ZOOM 6/1997
Oktober
1997
Jens Mecklenburg (Hg.):

Gladio

Die geheime Terrororganisation der NATO

Ähnlich der ZOOM 4+5/96 richten die Autorinnen ihr be­sonderes Augenmerk auf die intensive Zusammenarbeit zwischen dem Stay-behind-Netzwerk auf der einen und Rechtsextremen auf der an­deren Seite. Sie beschränken sich dabei aber weitgehend auf die Situation in Italien, der BRD und Österreich. Dario N. Azzellini faßt das nie in deutscher Übersetzung er­schienene Buch „La notte dei gladiatori“ zusammen, ergänzt um einige neuere italienische Entwicklungen. Olaf Goebels Überblick über den „Bund Deutscherjugend“ (BDJ) ist konziser als der Schnellschuß von Leo Müller aus dem Jahr 1991. Österreich ist mit Kurz­biographien jener österreichi­schen Nationalsozialisten (Höttl, Verbelen, Kowarik, ...) vertreten, von denen wohlbekannt ist, daß sie im Dienst von CIC, CIA und der Organisation Gehlen standen. Alles in allem ist der Sammel­band eine brauchbare Ergän­zung zur ZOOM-Broschüre über die „Fremden Heere West“ (Markus Perner), aber auch nicht mehr. Auch er läßt zum Teil mehr Fragen offen, als er Antworten gibt.

Die Existenz des Stay-behind-Netzes und seine Ver­strickung in Mord und Staats­terror ist nicht mehr zu leug­nen, die Faktenlage ist aber — mit Ausnahme Italiens — nach wie vor matt. Auch wenn bei einem Thema wie diesem die Quellenlage nie befriedigend sein wird, sollte es mitderweile möglich sein, zumindest hinsichtlich der unmittelbaren Nachkriegsjahre zu einem prä­ziseren Bild zu kommen — wie es etwa Christopher Simpson in bezug auf die Rekrutierung (ehemaliger) Nationalsoziali­sten durch US-Geheimdienste gelungen ist. Nach wie vor fehlt es an einer zusammen­fassenden Darstellung und hi­storisch politischen Interpre­tation des Gladio-Netzes. Un­klar bleibt auch, ob und in­wieweit dieses, nach Zusam­menbruch des Warschauer Paktes und der Marginalisie­rung kommunistischer Bewe­gungen in Westeuropa nutz­los geworden, in veränderter Form und mit neuer Aufga­benstellung weiterexistiert. Oder die Frage, welchen Tätigkeiten sich jene überflüs­sig gewordenen Gladiatoren zugewandt haben, die ihre Phantasien vom Partisanenkampf, für den sie ausgebildet wurden, nicht realisieren konnten.

Gladio — Die geheime Ter­rororganisation der Nato. Jens Mecklenburg (Hg.), Elefanten Press, Berlin 1997, öS 182,—

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