radiX, Aussendungen
Juni
2000

Zufälliger Flug aus dem Zugfenster?

Wie konnte Mann durch 13 cm hohes Zug-Fenster flüchten?

Prozess um schwer verletzten Schubhäftling und die Millionen-Kosten für seine Pflege in Schachzug der Polizei soll der Republik Österreich viele Millionen sparen helfen. Auf Kosten des Schwarzacher Krankenhauses. Dort lässt man sich das nicht gefallen und klagte den Staat.

Die Beamten entließen einen Schubhäftling aus Jugoslawien blitzartig aus der Schubhaft, als sich dieser bei der Abschiebung schwerste Verletzungen zugezogen hatte und seit Jänner 1998 ein unheilbarer Pflegefall ist.

„Bisher hat die Pflege des 24-jährigen Patienten fünf Millionen und 43.000 Schilling gekostet. Wer soll das bezahlen? Man lässt uns im Regen stehen“, kritisiert die Salzburger Rechtsanwältin Katharina Sedlazeck, die für das Spital die Klage eingebracht hat.

Abgesehen vom Ringen um die stattliche Summe macht den Prozess auch die Frage spannend, wie es zu der schweren Verletzung des Mannes aus Jugoslawien gekommen ist. Denn so, wie der Unfall im Gerichtsakt beschrieben wird, ist er nur sehr schwer nachvollziehbar.

Demnach soll sich der Schubhäftling während eines Zwischenstopps im Bahnhof Schwarzach in der Zugstoilette eingesperrt haben, durch das WC-Fenster geklettert und kopfüber auf die Geleise gestürzt sein. Dabei habe er sich irreparable Gehirnverletzungen zugezogen. Katharina Sedlazeck: „Fenster der Zugstoiletten sind 60 Zentimeter breit, aber nur 13 bis 20 Zentimeter hoch. Wie soll da ein Mensch durchschlüpfen?“ Die Anwältin hat deshalb das Gutachten eines Sachverständigen für Bahntechnik angefordert.

Wenn aber der 24-jährige Schubhäftling gar nicht durch das Fenster geflüchtet ist, wie kam er dann zu seinen schrecklichen Verletzungen? Während der Verhandlung am Freitag gab es keine befriedigenden Antworten darauf, der Prozess wurde vertagt.

Offen blieben vor Gericht auch die Fragen der Anwältin, weshalb der Patient nicht ein halbes Jahr nach dem Unfall auf dem Schwarzacher Bahnhof entweder nach Bayern zurückgestellt oder seine Abschiebung nach Jugoslawien vollendet worden war. Denn damals, so Katharina Sedlaceck, sei der Gesundheitszustand des Mannes stabil gewesen.

Autor: Roman Hinterseer aus: www.kurier.at

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