Kein Aprilscherz
Es war schon eine riesige Frechheit, daß der Beschluß des Parlaments „Frauen zum Heer“ halbwegs sang- und klanglos (bis auf Einsprüche der Grünen) über die Bühne gegangen ist. Aber eine noch größere Frechheit war, daß JournalistInnen diese Tatsache als Heil für die ganze Gesellschaft verkauften.
Am 1. April ist das Wunder geschehen: Die erlösende Rettung, die uns alle, Österreicher und Österreicherinnen, vor dem Bösen dieser Welt bewahren wird, ist auf uns hernieder gekommen. Jetzt gibt es nicht nur Götter und Göttinnen in Weiß, sondern auch in der Tarnfarbe Grün. Die Emanzipation hat gesiegt — sagen die einen, die es wohl nicht besser wissen wollen. Denn wie kann jemand behaupten, daß dies ein Schritt vorwärts in der Gleichberechtigungsfrage ist? Frauen, genannt weibliche Rekruten, müssen die Befehle von Männern ausführen, jederzeit und jederorts. Das gehört zum Soldatenberuf! Frauen lernen dort für das Machtinteresse der Männer zu morden und auszubeuten. HERRschaftsstrukturen müssen aufrechterhalten werden. Und genau diese muß Mann allen Österreichern — und dazu gehören mehr als 50% Frauen — schmackhaft machen. Nun fühlen sich auch Frauen vom Männermachtapparat angesprochen; ihnen wurde das Gefühl vermittelt, wichtig in der Bundesheerfrage zu sein. Und wofür? Um der Sinnkrise des Bundesheeres entgegenzuwirken und die Akzeptanz in der weiblichen Bevölkerung zu steigern, damit eine Annäherung bzw. ein Beitritt zur Militärmacht NATO möglich wird. Denn bei einer Volksabstimmung dürfen in Österreich auch Frauen ihre Meinung kundtun.
Deshalb ließ es sich die Arbeitsgemeinschaft für Wehrdienstverweigerung und Gewaltfreiheit Wien sich nicht nehmen, am ersten Einrückungstermin der Frauen in Straß (Bezirk Leibnitz/Steiermark) ihre Anliegen vor der Kaserne klar aufzuzeigen: „Männer raus statt Frauen rein“, denn „Soldatinnen sind Mörderinnen“.