Jahr 2006
Juni
2006

Eine kurze Einführung zur selbstverständlichen Ausnahme Context XXI

Die Zeitschrift Context XXI existiert seit 1999 und ist von Anfang als Möglichkeit gedacht, eine Öffentlichkeit für Themen und intellektuelle Diskurse zu schaffen, die im Allgemeinen an den Rand der Wahrnehmung gedrängt werden. In Context XXI sind diese Themen und Diskurse zentral. Und mit einer Hingabe an das geschriebene und gedruckte Wort und einer permanenten und unnachgiebigen Diskussion werden:

  • Antisemitismus in seinen vielen Erscheinungsformen,
  • Rassismus und Diskriminierung von Menschen,
  • Rechtsextremismus und Nationalismus,
  • Das Verdrängen und Dementieren der Vergangenheit, also die Hochkultur der Demenz

thematisiert und reflektiert. Es wird Kritik geübt, an den allzu vielen, nicht zu übersehenden Absurditäten und Unmenschlichkeiten, die unser Leben beeinflussen.

Die Redaktion von Context XXI, welche Katrin Auer, ehemalige Mitarbeiterin des Instituts für Konfliktforschung, leitet, besteht aus zumeist sehr jungen Menschen. Diese scheuen nicht davor zurück — und das gerade in Österreich — sich als Intellektuelle zu begreifen. Sie sind in den verschiedensten Bereichen tätig, sind freie WissenschaftlerInnen, SchriftstellerInnen, KünstlerInnen, MitarbeiterInnen im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes, sie sind aktiv im sozialen Bereich, wie der Caritas, aktiv in der Aktion gegen Antisemitismus, dem Republikanischen Club oder der LICRA-Österreich, welche die Wiener Schwesterorganisation der 1927 in Paris gegründeten Internationalen Liga gegen Rassismus und Antisemitismus ist. LICRA-Österreich ist auch Herausgeberin von Context XXI.

Seit 1999 haben in 29 Ausgaben und auf rund 1200 Seiten geschätzte 80 AutorInnen in Context XXI publiziert — selbstverständlich, so wie alle MitarbeiterInnen, auf ein Honorar verzichtend. Und diese AutorInnschaft kann durchaus als eine internationale bezeichnet werden. Beiträge kommen aus Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Guatemala, dem Irak, dem Iran, Israel, dem ehemaligen Jugoslawien, Mexiko, Nigeria, Österreich, der République du Congo, der Schweiz, dem Sudan, den USA, &ct … Diese Internationalität erklärt auch, dass nicht wenige Hefte, rund 1/3 Österreich verlassen, um meist sehr lange Reisen anzutreten.

Neben dieser „Papirnik“ Erscheinung produziert Context XXI seit 1999 auch insgesamt 75 Radiosendungen für Sender wie Radio Orange. Die Sendung „Äxte gegen Technokraten“ von Mary Kreutzer und Thomas Schmidinger über ein Staudammprojekt im Sudan erhielt 2003 den Eduard Ploier-Preis der Österreichischen Erwachsenenbildung.

Alle Radioproduktionen und alle Artikel befinden sich auf der Internetseite von Context XXI archiviert und sind allgemein zugänglich. Und auf der node-research Internetseite des Wissenschaftsministeriums heißt es nicht umsonst, dass die Context XXI Seite „eine der besten gesellschaftskritischen Text- und Tondatenbanken“ bietet. (http://www.node-research.at)

Auch trägt Context XXI regelmäßig größere, internationale Symposien mit, wie zuletzt im Jänner 2004 jenes zu den „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ mit Rita Thalmann, Michel Cullin, Ingrid Strobl, Siglinde Bolbecher, den Widerstandskämpferinnen Tusia Herzberg, Antonia Bruha und Anna Jug und vielen anderen mehr.

Oft treten an die einzelnen Redaktionsmitglieder und nicht zuletzt an mich, als den Geschäftsführer, langjährige oder zufällige LeserInnen mit der Frage heran, wie der Spagat zwischen Existenz und Verschwinden unserer Publikation geschafft wird. Denn alternative und unabhängige Zeitungsprojekte, die mit Context XXI von ihrer Struktur her durchaus vergleichbar sind, gehören eher zu einer aussterbenden und ausgestorbenen Spezies in der Medienlandschaft. Sie kämpfen um ihre Existenz, können nicht regelmäßig erscheinen, sind kurz vor der Aufgabe. Es stellt sich also die Frage nach der Machbarkeit von Context XXI, die Frage, wie denn das möglich ist, dass so etwas wie diese Zeitschrift überhaupt noch und fast regelmäßig erscheinen kann.

Das offenkundige Geheimnis sind die LeserInnen und die privaten FörderInnen. Denn die hart und dank der Anwältin Maria Windhager dem Andreas Khol abgekämpfte und abprozessierte Publizistikförderung deckt schließlich gerade einmal ein Bruchteil der Produktionskosten.

Den Hauptteil tragen die LeserInnen! Sie abonnieren uns, sie fördern uns, sie erzählen ihren FreundInnen und KollegInnen von uns, sie rezensieren uns und machen uns so bekannter. Sie besuchen unsere Veranstaltungen und Symposien und hören unsere Radiosendungen, sie vernetzen sich mit uns, inhaltlich und organisatorisch. Und sie gehören zu keiner aussterbenden Spezies!

Auch Sie können MäzenInnen dieser Ausnahmeerscheinung an Öffentlichkeit, die Context XXI inzwischen geworden ist, werden, indem Sie genauso handeln wie unsere LeserInnen — und je großzügiger ihre Förderung, umso selbstverständlicher können sie unsere Öffentlichkeit wachsen sehen und an ihr teilhaben. Und ganz im Sinne von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno lässt diese Öffentlichkeit, diese selbstverständliche Ausnahme Context XXI nicht davon ab, auf den „absoluten Wahnsinn“ hinzuweisen — denn “die Umwendung hängt davon ab, ob die Beherrschten im Angesicht des absoluten Wahnsinns ihrer selbst mächtig werden und ihm Einhalt gebieten“.

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