Oktober
2001
Das kleine Adorare
Antideutscher Katechismus, aufgefunden von Franz Schandl
- Bisher wurde allerlei geglaubt, es kömmt aber darauf an, uns zu glauben.
- Nur was geglaubt werden muss, muss nicht bewiesen werden, da es schon a priori gesetzt ist.
- Die Richtigkeit unserer Kritik manifestiert sich darin, dass sie nicht verstanden werden kann. Sie ist vernünftig, weil sie niemand kapiert.
- Wenn wir nicht verstehen, was wir sagen, dann nehmen wir das zum Anlass, den anderen Ignoranten kräftig übers Maul zu fahren.
- Was zu zeigen war, ist gezeigt worden.
- Wer von uns abweicht, weicht ab ums Ganze, um das es geht.
- Unser ist die Essenz der Differenz in völliger Identität.
- Nicht nichts ist nichts, denn es ist alles nichts.
- Weil sich andere nicht in Frage stellen, stellen wir das für sie und ihnen nach.
- Wenn das Deuten ins Staunen übergeht und aus diesem nicht mehr herauskommt, bleibt nur die Hoffnung auf ein Wunder. So wundern wir uns.
- Fetischismus ist das Heil der Heillosen, denen nur mehr die Wunderheiler helfen.
- Die Halluzination ist die Projektion der Negation. Und auch ihr Projekt.
- Nur der Schamanismus der Kritik erlaubt die angemessene Besinnungslosigkeit.
- Lediglich die Spirale des Spiritualismus erleuchtet die Enormität des Anspruchs, der gar nicht erst ausgedrückt werden darf.
- Wenn wir nur denken, dass wir denken, können wir freilich auch nicht denken, dass wir nichts denken. Daher verdenken wir uns.
- Der Mensch schwenkt, wohin der Wert lenkt.
- Wir kennen keine Krise nicht, weil immer Krise ist, allgegenwärtig wie die Lösung, die eine Erlösung wäre, wenn sie nur wäre.
- Am Jargon erkennen die Jünger die ihrigen im Herrn.
- Wird das Denken zur Andacht, das Gebot zum Verbot, die Schrift zur Vorschrift, ist unsereins im Raum.
- Das Wichtigste ist das Deutsche. Dagegen leben und beben wir. Über alles und überall.
- Deutschland, Deutschland, wir verbeten Dich!
- Auschwitz denken heisst nichts mehr denken.
- Wer Auschwitz nicht als das Nichtbegreifbare begreift, begreift nicht das Nichtbegreifbare.
- Der Faschismus ist die Post für die Ewigkeit. Andere Behauptungen sind Verharmlosungen von.
- Wer nicht für uns ist, kann nicht sicher sein, nicht Antisemit zu sein.
- Wer nicht für uns ist, sollte sich vor jedwedem Antikapitalismus hüten.
- Wer rationalisiert, affirmiert.
- Wer erkennt, bekennt.
- Wer fragt, versagt.
- Gegen pathisches Rationalisieren helfen alleweil Ignoranz, Arroganz, Penetranz.
- Strikte Enthaltsamkeit von der Politik kippt um, sobald uns das Abendland heimholt.
- Gegen den Wert sein, heisst im Notfall für die Wertegemeinschaft zu sein.
- Gegen die Völker zu sein, bedeutet im Zwangsfall, die Nationen anzurufen.
- Kategorische Negation meint im Zweifelsfall lautstarke Akklamation.
- Der Müll in der Tonne ist Folge des Blicks aus ihr.
- Soll aus Abfall Auffall werden, ist Anfall angesagt.
- Nur wenn wir knallen, hört man uns durch.
- Die Denunziation ist der Rückhalt unserer Losigkeit.
- Unsere Mindestbedingung ist das Ultimatum.
- Die Kommandoerklärung ist das Aggregat der Kommunikation.
- Das Bombardment für den Wert ist der absolute Höhepunkt militärischer Aufklärung.
- Weil der Staat es ist, der unsere Praxis bestimmt, haben wir uns für den amerikanischen entschieden.
- Da der Tag nicht ins Abendrot versinkt, sollte man zumindest den Morgenthau zur Tageslosung erheben.
- Die Wirklichkeit des Kapitals liegt ausserhalb seiner Möglichkeit. Nicht wir sind weggetreten, sondern jene.
- Erst im Kommunismus kommt der Kapitalismus als Begriff zu sich. Dessen Wesen können wir nur erkennen, wenn das Unwesen abgeschafft ist.
- Da die Wahrheit über die Wirklichkeit erst nach der Abschaffung geklärt werden kann, ist die Wirklichkeit in Wahrheit nicht wahr.
- Luxus ist die Fülle des Kapitals abzüglich seiner Form.
- Der reine Wille ist der Vater aller Vermögen.
- Das Einfache ist einfach zu machen, indem man es einfach macht.
- Der Schritt zum Kommunismus ist ein Stechschritt.
Aus: Sonderbare Sonderwege. Almanach für angehende Antideutsche.
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