Linke Subkultur
In Wien Ottakring versuchen junge Menschen eine neue basisdemokratische Initiative.
In Ottakring tut sich was! Neben dem schon seit zwei Jahren etablierten Club International am Brunnenmarkt hat der 16. Wiener Gemeindebezirk Ende November vergangenen Jahres ein zweites Kultur- und Politzentrum bekommen: das Stadtteilzentrum Ottakring.
Zur Eröffnung sang der linke Chor „Gegenstimmen“ im restlos überfüllten Lokal des Stadtteilzentrums B.A.C.H. auch das Einheitsfrontlied im Sinne einer politischen Tradition, an die die InitiatorInnen anknüpfen wollen.
„Wir wollen offen sein für alles, was politisch links ist“, gibt Mitarbeiter Peter Zumer den Rahmen der Aktivitäten vor. Genauer wird in der politischen Grundsatzerklärung des Ottakringer „Vereins für aktive Einmischung und Politik, Wirtschaft und Kultur“ formuliert: „Wir gehen davon aus, daß eine tiefgreifende gesellschatftliche Umwandlung hin zu einer sozial gerechten, basisdemokratischen und ökologischen Gesellschaft ohne Gewalt und Herrschaft dringend notwendig ist. Diese Umwandlung soll durch die Macht von unten herbeigeführt werden.“
Begonnen hat alles vor ungefähr zwei Jahren, als einige Aktivistinnen des plötzlich geschlossenen „Casework“ im Nachbarbezirk Hernals auf der Straße standen. Der ehemalige Mitarbeiter des „Casework“ und der Alternativen Liste Wien, Norbert Amberger, stellte in seinem ererbten Haus in der Bachgasse 21 Räumlichkeiten zur Verfügung, im Keller wurde ein Veranstaltungslokal ausgebaut, das als ökonomische Stütze und Begegnungsstätte des Stadtteilzentrums gedacht ist.
Die politische Seite setzt sich aus mehreren Gruppen zusammen: Die Kulturgruppe, die sich vor allem auf den Subkulturbereich hin orientieren will, arbeitet eng mit dem Beisl zusammen. Eine Kindergruppe hat auf dem Dachboden eine Heimstätte gefunden.
Die politische Arbeit des Stadtteilzentrums Ottakring wird durch den Infoladen und die Zeitungsgruppe, die monatlich die „Stadtteil-Zeitung Ottakring“ herausgibt, getragen. „Wir stellen eine Infrastruktur für Bürgerinitiativen zur Verfügung“, umreißt Ilse Grond die Aufgaben des Infoladens. Der Schwerpunkt liegt auf der Beratungsebene, etwa in den Bereichen KonsumentInnenschutz, Mietrecht und Zivildienst. Grond: „Die Leute sollen motiviert werden, selbt Gruppen zu bilden, das kollektive Handeln gefördert werden.“ Darüber hinaus soll die Kommunikation zwischen den einzelnen Gruppen verstärkt werden. „Das Schlagwort, das ich nicht gerne verwende, heißt Vernetzungsarbeit“, erklärt Peter Zumer.
Sein persönliches Anliegen, das er im Rahmen der Stadtteilarbeit vorantreiben will, ist eine bessere Zusammenarbeit zwischen den immer mehr werdenden selbstverwalteten Betrieben sowie die Herausgabe eines alternativen Branchenführers.