Streifzüge, Heft 30
März
2004
2000 Zeichen abwärts

Vom Sparefroh zum geilen Geiz

Das Sparefroh-Männchen aus meiner Kindheit hat schon lange das Zeitliche gesegnet. Nun ist über Nacht das Sparen plötzlich urgeil geworden. Sparen nicht im Sinne von Geld aufs Sparbuch oder sonst wohin legen, sondern im Sinne von billig einkaufen. Es ist todschick, Schnäppchen zu jagen. Das österreichische Magazin Woman präsentierte unter der Rubrik Karriere/Budget 100 hippe Spartipps- 13 Spartipps gibt’s fürs Auto. Ich spare mir das Auto schon seit über fünfzehn Jahren. – Vielfliegerbonus: Wer viel fliegt, bekommt einen Gratisflug. Ich kann gar nirgends hinfliegen. Bei Bezug des Arbeitslosengeldes darf man weder ins Ausland noch auf Urlaub. – Gratis SMS. Ich spare mir das Handy. Ich kommuniziere persönlich, telefonisch, per E-Mail oder gar per leibhaftigem Brief. – Designer-Kleid von der Schneiderin! Da spare ich mir aber viel Geld, wenn ich auf beide verzichte. – Zwei Cocktails zum Preis von einem zur Happy Hour! Nein Danke! – Gratis Erdbeeren im Erdbeerland selber pflücken. Ich habe kein Auto um dorthin zu gelangen. – Auktionen im Dorotheum. Nicht nötig. – Proben von Parfums, Schampons, Hautcremen aus den Magazinen verwenden. Diese sind das Geld und die Proben nicht wert. – Sieht nach Spartipps für Verdienende aus! Was aber machen Arbeitslose oder Mc-Jobbende, deren Miete, Heiz- und Telefonkosten bereits mehr als ihr Einkommen ausmachen?

Und eins haben sie glatt vergessen bei den 100 Tipps: Das Reklamieren! Reklamieren von zu viel verlangtem Geld bei Einkäufen, Reklamieren verdorbener Lebensmittel oder nicht funktionierender Waren. Da kommt Woche für Woche ein erkleckliches Sümmchen zusammen. Ein nettes Zubrot zur Notstandshilfe gäbe es allerdings, wenn ich für die zeitraubenden Reklamations- Rennereien und für die dabei verschlissenen Nerven ein Honorar bekäme!

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