FORVM, No. 303/304
März
1979

Lämmergeier im Käfig

Von Schwänzen, Kerzen und sonstigen Männerphantasien

Kuli (der etwas auf einem Wanderkalender abhakt): Wieder ane. Numero zwahundertzehn. Ganz schä für drei Monat. Zwakommavier pro Tag. Trotzdem. Der große faustische Fick bleibt aus. Verweile doch hab i bis jetzt no zu kaner gsagt ... Solang mir aber net danach is, des zu sagen, erfüllt mich mein ganzes Sexualleben mit aner leisen Melancholie. Weil immer, wenn i a Katz aufs Kreuz leg, tut’s mir leid, daß mir in der Zwischenzeit Millionen andere entgehn. Es ist scho a Jammer, daß des männliche Geschlecht nur mit einem Geschlechtsorgan auf die Welt kommt. Mit einem Schwanz auf sämtlichen Seiten — wer schafft des?

i bin no immer
net befriedigt,
bin no immer
net befriedigt
i probier’s
und probier’s
und probier’s
und probier’s
aber es nutzt nix.
 
wenn i in die zeitung schau
und i sich a superfrau,
eine rosa augenweide ohne feigenblatt,
und i les, ihr macht’s pläsir,
aber leider net mit mir,
dann bin i anders satt.

Kulis Bude, ein großes Bett, Sexposters, Spiegel

Kuli (der Roten die Bettdecke wegziehend): Alsdann, es war sehr klaß, es hat mich sehr gefreut, aber jetzt ziag di gfälligst wieder an, und pfüat di Gott, schöne Gegend. A andere Muatter hat aa a schöns Kind, und mei Kalender ist gstopft voll von Termine. Na fahr scho ins Gwand, klane Klingelfee, in aner Viertelstund hab’i mei nächstes Rendezvous.

Rote (ihre Wäsche zusammensuchend): Jaja, ich verschwind schon, du Pseudodonjuan. In der Nacht hast es allerdings weitaus weniger eilig ghabt. Geduld, Süße, Geduld, gut Ding braucht Weile. Bis der Mr. Sex hochkommt, des dauert scho sei Zeit.

Kuli (öffnet demonstrativ das Fenster): No, bei dera Verkehrsdichte is des a ka Wunder. Du hastja ka Ahnung, was i in die letzten paar Wochen auf diesem Sektor leiste (blättert). Sixt, i hab fast keine freie Minute. Ma miassert mir rein einen Stachanow-Orden verleihn.

Rote: Daß i net lach! Wo ist denn mei Büstenformer?

Kuli: Büstenformer? Was gibts denn da no zu formen?

Rote: Heast wer net pappert, sonst hast a Tuttelwaschen!

Kuli: A da schau! Die teure Frau kriegt an billigen Geruch ...

Rote: Geh halt doch die Pappen, du komischer Vogelhändler! Draht eina, als hätt er an’ Lämmergeier in Käfig ...

(Aus: Peter Henisch: Lumpazimoribundus, Sessler Verlag, Wien 1978)

Mizzi: Heagebn soinsn!

7. Mädchen: ’s Haserl hot heit aa Gebuatstog!

6. Mädchen: Wia jung is denn no?

3. Mädchen: I schenk ia an Schnulla!

5. Mädchen: Damit s’ nimma de Zechn lutscht ...

1. Mädchen: Wäu ma a wos andas lutschn ka —

4. Mädchen: Des kannst du ia oba net schenkn! (Gekreisch)

Frauenstimme: Ruuuhee!

7. Mädchen (eindringlich): Oba ea wü iano vü mea schenkn, schreibt a!

5. Mädchen: Wea blost do wen —

1. Mädchen: Wea von uns is jetzt de Sau?

5. Mädchen: — auf da Tuatn de Keazn aus?

7. Mädchen: Und Keazn schenkta da bestimmt vü!

Mizzi: I brauch kane Keazn!

3. Mädchen: Hota da im Briaf ane beiglegt?

7. Mädchen: Wäu notwendig hättsas.

Mizzi (verzweifelt): Des is ja olles net woa, ... is des olles, wos du sogst ... glogn!

Aus: Peter Slavik: Ama, amas, amat, Sessler Verlag, Wien 1978.
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