Heft 3-4/2005
Juni
2005

Liebe Leserinnen und Leser!

Nestroy hat einmal geschrieben: „Wenn alle Stricke reißen, dann häng ich mich auf.“

Nach Durchforsten unserer Buchhaltung haben sich unsere Visionen — die immer jene alternativer Medienmache­rInnen wohl sein müssen — bewahrheitet: wir stehen kurz vor dem Ruin. Standen wir schon zwar immer, doch war da immer ein letzter Strick — an dem wir uns nicht aufgehängt, sondern kräftig gezogen haben, damit Context XXI ebenfalls weiter zieht. Nun hat sichs aber ausgezogen und wir stehen ganz nackt da. Vielleicht so ganz nackt auch nicht, da immerhin zwei Dutzend Texte druckreif in der Schublade aufs Verschicken warten.

Doch wieso Ruin? Wir — die Redaktion und die AutorInnen — arbeiten ehrenamtlich, mit viel Ehre und wenig Amt, laufen für die Zeitungen nicht nur Tastaturen kaputt und Festplatten voll, sondern auch Türen größerer FörderInnen ein. Nicht ganz vergeblich, doch vergeblich genug.

Woher dann die finanzielle Not? Alternatives Medium heißt: nicht gewinnbringend fürs Medium, sondern für die LeserInnen (so hoffen wir) und kostendeckend für Druck und Versand, für die Miete und das Telephon & etc ...

Nur decken sich die Kosten nicht, schon gar nicht, wenn gerade 1/3 der LeserInnen ihr Abonnement bezahlen. Wir mögen zwar nicht der Wiener Musikverein sein und bieten auch Sonntags keine Matineekonzerte, doch wenn ich mir die Zahl der AutorInnen der letzten sechs Jahre anschaue, dann haben wir doch ein ziemlich großes Orchester zusammengestellt — und Musik gibt es auch, wenngleich eine ziemlich atonale.

Nein, zum guten Ton gehört Context XXI nicht, denn gute Töne haben es an sich, angepasst, wohlklingend und brav zu sein. Als braves Blatt hätte Context XXI vielleicht mehr InserentInnen, mehr Rückhalt in dem Staate Ös­terreich und seinen Institutionen, also mehr Geld — hätte es dann aber auch eine Existenzberechtigung? Wohl kaum, denn an braven MeinungsvervielfältigerInnen gibt es schließlich genug. So stehen wir da, als Zeitschrift mit einer anschaulichen Existenzberechtigung, jedoch mit finanziellen Mitteln, die mehr als deprimierend sind.

Nun ist es an uns, bei jenen LeserInnen zu schnorren, die uns schon unter die Arme gegriffen haben und jene Le­serInnen aufzufordern ihren Beitrag einzuzahlen, die dies noch nicht taten — weils sonst vor lauter Verarmung keine Arme mehr gibt. Und die brauchen wir, um weiter am Strick zu ziehen, am richtigen nämlich: an jenem, der uns weiter in der Öffentlichkeit pendeln lässt, ganz ohne dass es uns dabei an den Kragen geht.

Herzlichst
Alexander Schürmann-Emanuely
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