FORVM, No. 480
Dezember
1993

Meinungsforum oder Supermarkt?

Über die gesellschaftliche Rolle der Medien in der Moderne

Der erste, mehr historische Teil ist im Juli-Heft erschienen.

Es sind nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten.

Lessing, Nathan der Weise (1779) I V 4

Selbst eine »Medienethik«, die heute so nachdrücklich von der Politik verlangt wird, vermöchte am Renditedruck wenig zu ändern, der auf der Medienware lastet. Und jener von Rudi Holzberger [37] verlegten Kritik geradezu monokultureller Strickmuster medialer Realität wäre damit auch nicht abgeholfen.

Um von den Selbstvorbehalten der Branche gar nicht zu reden, die Klaus Bresser [38] kürzlich veröffentlicht hat. Der Titel läßt eine publizistische Ortsbestimmung erwarten. Und tatsächlich wagt der Chefredakteur des ZDF einen ziemlich ungeschminkten Blick auf sein Gewerbe. Er schreibt ihm die Verpflichtung ins Stammbuch, nicht alles zu versuchen, was machbar oder denkbar ist. Demgegenüber verlangt der Insider (S. 160 ff) mehr Unabhängigkeit, Seriosität, Vielfalt und — ja und — Bescheidenheit von seiner Zunft. Es fehlt somit nicht an Stimmen, die mahnen. Aber nehmen Einschaltquoten solche Gebote zur Kenntnis?

II

Wunsch und Realität passen allerdings selten zusammen. Und da nicht mehr die Absicht zur Aufklärung, sondern nurmehr der »Gewerbecharakter der Presse« (Werner Hofmann) die Natur ihrer Waren und die Einstellung der dort produzierenden Journalisten bestimmt, [39] ist der (im anspruchsvollsten Wortsinn) öffentliche Charakter der Medien nicht eher zufällig? Zwar beeinflussen ihn die Verbraucher durch ihr Kaufverhalten und insofern stimmen wir nicht ein in die Kulturkritik. Aber in Anbetracht des schlechthin sozialkonstitutiven Wertes [40] der Nachrichten/Information/Meinungsbildung etc. darf dieses Feld der Vollvermarktung ebensowenig überlassen werden wie jene anderen öffentlichen Leistungsbereiche, die direkt oder indirekt das Allgemeinwohl berühren und darum staatlich abgesichert werden. Was ist damit gemeint?

Rückblick

1774, vier Jahre vor seinem Tod setzte Voltaire der Aufklärung in Gestalt der von ihm ansonsten oft geschmähten »Encyclopédie ou dictionnaire raisonné des sciences des arts et des métiers« (1751 ff.) ein literarisches Denkmal. Der führende Publizist jener Tage hat eine Szene geschildert, die sich im Trianon in Versailles abspielte. Ein erlauchter Kreis sitzt mit dem König beim Abendessen, wir schreiben die Regierungszeit Ludwigs XV. Anstrengende Stunden waren der Jagd gewidmet, zur Belustigung hatte man daher vor dem Mahl Pulver abbrennen lassen. Irgendjemand wirft nach Tisch die Frage auf, »woraus Pulver eigentlich besteht?« Zwei oder drei der Anwesenden bemühen sich um Erklärungen, müssen jedoch bald ihr Unwissen eingestehen. »Und woraus ist das Puder hergestellt, mit dem wir uns schmücken?, fragt die neugierig gewordene Mme de Pompadour. »Kann mir das vielleicht jemand erklären? — Hätten wir jetzt doch jenes Nachschlagewerk zur Hand, das kürzlich beschlagnahmt wurde!« Der König schickt Diener, ob sich im Schloß nicht Exemplare der »Encyclopédie« finden lassen.

Und tatsächlich, drei Lakaien tragen wenig später gewichtige Bände heran, die auf den Tischen ausgebreitet werden. Beim Durchblättern entdeckt jeder etwas Spannendes. Die Marquise erfährt Aufschlußreiches über die verschiedenen Kosmetika, und Ludwig XV. informiert sich nebenbei über die Rechte seiner Krone. »Wirklich«, so der erstaunte Monarch nach einiger Zeit, »ich weiß gar nicht, warum man mir soviel Schlechtes über dieses Werk berichtet hat«. [41]

Eine nette Episode, verfaßt zum Ruhme der am Ende fünfunddreißig Bände umfassenden »Encyclopedie«. In Wirklichkeit freilich hatte der in Kontinentaleuropa festsitzende Feudalismus mit der Informationsfreiheit wenig im Sinn. Auch in Frankreich wurden bis zur Revolution weiterhin Zeitschriften, Bücher, Traktate — stellvertretend eben die nicht-genehme Öffentlichkeit — von Henkershand verbrannt, so 1759 auch die »Encyclopédie«. Und die Autoren entgingen dem gleichen Schicksal häufig nur durch ihre eilige Flucht ins Ausland. Kaum verwunderlich also, daß sich der aufkommenden Bürgerära die Informationsfreiheit gleichsam als Symbol ihrer angestrebten Selbstbestimmung dargestellt hat.

Alles, was unter Ausschluß der Öffentlichkeit geschah, geriet nach und nach in den Verdacht der Privilegienwirtschaft, war ein Hort der Reaktion, den es im Namen einer besseren Zukunft abzuschaffen galt. Die Französische Revolution bewirkte mithin eine Explosion der Veröffentlichung. Bereits im Januar 1789 gab der Abbe Sieyès [42] als Losung aus: »Die Vernunft schätzt keine Geheimnisse«. — Wahrhaftig, vernünftig, richtig war nur noch, was sich vor aller Augen abspielte. Nicht zuletzt deswegen entlohnte man die Anwesenheit bei Sitzungen in Parlament, Gericht, Club oder Sektionen. Das Nichtöffentliche schien verdächtig, weil es sich der politischen und damit republikanischen Rechtfertigung entzog. Und wohin die Kontrolle durch Präsenz nicht reichte, dahin mußten die Medien leuchten, die sich hinfort der öffentlichen Angelegenheiten nicht nur in Form einer expandierenden Presse annahmen.

Indem Meinungsbildung und Willensbildung verschmolzen, fand im Verständnis der aufgeklärten Zeitgenossenschaft tatsächlich ein epochaler »Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit« (Kant) statt, in der die Vergangenheit befangen gewesen war. »Alle auf das Recht anderer Menschen bezogenen Handlungen«, so Kant [43] noch 1795 ganz in diesem Sinne, »deren Maxime sich nicht mit der Publizität verträgt, sind unrecht«. Dieses Verständnis von Öffentlichkeit war freilich am Feudalismus als Widersacher orientiert: Es stritt gegen überkommene Sozialformen, die sich nicht verantwortlich fühlten und insofern auch jene »Freiheit der Feder« schlecht vertrugen, die Kant als »Palladium der Volksrechte« galt.

Auf der Bühne der neuzeitlichen Politik hingegen stellten sich in aller Öffentlichkeit rasch ganz neue Komplikationen ein. Sogar mit der Öffentlichkeit selbst, und so läßt sich schon die Französische Revolution als ein Ringen sehr verschiedener Öffentlichkeiten um Geltung deuten. [44]

Es war eben ein Trugschluß der Aufklärung, so zeigte sich bald nach 1789, Öffentlichkeit umstandslos mit Vernunft beziehungsweise Wahrheit gleichzusetzen. Vielmehr spiegelte die veröffentlichte Meinung bald die sehr verschiedenen Wahrnehmungen der Realität, wie sie sich im Alltag nebeneinander oder gegeneinander fanden. Deren Verarbeitung wiederum hing eher ab von der eigenen Betroffenheit als vom freien Vernunftsgebrauch au delà de la mêlée. Die politischen Auseinandersetzungen während der Revolution sahen sich in der konservativen Wahrnehmung der Epoche beispielsweise gern dem Prinzip der Öffentlichkeit angelastet. Dadurch aber wurden Ursache und Wirkung verwechselt.

Es ging um etwas ganz anderes. Öffentlichkeit war das Forum, innergesellschaftliche Spannungen auszutragen; das bedeutete für die bürgerliche Moderne anfangs eine Überrumpelung durch die Realität, hatten die Aufklärer doch die Freisetzung ihrer Schicht mit der Erlösung der Gesellschaft überhaupt gleichsetzen wollen und waren daher von ihrer Friedensmission fest überzeugt gewesen. Es kam dann alles anders, denn die komplizierten Sozialverhältnisse, die mit der auf Verantwortlichkeit und Mitsprache in der Gesellschaft begründeten republikanischen Gesellschaft ans Tageslicht traten, bedingten neuerliche Übervorteilungen, und auch der Publizität standen bald schwere Zeiten ins Haus.

Zu lernen ist aus diesen Verwerfungen und ihrer neuzeitlichen Ideengeschichte aber auch, daß Öffentlichkeit das einzige Medium ihrer Bewältigung darstellt. Denn nur, indem die unterschiedlichen Bedürfnisse coram publico artikuliert werden, lassen sich auf Dauer überhaupt Formen finden, wie ihnen politisch und vor allem auch sozial entsprochen werden kann, ohne daß wieder Gewalt an die Stelle einer der Öffentlichkeit rechenschaftspflichtigen Weltverwaltung tritt.

Wenn also in Zusammenhang mit der Öffentlichkeit die der Aufklärung noch geläufige Lichtmetaphorik auch bald verblaßte, so blieb dieses seither immer heftig umstrittene Prinzip gleichwohl überall dort ein Idealbild, wo zum Teil bis heute die Moderne nicht Fuß fassen konnte.

Res claustra

Wir schreiben den Mai 1989. In Paris werden mit großem Aufwand die Feierlichkeiten zur zweihundertjährigen Wiederkehr der Französischen Revolution eröffnet. In China aber gehen zur gleichen Zeit die Studenten auf die Straße und mit ihnen Hunderttausende von Bürgern, die für mehr Mündigkeit und Demokratie demonstrieren. Während hierzulande nicht nur Habermas, Prokop oder Ronneberger darüber maulen, daß die Unabhängigkeit der Presse faktisch entweder nicht genutzt wird oder nicht mehr in vollem Umfang besteht, [45] die Kommunikatoren mithin zu Lieferanten einer Legitimationsware verkommen seien, beteiligen sich in Peking auch Hunderte von Journalisten an den Aufmärschen.

»Zwingt uns nicht zu lügen!« steht auf ihren Transparenten. [46] Sie können von Verhältnissen wie im Westen nur träumen, wo die Warenförmigkeit der Nachrichten am Markt zwar keine besondere Nachfrage nach Wahrheit oder Vollständigkeit mehr erzeugt, denn ausschließlich Aufmachung und vor allem Schnelligkeit scheint en vogue. Aber doch nur, weil unter den Bedingungen selbstverständlicher Freiheitlichkeit jedermann aus dem pluralen Überangebot von Informationen und Meinungen so lange sich bedienen kann, bis er entweder übersättigt ist oder eben rundum unterrichtet.

Was man besitzt, wird zu einem läßlichen Gut, wohingegen die versperrte Kommunikation wie in China oder anderswo die Öffentlichkeit zu etwas Kostbarem macht, das erstritten werden müßte. [47]

Das war bei uns früher nicht anders, man schlage einmal bei John Milton [48] nach über die Gleichsetzung von Öffentlichkeit mit der »voice of reason« schlechthin, der mit einer unter dem Titel »Areopagitica« (1644) veröffentlichten »speech for the liberty of unlicensed printing« eines der Grundbücher der freiheitlichen Moderne verfaßt hat.

Oder man lese jene anonym erschienene Flugschrift Fichtes aus dem Jahr 1793, deren Deckblatt allein schon ein ganzes Öffentlichkeitprogramm enthält: »Zurückforderung der Denkfreiheit von den Fürsten Europens, die sie bisher unterdrückten — Heliopolis, im letzten Jahr der Finsterniß«.

Das war freilich reichlich zuversichlich formuliert. Nicht nur hierzulande sollte die Denk-, Rede-, Schreib- und Veröffentlichungsfreiheit auf sich warten lassen. Dafür sorgten Vorbeugemaßnahmen wie jenes »Bundes-Preßgesetz« vom 20. September 1819, [49] wonach »ohne Vorwissen und vorgängige Genehmhaltung der Landesbehörden« unter 20 Bogen nichts in Druck gelangen sollte.

Und das, obschon Wilhelm von Humboldt [50] seiner Obrigkeit mit Datum vom 9. Januar 1816 vorzubuchstabieren versucht hatte, daß die Sicherheit der öffentlichen Ordnung auf den »erwachenden öffentlichen Geist« geradezu angewiesen sei, weil einzig die Transparenz auch staatsbürgerliche Identifikation stiftet. »Der gesunde Verstand der Leser weiß sehr gut das augenblickliche Gefallen an einem einseitigen und schon darum oft Wahrheit enthaltenden Tadel von der wirklichen Mißbilligung der getadelten Maßregel und noch mehr von der Beschuldigung ihrer Urheber zu unterscheiden«. Fraglos sehr lebensklug argumentiert, doch predigte nicht nur Humboldt tauben Ohren, auch auf Schopenhauer [51] mochte man später nicht hören.

Der Kampf um die Öffentlichkeit blieb ein politischer Dauerbrenner, wobei auf beiden Seiten lauter Mißverständnisse vorherrschten. Während die Obrigkeit in der informationellen Mündigkeit der Bürger den Untergang ihrer Autorität vermutete, gab sich das empörte Publikum mit Ludwig Börne [52] der Illusion hin, daß die öffentliche Meinung allein aus diesem Grund so etwas wie »eine Volksbewaffnung bildet, die unbesiegbar ist«.

Das war noch ganz im Tenor der Aufklärung gesprochen, und tatsächlich kann ohne Medienfreiheit nach einer vielzitierten Bemerkung von Mirabeau aus dem Jahr 1788 »ni instruction ni constitution« herrschen.

»The freedom of the press is one of the great bulwarks of liberty«, hatte deswegen die »Bill of Rights« des amerikanischen Bundesstaates Virginia vom 12. Juni 1776 in Artikel 12 festgestellt. Damit aber war noch nichts ausgesagt über die Auswirkung dieses Rechtes. Und gerade die entschiedenen Aufklärer reagierten verbittert, als die errungene Öffentlichkeit beim Publikum eher Gleichgültigkeit denn Beteiligungsbedürfnis hervorrief.

Vermarktung

Während in Deutschland um diese Freiheiten gerungen werden mußte und nicht nur Varnhagen von Ense [53] diese Rückständigkeit anprangerte, ging es beispielsweise in westlichen England längst schon um ganz andere Probleme.

Zwar brach auch dort immer wieder der Streit über das Verhältnis von Presse und Politik aus, weniger freilich im Sinne jener Bemerkung von Hebbel [54] aus dem Jahr 1850, wonach »Preßfreiheit von Journalfrechheit streng zu unterscheiden ist«; vielmehr versuchten die jeweiligen Regierungen das Medium immer wieder zu instrumentalisieren.

In zwei berühmten Artikeln vom 6. und 7. Februar 1852 hat Robert Lowe (später Lord Sherbrooke) in The Times in klassischer, aber noch heute gültiger Manier die Unterschiede festgehalten, welche mit Blick auf das Gemeinwohl die Pflichten der Presse von denen der Staatskunst trennen. »The press lives by disclosures« heißt es dort. »To perform its duties with entire independence, and consequently with the utmost public advantage, the Press can enter into no close or binding alliance with the statesmen of the day«.

Andernfalls sähe sich nicht nur ihr »public trust« (Steed) verletzt; vor allem würde das Medium langweilig und damit unverkäuflich, gliche solchermaßen jener seinerzeit noch in Deutschland waltenden »feudalistischen Öffentlichkeit« (Henkel/Taubert), der Hoffmann von Fallersleben [55] ein dichterisches Denkmal gesetzt hat.

Zwänge

Das war aber nicht das Hauptproblem, vielmehr unterlagen in England die Printmedien in der freien Marktgesellschaft bald wirtschaftlichen Sachzwängen, die wie bei Fallersleben beschrieben auch ihre Verwandlung in eine Regenbogenpresse (tabloid press) begünstigten, diesmal freilich aufgrund von Angebot und Nachfrage und damit quasi naturwüchsig.

Solcher »Chrysotropismus« [56] schlug sich frühzeitig als Konzentrationsprozeß nieder, ohne daß die verbleibenden Medien dadurch gehaltvoller wurden. Während es in Mitteleuropa noch um den Eintritt in die Pressefreiheit ging, stellten sich etwa in England oder Amerika bereits unvermutete Abhängigkeiten (Annoncen werden wichtiger als Abonnenten) beziehungsweise Zusammenballungen (Zeitungssterben, Konzerne) der Medien ein: Vorläufer der Robert Maxwell oder Rupert Murdoch unserer Tage waren Alfred Harmsworth (später Lord Northcliffe) oder Sir William Berry (später Lord Camrose), die Aufmachung wie Rolle der Presse gründlich veränderten.

Die Medienmacht gedieh durch die Marktmacht auf das prächtigste. Als Opponent wurde sie im politischen Bereich immer einflußreicher, sie trat jetzt zudem den Konsumenten als eigener Interessenträger entgegen. Bald gab es neben Werbefeldzügen so etwas wie Pressekampagnen (Propaganda). Die öffentliche Meinungsbildung, die seit der Aufklärung mühsam errungen worden war, wurde manipulierbar.

Hierbei blieben osmotische Verhältnisse allerdings gewahrt, denn die veröffentlichte Meinung hatte sich stets am Markt zu behaupten, und jeder Marketingfehler eröffnete der Konkurrenz Tor und Tür.

Insgesamt gesehen war also weiterhin ein Meinungsspektrum anzutreffen, die unablässige Informationsflut und Meinungsvielfalt läßt sich überhaupt nicht verarbeiten. Sie wirkt geradezu überwältigend, vielleicht sogar abweisend, bietet aber doch mehr Gelegenheit, sich umfassend zu informieren, als das in der Zivilisationsgeschichte jemals möglich gewesen ist.

Vier feindliche Zeitungen täten mehr Schaden als hunderttausend Mann im offenen Feld, konnte schon Napoléon aus eigener Erfahrung äußern. Unter freiheitlichen Bedingungen pflegen sich die Gazetten allerdings gegeneinander aufzuwiegen, falls das Publikum sich eine eigene Meinung bilden will. Verlangt es nicht danach, dann hat es bald die Medien, die es verdient.

Als Heinrich Wuttke [57] die Wirtschaftlichkeit des Medienwesens für eine »neue Iyrannei im Werden« (S. 189) hielt, konnte er diese Marktbalance noch nicht voraussehen. Erst Karl Bücher [58] verwies auf die unerwünschte Alternative einer nicht-ökonomischen Abhängigkeit der Presse von der Politik, den Kirchen oder anderen Verbänden, die sich um den Publikumsgeschmack bekanntlich überhaupt nicht scherten. Immerhin hatte Wuttke aber recht mit seiner Bemerkung, daß »allein die bloße Freiheit der Presse noch lange nicht die nothwendig vorauszusetzenden Bedingungen« ihrer sinnvollen Tätigkeit bietet, die hinge »vielmehr an der Beschaffenheit des Zeitungswesens« (S. 16).

Wohl wahr, wer aber wollte diese über die Festlegung hinaus noch definieren, daß

  • der Nachrichtenfluß sowie
  • die Meinungsvielfalt
    zu gewährleisten waren? »The power of the press is to suppress« (Northcliffe): Aber eben nur im eigenen Hause! Ohne Hilfe politischer Instanzen (Diktatur) waren Meinungsmonopole in der Moderne schlechterdings nicht mehr möglich, dafür sorgte der Publikationsmarkt, der eine wachsende Zahl von Medien bereitstellte für jede nur erdenkliche Öffentlichkeit.

So gesehen aber geriet die Presse, gerieten die Medien zu einem durchaus eigenständigen Einflußfaktor, dessen Mißbrauch im ungenierten Schielen nach der Verkäuflichkeit zu liegen scheint, wie die augenblickliche Diskussion über das Verhältnis von Ethik und Medien erweist. Mit Theodor Eschenburg [59] ist von einer »Anmaßung der Medien« zu hören, immer lauter sieht sich die Frage nach den allgemeinen Grenzen und Rechten der Vierten Gewalt gestellt. Das ist wichtig, ebenso wie der Verweis auf die zunehmende Unvereinbarkeit von veröffentlichter und öffentlicher Meinung.

Die Vierte Gewalt ist in Wirklichkeit durchaus ein Spielfeld gerade derjenigen gesellschaftlichen Kräfte, die sie zu kontrollieren vorgibt. Ihre Polemik richtet sich zumeist viel zu vordergründig gegen die politische Rechtfertigungsebene (Regierung/ Parlament etc.) und vernachlässigt wohl oft auch mangels Kompetenz andere, weniger auffällige, bisweilen aber eben viel wichtigere Entscheidungsetagen (Wirtschaft/ Verbände/Transnationalität). Wes Brot ich eß’, des Lied ich sing’?

Handwerk

Unter den Kunstmärchen (1835) von Hans Christian Andersen findet sich mit dem Titel »Die Schneekönigin« auch ein Geschichtenzyklus, der von einem Zerrspiegel handelt, der alles in den Schmutz zieht, was in ihm oder durch ihn zu sehen ist. Dieser Zerrspiegel scheint wie gemünzt auf die heutige Presse, wenn man der öffentlichen Erregung einigen Glauben schenken darf, die wieder einmal jene »Arie der großen Hure Presse« anstimmt, der Walter Mehring [60] dichterischen Ausdruck verliehen hat.

Wenn man freilich häufiger die »Editorials« von Rolf Schmidt-Holtz im Stern liest; wenn man die langen Gesichter in den öffentlich-rechtlichen Medien über den Ausgang der DDR-Märzwahlen 1990 in Erinnerung behalten hat: Dann läßt einen die Selbstkritik schon aufatmen, die der Wiener Chefredakteur Thomas Chorherr [61] geübt hat. Die Macht der Medien sei durch die technische Entwicklung maßlos angewachsen, kommerzialisiert und vor allem boulevardisiert. Den Stern muß man freilich nicht unbedingt kaufen, und keiner zwingt einen, Machwerke wie BILD auch noch zu lesen!

Sieht man desweiteren ab vom lunatic fringe der veröffentlichten Meinung, dann erscheint die laute Medienschelte oft überzogen, obschon die Nachrichtenbeschaffung während des Gladbecker Geiseldramas einem journalistischen Pyrrhussieg ziemlich nahe kam.

Was aber mag Arnold Gehlen 1969 dazu veranlaßt haben, den »Mundwerksburschen« von der Presse gleich die Errichtung eines »Reichs der Lüge« vorzuhalten? Und warum rief Helmut Schelsky zehn Jahre später nach Menschenrechten für die »Medienbeherrschten«? [62]
Ist das wirklich angemessen? Sind die Meinungsmacher tatsächlich so glänzende Manipulatoren, gar »Kulturprogrammierer« (Freimut Duve), daß wir uns vor ihnen fürchten müssen, [63] wie der saarländische Redakteur Peter Hahne meint? Handelt es sich laut Carl Sternheim [64] nicht eher um die »literarische Beleuchtung der Belanglosigkeit«?

Nun, seit Max Weber [65] 1919 den Medienmachern zugleich Tüchtigkeit und Verantwortungsgefühl bescheinigte, hat sich sicherlich viel verändert. Aber es gibt immer noch einen hervorragenden Journalismus, auch hierzulande, selbst die »logische Phantasie« (Kisch) guter Reportagen kommt nicht zu kurz. Wer aus der Zunft der Intellektuellen wollte abstreiten, von der geistigen Kost der »papiernen Sklaven des Tages« (Nietzsche) ausgiebig zu zehren? Tag für Tag und oft bis zur Morgenröte einer eigenen Meinung?

Die journalistischen Arbeitsverhältnisse sind schwieriger geworden. Die Medien gewinnen zwar gesellschaftspolitisch ununterbrochen an Gewicht, das schließt aber den Bedeutungsschwund der dort Beschäftigten nicht aus. Auch das schon von Lukács [66] vermutete »Perennieren der Nullität der öffentlichen Meinung« deutet sich ohnedies als Signum unserer Ära der Öffentlichkeit an.

Als Menschen, die ihren Beruf verfehlt haben, wollte Bismarck alle Schreiberlinge bezeichnet wissen. Und tatsächlich, nur 35 Prozent der Redakteure bei den Tageszeitungen und in den anderen Medien können eine abgeschlossene Hochschulausbildung vorweisen. Das mag der Formulierungskunst keinen Abbruch tun, beeinträchtigt womöglich aber die Sachkompetenz in einer immer komplexeren Umwelt, um vom Selbstbewußtsein nicht zu reden. Anstatt eigenständig recherchieren zu können, muß man sich auf vorfabrizierte Meldungen verlassen, die großenteils PR-Büros entstammen. Insofern klang es reichlich vollmundig, was Hans Jürgen Schultz [67] über den Sinn der journalistischen Information (»Warum wir schreiben«) verfaßt hat. Wo es doch heute eher darum zu gehen scheint, mit Emil Dovifat (»Der Journalist sammelt, sichtet und verarbeitet Nachrichten von öffentlichem Interesse«) wenigstens die Hausaufgaben richtig zu machen.

Dem steht natürlich nicht allein mangelnde Befähigung im Wege, wie es die Debatten über eine Reform der Journalistenausbildung vermuten lassen; auch nicht die von Ulrich Greiner unterstellte Korrumpierbarkeit der von Altkanzler Schmidt einmal als »Indiskretins« gerügten »Zirkulationsagenten«. [68] Nicht zuletzt handelt es sich wohl auch um Fragen der Autonomie am Arbeitsplatz, die Heinrich Römer [69] schon 1931 der Vertrustung im Medienbereich zum Opfer fallen sah. [70] Zwar war nach Ansicht der meisten Redakteure, Ressortleiter und Chefredakteure an Tageszeitungen ihre Berufsausübung »frei genug«, und zufrieden stellte der Berufsverband deutscher Zeitungsverleger fest: »Die Pressefreiheit ist von innen her nicht bedroht«.

Das mag in dieser Allgemeinheit auch stimmen, in einer Untersuchung über den journalistischen Alltag kommt Groß (a.a.O., S. 10 ff.) freilich zu dem Ergebnis, daß jene Freiheit bei genauerem Zusehen doch nicht gar »so frei sein kann und daß es der überwiegend guten Stimmung in den Redaktionen wohl: doch an Harmonie fehlt« (S. 12). Ist man wenistens dort dem medialen Charakter unserer Gegenwart noch gewachsen?

Mediokratie?

Die Produktion und Konsumtion von/der Medien selbst läßt sich nach presserechtlichen beziehungsweise marktwirtschaftlichen Kriterien jederzeit sichten und bewerten. Das ist auch notwendig. Zu beobachten bleiben Themen wie das Hör- oder Sehverhalten, die Nachrichtenauswahl, die Losung der Ausgewogenheit als Meinungsbremse, politische oder anderweitige Manipulationsversuche [71] — überhaupt »das geistige Faustrecht«, wie Georg Simmel [72] die Lüge als problematische Kommunikation bezeichnet wissen wollte.

Dabei gilt es, mit dem Medienökologen Neil Postman [73] auch nachzusinnen über den Kulturverfall durch Massenmedien, falls Kultur denn jemals vorher Angelegenheit der breiten Bevölkerung gewesen sein sollte? Stellen solche Befürchtungen nicht vielleicht ein Naserümpfen der Denkeliten dar über den Massenanspruch auf Kunstgenuß »im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit« (Benjamin)? [74]

Etwas anderes scheint freilich bedenklicher in einem Zeitalter, in dem zwischen Sein und Design immer schwerer zu unterscheiden ist, was Hans Vaihinger in seiner »Philosophie des Als Ob« (1911) schon zu Anfang des Jahrhunderts hat kommen sehen. Zum Beispiel die Einbindung der Intelligenz in den Dienst einer keineswegs wertneutralen »Mediokratie«, der das Marginale immer leichter zum Irrtümlichen gerät. So hat z.B. Regis Debray [75] in einer dichten Studie die wechselvolle Rolle und den wachsenden Einfluß der unterschiedlichen Medien auf die gesellschaftliche Nachfrage nach Wahrheit beschrieben. Danach gefährden Rentabilitätsprinzip und Amortisationszwänge die Wahrhaftigkeit und Originalität, die Ara mediengängiger Intelligenz könnte folglich eine Epoche der Kulturlosigkeit einläuten.

Wie hieß es gleich in einem einschlägigen Text [76] zu Anfang der siebziger Jahre? »Massenkommunikation« verdankt in den spätkapitalistischen Gesellschaften ihre Ausbreitung zu einem beträchtlichen Teil der Tatsache, daß die Bedingungen oligopolistischer Konkurrenz das Interesse seitens der Großkonzerne und Parteien entstehen lassen, durch Investition in Werbung und Public Relations für eine Stabilisierung und Kalkulierbarkeit der Einstellungen ... des Publikums zum Kauf oder zur Wahl zu sorgen«.

Das liest man man mit einer gewissen Rührung: Wie einfach erschien der Stamokap-Lehre doch das Schalten und Walten der Epoche. Warum wir auf die Massenmedien hereinfallen, schien ebenfalls sonnenklar zu sein: »Vom Publikum her verdankt ›Massenkommunikation‹ in den spätkapitalistischen Gesellschaften ihre Ausbreitung der Tatsache, daß bestimmte Gruppen von Individuen aufgrund ihrer prekären strukturellen Lage ... der Intensivierung psychischer Kontrollen und der Verstärkung von Leistungsmotivation bedürfen«. [77]

Wenn die Dinge doch nur so eindeutig lägen, wenn Feindbilder, kommunikative Schurken und Opfer so klar auszumachen wären: Frisch wollten wir die Medien als Vierte Gewalt einbinden. Doch ist die Losung, wonach »the media the message« darstellt, wie Marshall McLuhan bereits ahnte, in einem viel umfassenderen Sinne Wirklichkeit geworden.

»Eine Erhebung über das Zeitungswesen muss in letzter Linie ausgerichtet sein auf die grossen Kulturprobleme der Gegenwart«, hat der Soziologe Weber [78] 1914 verlangt. Handele es sich bei den Medien insgesamt gesehen doch um einen »Apparat von psychischen Suggestionsmitteln«, der das gesellschaftliche Meinungsklima insgesamt berührt und damit nolens volens unser aller Schicksal bedeutet.

Das ließ sich seit jenem 30. Oktober 1938 absehen, als Orson Welles mit seiner Radio-Inszenierung über eine Landung feindlicher Marsmenschen den Großraum New York in Angst und Schrecken versetzte. Wir mußten nicht erst auf die allgemeine Mediatisierung unserer Umwelt inklusive aller Sozialmilieus warten, die den Publizisten Klaus Harprecht [79] von einer »fortschreitenden Infantilisierung der Menschheit« sprechen ließ, um zu erkennen, daß wir umdenken müssen.

Kontrolle

Risken und Gefahren, wohin man schaut, vor allem, wenn sich die Gewöhnung an Bilder mit Sinnhunger paart, der unser Leben aus zweiter Hand durchbricht und nicht durch immer grelleren Symbolersatz zu befriedigen sein soll. Wie war das doch noch konkret zu Zeiten eines Gustav Freytag, der in seinem Lustspiel »Die Journalisten« (1853) das moderne Medientrauma noch in der Kunstfigur jenes »Schmock« abhandeln konnte. Der schrieb gleichermaßen rechts wie links, aber auch tief, brillant oder sonstwie, weil es ihm vor allem auf die Zeilenmenge ankam — bestenfalls zu 5 Pfennigen —, der sich ansonsten aber als bedrängter Zeitungsangestellter zwischen allen Fronten durchzulavieren suchte. Er war nicht unbedingt ein stolzer Repräsentant jener Vierten Gewalt, aber ein durchschnittlicher. Um diesen Journalismus handelt es sich in der Debatte um die heutigen Medienprobleme nur noch am Rande.

Wie die Politikeransprachen bei der Eröffnung der 38. Jahresversammlung des »Internationalen Presse-Instituts« (IPI) in Berlin gezeigt haben, um nur dieses Beispiel anzuführen, gelte es, sich mit jener Omnipräsenz der Medien nicht einfach abzufinden. Es wäre vielmehr wichtig, wieder genauer hinzuhören. Bei dem seinerzeitigen SPD-Bürgermeister Momper war davon die Rede, daß Politiker wie Öffentlichkeit gut daran täten, bei aller Kritik die Presse als wichtigen Sozialsensor wieder ernst zu nehmen. Das könne diese davor bewahren, »abzuheben und den Bodenkontakt zu verlieren«. [80]

Genau um solche Fähigkeit geht es auch im medienvermittelten Umgang miteinander. Öffentlichkeit heißt Selbstverwaltung, das aber bedeutet eigentlich auch allseitige Kontrolle. In Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben wir es zwar mit selbstläufigen, nicht jedoch mit unabänderlichen Prozessen zu tun.

Auch die entfesselte Moderne bleibt der Erkenntnis und dem Kosten-Nutzen-Denken zugänglich. Eine Zulieferfunktion der Medien läßt sich durchaus einrichten, so wie es dem mächtigen Marktgeschehen selbst ergangen ist.

  • Etwa mit Hilfe des »Tarifvertragsgesetzes« (1949), das hierzulande das Verhältnis von Kapital und Arbeit reguliert, selbst wenn es gegenwärtig ins Gerede gekommen ist.
  • Oder mit den Vorschriften des »Betriebsverfassungsgesetzes« (1952).
  • Oder auch mit Hilfe des »Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen« (1957), der verfahrenstechnischen Grundlage unserer Wirtschaftsverfassung.

Markt, Konkurrenz oder Konflikt waren also zu kanalisieren. Warum sollte es mit festem Blick auf Artikel 5 Absatz 2 GG nicht möglich sein, gemeinwohlverpflichtete Standards für die Medienrealität festzuschreiben?

Wenn sich aber dafür nicht genügend Aufmerksamkeit findet und damit auch kein Elan zum Handeln, was dann? Liegen keine entsprechenden Bedürfnisse vor? Oder erscheinen sie nicht als legitim, und zwar darum, weil sie nicht ausreichend öffentlich sind? Die Verantwortung für unsere Medien darf und kann uns niemand abnehmen.

[37Zeitungsdämmerung. Wie die Journalisten die Welt verpacken, München 1991

[38Was nun? Über Fernsehen, Moral und Journalisten, Hamburg 1992

[39Vgl. Wolfgang Pauser, Die Krise als Ware, WirtschaftsWoche Nr. 13 (1993), S. 60 f

[40Der den Unterhaltungswert an Bedeutung erheblich übersteigt.

[41Vgl. Pierre Grosclaude, Un audacieux message: L’encyclopédie, Paris 1951, S. 11

[42„Qu’estce que le tiers état?«, Paris 1888, S. 92

[43Zum ewigen Frieden, Werke in 12 Bänden, Band 11 (Frankfurt 1964), S. 245

[44Vgl. Heinrich Cunow, Die Parteien der großen französischen Revolution und ihre Presse, Berlin 1912

[45Vor allem was den binnenpluralistischen Aspekt betrifft, vgl. Kurt Nuspliger, Pressefreiheit und Pressevielfalt, Diessenhofen 1980, S. 5 ff

[46Vgl. Handelsblatt vom 8. Mai 1989, S. 10

[47»Die chinesischen Journalisten müssen dem Volk und dem Sozialismus dienen«, so heißt es nach der Niederschlagung des Protestes wieder, Beijing Rundschau Nr. 50 (1989), S. 4 ff, hier S. 4

[48Johann Milton, Areopagitica and other Prose Works, London 1927, S. 1 ff

[49Vgl. E. R. Huber (Hrsg.), Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte, Band 1 (Stuttgart u.a. 1978), S. 102 ff, hier S. 102

[50Über Preßfreiheit, in: Ders., Ausgewählte Schriften, herausgegeben von Theodor Kappstein, Berlin o.J. (1917), S. 404 ff, hier S. 411

[51In seinen Parerga und Paralipomena (1852) beschrieb dieser (Sämmtliche Werke, Hrsg. Julius Frauenstädt, Band 6, Leipzig 1891, S. 268) die »Preßfreiheit« geradezu »als Sicherheitsvalve ... für die Staatsmaschine«.

[52Die Freiheit der Presse in Baiern (1818), Gesammelte Schriften, 1. Band, Hamburg 1862, S. 359 ff, hier S. 360

[53» Vgl. Journal einer Revolution, Nördlingen 1986, S. 33

[54Tagebücher II, in: Hebbels Werke, Hrsg. Theodor. Poppe, Berlin/Leipzig o.J., S. 150. Dazu Hermann Boventer, Pressefreiheit ist nicht grenzenlos. Einführung in die Medienethik, Bonn 1989

[55

Wie ist doch die Zeitung interessant
Für unser liebes Vaterland!
Was haben wir heute nicht alles vernommen!
Die Fürstin ist gestern niedergekommen.
Und morgen wird der Herzog kommen,
Hier ist der König heimgekommen,
Dort ist der Kaiser durchgekommen — (...)
Was ist uns nicht alles berichtet worden!
Ein Portepeefähnrich ist Leutnant geworden,
Ein Oberhofprediger erhielt einen Orden,
Die Lakaien erhielten silberne Borten,
Die höchsten Herrschaften gehen nach Norden
Und zeitig ist es Frühling geworden
Wie interessant! Wie interessant!
Gott segne das liebe Vaterland!

Aus: Fallersleben, Ein »Volkslieder«-Buch, Hrsg. Uli Otto, Hildesheim u.a. 1984, S. 158

[56Wie Upton Sinclair dieses Phänomen in einer Studie Das Geld schreibt (Berlin 1930) genannt hat.

[57Die deutschen Zeitschriften und die öffentliche Meinung, Leipzig 1875

[58Die Anfänge des Zeitungswesens, in: Ders., »Die Entstehung der Volkswirtschaft«, Tübingen 1904, S. 249 ff

[59In: Die Zeit vom 23.10.1988, S. 3

[60

So bricht plötzlich
Wie aus heiterm Himmel
Der Verhetzung Donnerwetter:
EXTRABLÄTTER! EXTRABLATTER!
Und es wächst die Zeitungsletter
Aus der Rotationsmaschine
Zur Lawine aus Papier!
Und ein Flüstern
Fragt sich lüstern,
Wo den Brand ich schüren mag!

Aus: Die Gedichte, Lieder und Chansons, Berlin 1929

[61Die Presse vom 21./22. Juli 1984, S. 5

[62Vgl. Reinhart Rickert, Intensivierung der Medienkontrolle, Bericht in: Der Spiegel Nr. 41 (1990), S. 114 ff

[63So A.-J. Hermanni, Die Meinungsmacher. Gleichschaltung der Meinungen oder Information durch die Medien?, Neuhausen-Stuttgart 1988

[64Berlin oder das Juste Milieu, München 1920, S. 42

[65Politische Schriften, München 1921, S. 416

[66Die Zerstörung der Vernunft, Neuwied o.J. (1962), S. 67

[67In: medium Nr. 4/1987, S. 17 ff

[68Stichworte zur geistigen Korruption der Zeit, Die Zeit vom 7.10.1988, S. 61

[69Zur gegenwärtigen Pressekrise, in: Schönere Zukunft, Nr. 5 (vom 1.11.1931), S. 103

[70Vgl. Cecilia von Studnitz, Kritik des Journalismus. Ein Berufsbild in Fiktion und Realität, München u.a. 1983

[71Vgl. Eve Pell, The Big Chill: How the Reagan administration, corporate America, and religious conservatives are subverting free speech and the public’s right to know, Boston 1984

[72Soziologie. Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, Leipzig 1908, S. 343

[73Die Verweigerung der Hörigkeit, Frankfurt 1988

[74Denn verständlicherweise zieht dieses Verlangen mit Notwendigkeit einfältigere Präsentationen nach sich, von »Mittelmaß und Wahn« hat H. M. Enzensberger in diesem Zusammenhang gesprochen, ohne darin allerdings etwas Abträgliches zu erkennen.

[75»Voltaire verhaftet man nicht«, Köln 1981. Debrays empirische Geschichte der Intelligenz isoliert dabei außer einem Universitäts- und Verlagszyklus in der öffentlichen Meinungsbildung neuerdings den Anbruch der Herrschaft eines Medienzyklus, der zu einer tiefgreifenden Veränderung der innergesellschaftlichen Meinungs- und auch Wissensbildung führen werde. Die sich abzeichnende »soziale Suprematie der Verbreiter über die Produzenten« von Wissen und Geist (S. 110) hat — frei nach: Der Bericht über ein Buch ist weit wichtiger als dieses selbst! — unabsehbare Folgen für die Ware Kultur.

[76Dieter Prokop (Hrsg.), Massenkommunikationsforschung 1: Produktion, Frankfurt 1972, S. 9

[77Dieter Prokop (Hrsg.), w.o. 2: Konsumtion, Frankfurt 1973, S. 9

[78Vgl. Anm. 3

[79Weltwoche vom 31.3.1988, S. 63

[80Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 9. Mai 1989, S. 5. Vgl. auch Ulrich Lohmar, Die Medien und die politische Kultur, in: Das Parlament vom 15.12.1989, S. 13

Eine Nachricht, ein Kommentar?
Vorgeschaltete Moderation

Dieses Forum ist moderiert. Ihr Beitrag erscheint erst nach Freischaltung durch einen Administrator der Website.

Wer sind Sie?
Ihr Beitrag

Um einen Absatz einzufügen, lassen Sie einfach eine Zeile frei.

Hyperlink

(Wenn sich Ihr Beitrag auf einen Artikel im Internet oder auf eine Seite mit Zusatzinformationen bezieht, geben Sie hier bitte den Titel der Seite und ihre Adresse bzw. URL an.)