Liebe Leserin, lieber Leser
Das Problem, das sich für uns schon seit längerem stellt, nämlich viel zu viel Text für von uns bedruckbare Seiten zu haben, hat sich über den Sommer dramatisch verschärft! Fast 100 Seiten könnten wir mit einer Vielzahl von spannenden Artikeln — sowohl von Redaktionsmitgliedern als auch von GastautorInnen — füllen. So mussten wir also darangehen, das, was zunächst für eine — besonders umfangreiche — Ausgabe gedacht war, wieder auseinanderzuklauben und so halten Sie nun eine Context XXI-Ausgabe in der Hand, die — ihres geplanten Schwerpunkts „Frauen im Widerstand, in Exil und Verfolgung im Nationalsozialismus“ (dieser kommt in geballter Form in der kommenden Ausgabe von Context XXI aufs Papier, mit Vorfreude erwartet!) entledigt — gleich zwei neue Schwerpunkte erhalten hat. Zum einen die Fortsetzung der Auseinandersetzung um den Krieg im Irak, den Sturz des Baathistischen Regimes und die Friedensbewegung in Österreich, einerseits mit zwei längeren Artikeln, die sich beide mit der einigermaßen verzerrten Wahrnehmung der Nachkriegssituation im Irak in Europa auseinandersetzen, verfasst von Thomas Schmidinger, von Thomas von der Osten-Sacken und Thomas Uwer, andererseits mit kurzen Kritiken und Kommentaren zur aktuellen Friedensbewegung und zur Diskussion darüber, eine Diskussion, die den Sommer über redaktionsintern fortgesetzt wurde und weiterhin offen bleiben soll, gerade dort wo sie über den konkreten Anlassfall hinausgeht und zu durchaus spannenden theoriepolitischen Diskussionen führen kann.
Context XXI sollte dafür weiterhin eine Plattform bieten, den Raum offen halten für Diskussionen, die in den letzten Jahren zunehmend nur noch aus der Distanz und mit der dabei unvermeidlichen Unschärfe geführt wurden. Der zweite kleine Schwerpunkt steht mit diesem Diskussionsbedarf ebenfalls in engem Zusammenhang: Es geht um das erste „Austrian Social Forum“, das Ende Mai in Hallein stattgefunden hat. Drei unterschiedliche und unterschiedlich kritische Einschätzungen dieses für österreichische Verhältnisse doch nicht unerheblichen „Events“ bzw. dessen was dort tatsächlich passierte und möglich oder unmöglich war, finden sich dazu im Heft.
Außerhalb des Schwerpunkts reist Alexander Schürmann-Emanuely in seinem Essay über Fellini zurück nach New York 1993, Heribert Schiedel analysiert aktuelle Tendenzen zur „Querfront-Bildung“, Kaveh Azadi gibt einen Einblick in die sich neuerlich formierende Protestbewegung im Iran und Florian Markl würdigt Johannes Agnoli mit einem Nachruf. Die Rezensionen kommen diesmal von Heide Hammer, James R. Moser und Stephan Grigat.
Schließlich möchte ich noch hinzufügen, dass dies — nach zwei Jahren intensiver Arbeit am und im Projekt Context XXI — die letzte Ausgabe sein wird, die ich bis zum Druck als koordinierende Redakteurin betreue, da ich für einige Monate Ösi-Land in Richtung Süden verlassen werde. So bleibt noch eine anregende Lektüre zu wünschen und: Lest Context XXI, abonniert Context XXI, hört Context XXI-Radio!
August 2003