar darauf hereingefallen, wie wir oben gesehen haben! Wahrscheinlich hätte das Volk, dumm und kommunistisch indoktriniert wie es ist, gar nicht bemerkt, daß Occhetto in seinem gerade erst eröffneten, aber aus der Vorzeit des Kapitalismus zu stammen scheinenden, von der Supermarkt-Konkurrenz sicherlich bald aufgefressenen Krämerladen ja nicht einmal Kraft, Größe, Freude, geschweigedenn Arbeitsplätze noch Wohlstand oder auf zwei Meter verlängerbare Muskelmister vorrätig hatte ...

Doch uns fehlte leider noch das noch Produkt selbst, auf dem man das vorteilhaftere Angebot hätte begründen können: der Muskelmister!

Die Zeit lief uns davon, Weihnachten kam näher, die Wahlen kamen näher, einige Generäle heckten wahrscheinlich derweilen schon Putschpläne aus ...

Wenn nicht doch noch ein Wunder geschehen würde in jener großen Not ...

Doch wir Journalisten wurden mit dem Herannahen des Weihnachtsfestes plötzlich immer zuversichtlicher, ohne recht bewußt zu wissen, warum!

Und dann kam es wirklich! Dann kam es tatsächlich! Uuuuhhh!

Das Wunder!!!! Es kam, kam und kam!

Der Muskelmister kam und versprach uns viele starke Muskerlminister!

Viele kleine nette smarte Faschos. Nordische und mehr südländische.

Wie wunderschön, rechtzeitig zu Weihnachten die frohe Botschaft! Wie nach einem göttlichen Plan!

Er war es wirklich in Person — in Fleisch und Blut! Der Versöhner! Der Erretter! Der nationale Wiedervereiniger mit großen Ambitionen auf Europa!

Silvio Berlusconi, der Besitzer des Euromarktes höchstpersönlich! Der Medienmagnat, der Besitzer der drei superstarken Fernsehanstalten, von Versicherungsgesellschaften etc. etc. ...

Wir mochten zunächst unseren Augen noch nicht trauen — aber er war wirklich gekommen, das große Wunder!

Verstehen Sie uns jetzt endlich, Herr Kohl?

Sie sind doch nur neidisch, geben Sie’s doch zu!

Tun Sie doch nicht so besorgt, von wegen Faschismus! Fegen Sie mal lieber vor der eigenen Tür! Wieviel Brände dieses Jahr, wieviel Neger, Asiaten tot? Schämen Sie sich denn wenigstens mal ein bißchen? Können Sie das?

Entschuldigen Sie bitte, Herr Kohl, aber ich bin ein Medium, ich befinde mich in in Trance, in der Gewalt des Marktes, das ist die Schuld des blonden blauäugigen mister muscolo.

Jetzt sagt es grade, daß ich in 2 Minuten das Geschriebene mit dem Modem wieder nach Österreich schicken soll!

Können Sie uns jetzt endlich verstehen?

Alles weitere ging dann ziemlich schnell. Viele viele Unternehmer und andere wichtige Persönlichkeiten und auch Durchschnittsitaliener wurden Mitglieder seiner »Forza Italia«-Clubs, wir alle sprachen praktisch nur noch von ihm, die Lega sträubte sich noch ein wenig, Bossi schimpfte ihn gar einmal Berluskaiser, aber irgendwann legte sich das, Lega versöhnte sich ein bißchen mit den Faschisten — Pack schlägt sich, Pack verträgt sich, wie zu Anfang in Jugosöatildutjaävioltughslx-1’62 w3o97eü97f7 l+4ßü77nn07tu5bütau-chten überall großflächige, zum Teil beleuchtete grün-rot-blaue Plakate auf, von denen herab er uns zulächelte, und in unzähligen Werbe- und Informationsspots lächelte er uns an und versprach es immer wieder, in einer einfachen Sprache, für jedermann verständlich: Das »neue italienische Wunder!« Den »Buon governo«, die »gute Regierung«!

»Um in Europa mehr zu zählen!« — (So wie die Deutschen, magari!)

Ja es ist kaum zu fassen: Wir sind wieder ein Volk und halten wieder alle zusammen!

Übrigens, was uns die Deutschen wohl auch noch neiden werden:

Der Ganz Große Capo, wenn man das so sagen darf, hat sich offenbar auch irgendwie indirekt bei den Wählern für die bisher wohl ausgewogensten und glücklichsten Wahlen in der Geschichte Italiens bedanken und uns zu unserem drei- ja 4-fachen Volltreffer beglückwünschen wollen: via »Famiglia Cristiana«, Magazin des Vatikans für breiteste Volksgeschichten — das man sogar im — leider immer noch »rot sehenden« (»Il Resto dei Carlino« unmittelbar nach der letzten Wahl) — Bologna in der Kirche, aber auch an jedem Kiosk kaufen kann. Und zwar mit einem ganz toll gemachten Titelbild:

Bei den genannten drei Volltreffern handelt es sich natürlich, wie Sie sicher schon freudig erwartet haben, nicht um die drei himmlischen Leader Vater, Sohn und Heiliger Geist, sondern um die drei irdischen politischen Führer Silvio Berlusconi (Neuer italienischer Regierungschef, Leader von »Forza Italia«, also »Kraft/los/vorwärts/schlag zu/hau rein, Italien!« [Bitte an die Redaktion: bitte passenden Begriff auswählen bzw. besseren einsetzen, C.C.]) Gianfranco Fini (Vorsitzender von »Alleanza Nazionale«, braucht sicherlich keine Übersetzung ins Deutsche) und Umberto Bossi (Sekretär der »Lega Nord«, »nordische Liga« — hervorgegangen aus der Lega Lombarda, mit ethnischen Wurzeln an der Unterelbe). Über allen dreien stand last not least Oscar Luigi Scalfaro, Presidente della Repubblica, der ehrwürdige alte Mann, leidenschaftliche Madonnenverehrer, eifrige Kirchgänger und Patriot: Und also stand wieder gottseidank »Über allem Italien, über allem Italien«, wie jener nimmer müde wird zu wiederholen.

Pointe: Alle viere arrangiert in Form eines optimistisch grünen Kleeblatts! Oi-oi!

Wir sind also endlich wieder ein Volk, wie unser europäisches Vorbild, die Deutschen, wer hätte das gedacht! »Um in Europa mehr zu zählen«, wie der Capo Berlusconi sagt.

Europa — wir kommen — notfalls über Partisanenleichen — arrivederci bis zur nächsten Folge!

[1Roma: Cremonese, 1955, cap. III

[27.12.93, S.1

[3Il Resto del Carlino, 7.2.94

[4L’Unità, 10.1.94, S. 7

[5il manifesto, 7.12.93

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