Ihre Zivilcourage kann Leben retten!
Die größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa legt viel Wert auf ein nobles Image: Geschäftsleute und Urlauber sollen sich rundum wohl fühlen. Doch auch mit der Abschiebung macht die Lufthansa ihr Geschäft: Fast die Hälfte aller Abschiebungen aus Deutschland wird durch die Lufthansa durchgeführt. Manchmal mit tödlichem Ausgang: Am 28. Mai 1999 starb der Sudanese Aamir Ageeb im Linienflug nach Kairo durch Gewalthandlungen der Grenzschutzbeamten. Es war der fünfte Todesfall dieser Art in Europa innerhalb von zwei Jahren.
Am 3. Oktober versammelten sich am Münchner Franz-Joseph-Strauß-Flughafen rund 200 Aktivistinnen und verteilten im Zentralbereich an zahlreichen Terminals über 4.500 Folder an die Fluggäste. Allein 1998 wurden von diesem Flughafen 5.647 Menschen abgeschoben.
„Grüß Gott und willkommen auf dem Flughafen München — Information an alle Fluggäste“, war da zu lesen, und: „Vor dem Abflug möchten wir Sie über Vorschriften und Sicherheitsstandards informieren. Ihre Kenntnisse in diesem Bereich können Menschenleben retten. Daher bitten wir Sie, die folgenden Informationen aufmerksam zu lesen.“
Eine praktische Handreichung für Passagierinnen auf der letzten Seite des Folders erklärte dann, wie sich Fluggäste einmischen können, wenn sie eine Abschiebung beobachten:
- Fordern Sie das Personal auf, die Abschiebung zu verhindern!
- Verweisen Sie auf die Verletzung der Menschenrechte!
- Bundesgrenzschutzbeamte haben im Flugzeug übrigens keinerlei Polizeibefugnisse: gegen den Willen des Piloten dürfen sie keinesfalls Zwangsmaßnahmen anwenden. Fordern Sie den Flugkapitän daher auf, die Durchführung der Abschiebung zu verweigern!
- Protestieren Sie lautstark!
- Greifen Sie notfalls selber ein, z.B. indem Sie sich weigern, sich hinzusetzen!
- Bringen Sie Ihre Beobachtungen an die Öffentlichkeit!
- Fordern Sie schon bei der Buchung Ihres Fluges eine Bestätigung, daß auf Ihrem Flug nicht abgeschoben wird!
- Ihre Zivilcourage kann Leben retten!
Der Bayrische Flüchtlingsrat fordert Lufthansa-Fluggäste auf, mit Mut und Solidarität gegen die Unmenschlichkeit von Abschiebungen einzugreifen.