Streifzüge, Heft 55
Juni
2012
2000 Zeichen abwärts

Verlust

Mit vier war ich sehr draufgängerisch. Ich war (zugegeben) blond, meist in Cord- oder karierten Hosen, nicht allzu leicht zu beeindrucken, und ich fuhr Ferrari. Entsprechend rot. Was anderes kam nicht in Frage. Mein Beuteschema war klar: groß, dunkel, lässige Gangart. Hat immer geklappt.

Kleinere Kinder waren lästig, Buben was zum rumkommandieren, Mädels waren, nun ja, manche waren wie ich, andere waren Schmeichelkatzen. Frauen waren immer selbstverständlich. Es gab aber doch einige, die ich mochte. Mit Männern war es die reine Freude. Anbändeln ohne zu bezirzen, keine Rollenvorgaben, recht spielerisch. Libertins d’esprit, ein bisschen wild, dann wieder ganz ernsthaft, konzentriert, selten rücksichtslos. Die selbstgefälligen Deppen, die ignoranten Trotteln, faden Zipfe, unsensiblen Möchtegerns und kleinen Geister, die gab es wohl auch, denen war konsequent aus dem Weg zu gehen.

Ich bin immer noch nicht leicht zu beeindrucken, umso eher zu erheitern. Mit Autos verstellt eins heute vorrangig die Gegend, das lohnt nicht mal den Führerschein. Was anzieht ist nicht immer augenfällig, die Schlüsselreize sind andere geworden und es braucht einen zweiten, gelegentlich dritten Blick. Die Kids haben es nach wie vor nicht einfach. Meine Freundinnen machen mich staunen, jede für sich, ganz eigen. Die selbstgefälligen Deppen, die ignoranten Trotteln, faden Zipfe, unsensiblen Möchtegerns und kleinen Geister, die wurden nicht weniger. Und ich nicht weniger konsequent. Männer, wie soll ich es sagen, es gibt immer noch einige, die ich mag. Manche auch sehr und über längere Zeit. Und doch, es fehlt mir, es fehlt ihnen, es fehlt mir mit ihnen und ihnen mit mir an Leichtigkeit. Was wollen sie (sonst noch)? – Was mir, bin ich bei mir oder auch außer mir, nie in den Sinn kommt, die Zuschreibung Frau, wirkt dann bleischwer, erdrückend, lähmend, geisttötend.

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